Quantentheorie II - FIAS
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1.14 · Gemischte Zustände<br />
Wir bemerken noch, daß für explizit zeitabhängige Operatoren O(t) := O[⃗x(t), ⃗p(t); t] die Bewegungsgleichung<br />
(1.9.10) durch<br />
O(t) = A(t)O[⃗x(0), ⃗p(0); t]A † (t) (1.13.33)<br />
gelöst wird, wie man sofort durch Bilden der Zeitableitung und Berücksichtigung von (1.13.29) beweist<br />
(Übung!).<br />
1.14 Gemischte Zustände<br />
Im Rahmen der <strong>Quantentheorie</strong> läßt sich ein System nicht genauer determinieren als es durch seine<br />
Präparation in einem durch einen Zustandsvektor |ψ〉 repräsentierten Zustand möglich ist. Dies kann<br />
z.B. dadurch geschehen, daß man ihn zur Zeit t = 0 in einem simultanen Eigenzustand eines vollständigen<br />
Satzes kompatibler Observabler präpariert. Die physikalische Bedeutung dieser vollständigst<br />
möglichen Festlegung des Systemzustandes ist allerdings allein durch den statistischen Gehalt des Zustandsvektors<br />
gemäß der Bornschen Formel (1.1.2) gegeben. Selbst bei vollständiger Präparation des<br />
Systems sind somit nicht die Werte aller Observabler festgelegt, sondern nur derjenigen Observablen,<br />
die ihrerseits mit den Observablen des vollständigen Satzes kompatibler Observabler kompatibel sind.<br />
Die <strong>Quantentheorie</strong> ist eine statistische Beschreibung der Realität, und die Notwendigkeit einer statistischen<br />
Beschreibung rührt nicht von unserer mangelnden Kenntnis über den Systemzustand her,<br />
sondern ist prinzipieller Natur: Der <strong>Quantentheorie</strong> zufolge können eben keine zwei nichtkompatiblen<br />
Observablen simultan wohlbestimmte Werte besitzen. Die Unbestimmtheit der einen Observable<br />
bei Festlegung der anderen ist also unvermeidlich.<br />
In vielen Fällen werden wir aber noch nicht einmal volle Kenntnis vom Systemzustand besitzen, d.h.<br />
wir haben i.a. das System gar nicht in einem durch einen Zustandsvektor ψ repräsentierten Zustand 8<br />
präpariert. In solchen Fällen kann man aber immer noch „Quantenstatistik“ betreiben, d.h. eine Statistische<br />
Beschreibung im gleichen Sinne wie in der klassischen Statistichen Mechanik vornehmen.<br />
Diese statistische Beschreibung ist nun von der quantenmechanischen Statistik eines reinen Zustandes<br />
qualitativ verschieden, denn es handelt sich um eine statistische Beschreibung aufgrund einer unvollständigen<br />
Kenntnis des Systemzustandes, während die statistischen Eigenschaften des reinen Zustandes<br />
prinzipiell nicht durch genauere Präparation des Systems beseitigt werden können.<br />
Wenden wir uns also der Frage zu, wie man das System im Falle nicht vollständig vorgenommener Präparation<br />
quantenstatistisch beschreiben kann. Eine typische Präparation dieser Art können wir uns<br />
folgendermaaßen vorstellen: Nehmen wir an, wir könnten Teilchen in reinen Zuständen |ψ 1 〉, |ψ 2 〉,<br />
...|ψ n 〉 präparieren, z.B. durch Festlegung der Werte eines vollständigen Satzes kompatibler Observabler.<br />
Diese Sätze von kompatiblen Observablen können dabei aber für jeden dieser reinen Zustände<br />
durchaus unterschiedlich sein. Insbesondere können sie auch untereinander inkompatibel sein!<br />
Jedem dieser reinen Zustände entspricht nach der Bornschen Wahrscheinlichkeitsinterpretation ein Ensemble<br />
von voneinander unabhängig immer gleichartig präparierten Teilchen, wobei der reine Zustand<br />
<br />
<br />
durch den jeweiligen Zustandsvektor ψ j ( j ∈ {1,2,..., n}) repräsentiert wird.<br />
Wir können nun ein gemischtes Ensemble (kurz ein Gemisch) erzeugen, indem wir einem Experimentator<br />
zufällig (und unkorrelliert) immer jeweils Teilchen von irgendeinem dieser reinen Zustände<br />
schicken, und zwar mit der Wahrscheinlichkeit P j ≥ 0, ∑ n<br />
j =1 P <br />
<br />
j = 1, ein im reinen Zustand ψ j<br />
präpariertes Teilchen. Welche statistischen Eigenschaften dieses Ensembles von Teilchen wird der Experimentator<br />
dann messen?<br />
8 Solche Zustände des Systems werden in diesem Zusammenhang auch genauer als reine Zustände bezeichnet.<br />
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