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Quantentheorie II - FIAS

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7.1 · Klassische Elektrodynamik als Eichtheorie<br />

Damit das Eichfeld dynamische Photonen beschreibt, müssen wir noch den eichinvarianten Term für<br />

freie masselose Vektorfelder als „kinetischen Term“ zur Lagrangedichte (6.3.67) hinzuaddieren. Damit<br />

haben wir die Lagrangedichte der Quantenelektrodynamik<br />

= − 1 4 F µν F µν + ψ(i /∂ − m)ψ − qA µ j µ mit j µ = ψγ µ ψ, F µν = ∂ µ A ν − ∂ ν A µ (7.1.14)<br />

aus dem Prinzip der Eichinvarianz hergeleitet. Da die zugrundegelegte Symmetriegruppe U(1) abelsch<br />

ist, bezeichnet man die QED als abelsche Eichtheorie. Damit ψ Elektronen als Teilchen und Positronen<br />

als Antiteilchen beschreibt, muß q = −e = − 4πα gesetzt werden. Dabei ist α ≃ 1/137 die<br />

Sommerfeldsche Feinstrukturkonstante.<br />

Um eine eindeutige Lösung der Feldgleichungen zu erhalten, müssen wir wie schon im Fall freier Felder<br />

(vgl. Abschnitt 6.4) die Eichung fixieren. Hierzu wählen wir die Coulomb-Eichbedingung<br />

div ⃗ A = 0, (7.1.15)<br />

die zwar nicht manifest Lorentz-kovariant ist, dafür aber auch im Falle wechselwirkender Felder eine<br />

vollständige Eichfixierung gewährleistet, wie wir gleich sehen werden. Für das elektromagnetische Feld<br />

ergeben sich dann wie für freie Felder die beiden dreidimensional transversalen Feldfreiheitsgrade<br />

als die dynamischen Feldfreiheitsgrade, und folglich enthält die mittels der Modenentwicklung nach<br />

ebenen Wellen im Wechselwirkungsbild quantisierte Theorie keine unphysikalischen Freiheitsgrade<br />

mehr, denn es treten nur Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren für die dreidimensional transversalen<br />

Feldfreiheitsgrade auf.<br />

Das Feld A 0 , welches schon deshalb kein unabhängiger dynamischer Freiheitsgrad sein kann, weil wie<br />

im Falle freier Felder der dazugehörige kanonische Feldimpuls identisch verschwindet, läßt sich aufgrund<br />

der Feldgleichungen als Funktional des elektromagnetischen Stromes q j µ eliminieren. Es ergibt<br />

sich als instantanes Coulombpotential aus der Ladungsdichteverteilung der Elektronen und Positronen.<br />

Dies scheint der Einstein-Kausalität zu widersprechen, denn in einer relativistischen Feldtheorie<br />

kann es keine sich instantan ausbreitenden Wirkungen geben. Wie wir aber unten zeigen werden, stellt<br />

die Eichinvarianz der Theorie sicher, daß in der Tat beobachtbare Größen stets retardiert auf äußere<br />

Störungen reagieren, wobei die Wirkungsausbreitung stets unterhalb der Lichtgeschwindigkeit bleibt.<br />

Dabei heben sich die scheinbaren Effekte des instantanen Coulomb-Terms gegen andere unphysikalische<br />

Terme aus der übrigen Wechselwirkung weg.<br />

Ein Vorteil der Coulomb-Eichung (insbesondere in nichtrelativistischen Anwendungen auf Atome und<br />

Moleküle mit vielen Elektronen oder in der Theorie des kondensierten Zustandes) ist andererseits die<br />

Möglichkeit, zunächst das (über die naive Störungstheorie hinausgehende!) Problem des gebundenen<br />

Zustandes mittels des Coulomb-Anteils des Hamiltonoperators näherungsweise zu lösen und dann das<br />

dynamische Photonenfeld störungstheoretisch zu berücksichtigen. Dies führt dann einerseits zu Korrekturen<br />

der gebundenen Zustände (z.B. die Lamb-Shift, die zur Aufhebung der Entartung bestimmter<br />

Energieniveaus in Atomen führen und die zur Entwicklung der modernen Renormierungstheorie für<br />

die QED Ende der 1940er Jahre durch Feynman, Schwinger, Tomonaga und Dyson geführt hat),<br />

andererseits aber auch zu Größen wie der Intensitätsverteilung von Spektrallinien aus Strahlungsübergängen<br />

des Atoms.<br />

Um die Theorie zu quantisieren, leiten wir die Bewegungsgleichungen für das elektromagnetische Feld<br />

her, indem wir die Wirkung<br />

∫<br />

S[A,ψ,ψ] = d 4 x (x) (7.1.16)<br />

4<br />

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