Quantentheorie II - FIAS
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Kapitel 4 · Vielteilchensysteme aus freien Teilchen<br />
4.4 Fockräume freier Bosonen und Fermionen<br />
In diesem Abschnitt beschäftigen wir uns ausführlich mit der Beschreibung von Vielteilchensystemen,<br />
die aus nichtwechselwirkenden Teilchen bestehen, die auch keinem äußeren Potential ausgesetzt sind.<br />
Dies dient nicht nur der Einübung der oben entwickelten quantenfeldtheoretischen Vielteilchenrechentechnik<br />
im Fock-Raumformalismus sondern bildet auch eine wichtige Grundlage für das Studium<br />
wechselwirkender Vielteilchensysteme im Rahmen der Störungstheorie, womit wir uns im nächsten<br />
Kapitel beschäftigen wollen. Dies wird uns auf die ungemein schlagkräftige Methode der Feynman-<br />
Diagramme führen. Als eine erste Anwendung der Vielteilchenmethoden werden wir aber auch die<br />
Thermodynamik idealer Quantengase behandeln.<br />
Wir betrachten zunächst wieder Bosonen und Fermionen zusammen. Wir arbeiten von nun an im Heisenberg-Bild<br />
und lassen im folgenden die Indizes H an den Operatoren und Zuständen weg, ebenso<br />
wie die Bezeichnung „Fock“ an den Operatoren. Fettgedruckte Symbole stehen im folgenden stets für<br />
Operatoren im Fockraum. Differentialoperatoren im Sinne der „ersten Quantisierung“ kennzeichnen<br />
wir mit einem Dach über dem Symbol.<br />
Der Hamiltonoperator für freie Teilchen lautet gemäß (4.3.22)<br />
∫<br />
<br />
H = dξ ψ † (t,ξ ) − ∆ <br />
ψ(t,ξ ), (4.4.1)<br />
2m<br />
und die Bewegungsgleichung ist wegen (4.3.37) die Schrödingergleichung für ein freies Teilchen<br />
i ∂ <br />
∂ t ψ(t,ξ ) = − ∆ <br />
ψ(t,ξ ). (4.4.2)<br />
2m<br />
Wie wir gleich sehen werden, empfiehlt es sich, die Teilchen zunächst in einem endlichen Volumen<br />
zu betrachten. Dazu wählen wir einen Würfel der Kantenlänge L. Da wir an Randeffekten nicht interessiert<br />
sind und schließlich an geeigneter Stelle unserer Rechnungen zum Limes L → ∞ übergehen<br />
wollen, können wir die Randbedingungen bequem wählen. Besonders einfach sind periodische Randbedingungen<br />
ψ(t, ⃗x + L⃗n,σ) = ψ(t, ⃗x) für alle ⃗n ∈ 3 . (4.4.3)<br />
Die Lösungen der Feldgleichungen (4.4.2) lassen sich nun nach den ebenen Wellen<br />
u ⃗p,σ (t, ⃗x) = 1<br />
<br />
V<br />
3 exp −i[E(⃗p)t − ⃗p · ⃗x)] χ σ (4.4.4)<br />
entwickeln. Dabei ist χ σ der Spaltenspinor bzgl. der Eigenbasis zu σ z<br />
zu den Eigenwerten σ mit σ ∈<br />
{−s,−s + 1,..., s − 1, s}.<br />
Damit die periodische Randbedingung (4.4.3) erfüllt ist, muß offenbar<br />
⃗p = 2π L ⃗n mit ⃗n ∈ 3 (4.4.5)<br />
erfüllt sein. Die Normierung der Moden (4.4.4) ist so gewählt, daß<br />
∫<br />
d 3 <br />
x u ⃗p,σ (t, ⃗x) 2 = 1 (4.4.6)<br />
V<br />
ist. Damit die Bewegungsgleichung (4.4.2) erfüllt ist, muß die Dispersionsrelation<br />
E(⃗p) = ⃗p2<br />
2m<br />
(4.4.7)<br />
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