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SPERRFISCHEREI

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weidende vieh und wegen des iibrigen wasserbedarfs auch fur die trockene somrnerzeit zu<br />

erhalten (P u sk a r e v , Рыбн. пром., Вкст. рыб. 1897, s. 221), und zweitens damit, dass der<br />

fang der verhaltnismiissig grossen fischmengen, die in den uberschwemmungsseeen erbeutet<br />

werden, wegen der besseren konservierung mit mehr vorteil in den friihwinter verlegt wird.<br />

Infolge der um diese zeit eintretenden froste frieren auch die in rede stehenden seicliten<br />

seeen schon so griindlich aus, dass die fische mangels frischer luft gefahr laufen zu ersticken<br />

und grosseren gewassern zuzustreben beginnen, ein umstand, der die erwahnte zeit ebenfalls<br />

fiir den faug am geeignetsten macht.<br />

Uns scheint also, dass die iiberschwemmungsseewehre fruher sowohl im europaischen<br />

Russland wie in Sibirien aus lattenschirmen gebaut worden sind. Im obigen (s. 51)<br />

haben wir nachzuweisen versucht, dass sich die aufmerksamkeit der fischer schon sehr friih<br />

den vorbedingungen hat zuwenden miissen, die die uberschwemmungsseeen als flschereiplatze<br />

darbieten, und dass die wehrfischerei unter diesen umstanden schon seit uralten<br />

zeiten an denselben ausgeiibt worden ist.<br />

Dass diese fangart also auch bei den finnisch-ugrischen volkern lange gebrauchlich<br />

gewesen ist, ist klar. Dass sie heutzutage bei den finnen, esten und lappen nicht anzutreffen<br />

ist, braucht nicht das gegeuteil zu beweisen, denn in ihren gegenwartigen hochgelegenen<br />

wohnsitzen sind diese volker nicht in der lage gewesen sie auszutiben. In dem umfangreichen<br />

gebiet dagegen, das sich von der Lena bis zur Petsora, zum Ilmensee, zum Kaspischen<br />

meere und zu dem delta der Donau erstreckt, auf diesen weiten flachen, innerhalb<br />

deren grenzen die finnisch-ugrischen volker ohne zweifel ihre friihsten geschichtlichen wandlungen<br />

durchgemacht, die finnisch-ugrische, die finnisch-permische, die finnisch-mordwinische<br />

zeit gelebt haben, hat sich dahingegen zur fischerei in den uberschwemmungsseeen in den<br />

meisten gegenden die beste gelegenheit geboten. Es ist daher unseres erachtens nicht zu<br />

gewagt, wenn wir von der wahrscheinlichkeit reden, dass der fischfang in den uberschwemmungsseeen,<br />

den die ostjaken, wogulen und syrjanen noch heute in so ausgedehntem<br />

masse treiben, den finnisch-ugrischen volkern bereits zur zeit ihres zusammenlebens bekannt<br />

gewesen ist. Da gewichtige griinde zu beweisen scheineu, dass sie zu derselben zeit<br />

schon mit der anwendung der lattenschirme vertraut waren, des materials also, aus welchem<br />

die iiberschwemmungsseewehre noch heutigen tages bei verschiedenen auf einem primitiveren<br />

standpunkt verharrenden volkern hergestellt werden, miissen wir den schluss<br />

ziehen, dass die wehre, die sie in jenen fernen zeiten zu dem in rede stehenden fang<br />

benutzten, gerade aus lattenschirmen gefertigt waren.<br />

Mit welcher art von fanggeraten fischten aber jene noch in ihrer gemeinsamen heimat<br />

hausenden finno-ugrier an ihren iiberschwemmungsseewehren und welche form besassen<br />

diese wehre selbst?<br />

Auf die erste frage ist nicht leicht eine antwort zu finden. In der vergleichenden<br />

untersuchung, die wir oben iiber die fanggerate der finnisch-ugrischen volker angestellt haben,<br />

ist es uns nicht gelungen den nachweis zu fiihren, dass auch nur eines dieser gerate so hohen<br />

alters ware, dass wir ihm finnisch-ugrischen ursprung zusprechen konnten; so verhielt es<br />

sich mit den fischzaunen und mit den kehlenreusen; nur beziiglich der trompetenreusen konnten<br />

wir die inoglichkeit geltend machen, dass sie in die finnisch-ugrische zeit zuriickgehen.<br />

Anderseits wissen wir aber, dass das wehr ohne selbstfangige gerate existieren<br />

kann, dass es dazu in wirklichkeit auch alter als alle selbstfangigen gerate ist. Zu dieser<br />

auffassung vermochten uns im obigen erstens die trampverzaunungen, zweitens die durch<br />

ebbe und flut bedingten verzaunungen und drittens gerade die verzaunungen fur iiber-

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