Quantentheorie II - FIAS
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2.11 · Die Pauli-Gleichung<br />
Dabei ist χ ein beliebiges skalares Feld. Wir werden in einem späteren Kapitel noch genau auf die Eichinvarianz<br />
der Elektrodynamik zurückkommen, die sich dort als notwendige Folgerung aus der Symmetrie<br />
der speziell relativistischen Raumzeit (Minkowski-Raum) unter Poincaré-Transformationen<br />
ergeben wird.<br />
Eine interessante Folgerung aus dem Transformationsverhalten (2.11.47) ist, daß es in Theorien mit<br />
mehreren Teilchensorten keine Überlagerungen von Zustandsvektoren (bzw. Wellenfunktionen in der<br />
Ortsdarstellung) zu Teilchen mit verschiedener Ladung geben darf, weil für solche Überlagerungen die<br />
Theorie nicht mehr eichinvariant wäre, weil dann die Phasenfaktoren für die verschiedenen Wellenfunktionen<br />
verschieden wären, denn diese enthält explizit die jeweilige Ladung der Teilchen. Dieses<br />
Verbot von Superpositionen heißt Ladungs-Superauswahlregel.<br />
Wir leiten schließlich noch die Erhaltung der Norm der Wellenfunktion unter Zeitentwicklungen aus<br />
der Pauli-Gleichung her, die im abstrakten Bra-Ket-Formalismus (z.B. im Schrödingerbild) schon aus<br />
der Selbstadjungiertheit von H folgt. Allerdings ergibt sich bei der Herleitung für die Wellenfunktion<br />
der Wahrscheinlichkeitsstrom für Spin-1/2-Teilchen im elektromagnetischen Feld, der uns im nächsten<br />
Kapitel noch nützlich sein wird. Die Wahrscheinlichkeitsdichte für die Messung eines Teilchens<br />
am Ort ⃗x mit Spin-z-Komponente σ = ±1/2 ist nach dem Bornschen Postulat durch<br />
P(t, ⃗x,σ) = |〈⃗x,σ |ψ(t)〉| 2 = |ψ σ (t, ⃗x)| 2 (2.11.48)<br />
gegeben 7 . Interessiert man sich für die reine Teilchendichte, unabhängig davon, welche Spineinstellung<br />
man vorfindet, folgt<br />
P(t, ⃗x) = ∑ |ψ σ (t, ⃗x)| 2 = ψ † (t, ⃗x)ψ(t, ⃗x). (2.11.49)<br />
σ<br />
Wir wollen nun zeigen, daß es eine Wahrscheinlichkeitsstromdichte ⃗ j (t, ⃗x) gibt, so daß die Kontinuitätsgleichung<br />
∂ P<br />
∂ t + ⃗ ∇ · ⃗j = 0 (2.11.50)<br />
gilt. Dazu leiten wir (2.11.49) nach der Zeit ab und verwenden die Pauli-Gleichung für die Zeitableitungen.<br />
Wir benötigen dazu zunächst die Pauligleichung für den adjungierten Weyl-Spinor ψ † . Bilden<br />
wir also die hermitesch Adjungierte der Gleichung (2.11.31):<br />
−i ∂ ψ†<br />
∂ t<br />
= − 1<br />
2m ( ⃗ ∇ + i ⃗ A) 2 ψ † − g s µ B ψ † ˆ⃗S · ⃗ B + qΦ(t, ⃗x)ψ † . (2.11.51)<br />
dabei haben wir die Selbstadjungiertheit der Spinmatrizen verwendet. Nach einigen Umformungen<br />
(Übung) gelangt man schließlich zu der folgenden Form des Wahrscheinlichkeitsstromes<br />
⃗ j =<br />
1<br />
2mi [ψ† ⃗ ∇ψ − ( ⃗ ∇ψ † )ψ − 2iq ⃗ Aψ † ψ]. (2.11.52)<br />
Es läßt sich auch leicht zeigen (Übung), daß dieser Ausdruck unter der Eichtransformation (2.11.47) invariant<br />
ist, wie es für physikalisch beobachtbare Größen wie den Wahrscheinlichkeitsstrom sein muß 8 .<br />
7 Wir verwenden hier o.b.d.A. das Schrödinger-Bild der Zeitentwicklung.<br />
8 Diese Größe ist physikalisch beobachtbar, denn man kann die Anzahl der Teilchen eines im durch ψ beschriebenen<br />
Zustand präparierten Ensembles zählen, die in einem bestimmten Zeitintervall dt durch ein Flächenelement d ⃗ F fliegen. Der<br />
Erwartungswert dieser Anzahl von Teilchen (pro einlaufendes Teilchen) ist dann definitionsgemäß durch dN = dtd ⃗ F · ⃗j<br />
gegeben.<br />
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