Quantentheorie II - FIAS
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5.1 · Zweiteilchen-Streuung<br />
die Diagramme in (5.1.92) veranschaulicht werden, summieren, hätten wir die beiden ersten Terme<br />
erhalten (inkohärente Summe). Die <strong>Quantentheorie</strong> besagt aber, daß wir nicht die Wahrscheinlichkeiten<br />
sondern die Amplituden zu addieren und dann zu quadrieren haben, wie es ja auch in unserem<br />
Diagrammformalismus von selbst herausgekommen ist. Dadurch entsteht der Interferenzterm in der<br />
eckigen Klammer von (5.1.98). Das −-Zeichen rührt dabei offensichtlich von der Regel für die Vertauschung<br />
der beiden äußeren Fermionenlinien her. Durch Messung des differentiellen Streuquerschnittes<br />
(5.1.98) können wir also überprüfen, daß z.B. Elektronen tatsächlich Fermionen sind. Wären sie<br />
nämlich Bosonen, hätten wir exakt die gleichen Feynmanregeln erhalten, bis auf die Vorzeichenregeln<br />
für die Schleifen und die Vertauschung von äußeren Beinchen, da beim Wicktheorem für Bosonen keine<br />
Vorzeichenänderungen beim Permutieren von Erzeugern und Vernichtern auftreten. Es stellt sich<br />
freilich heraus, daß Elektronen tatsächlich Fermionen sind.<br />
Weiter müssen wir noch betonen, daß bei der Berechnung des totalen Streuquerschnittes nur der Bereich<br />
ϑ cm ∈ [0,π/2] zu betrachten ist, da wegen der Ununterscheidbarkeit der Teilchen der Rest des<br />
Raumwinkels zur selben Konfiguration im Endzustand führt. Freilich kann man aber auch über ϑ cm ∈<br />
[0,π] integrieren und dann das Resultat halbieren.<br />
Es ist charakteristisch, daß für das Coulomb-Potential gemäß (5.1.98) der totale Streuquerschnitt divergiert.<br />
Dies liegt daran, daß ein reines Coulombpotential in zweierlei Hinsicht unrealistisch ist: Zum<br />
einen finden sich immer Ladungen in der Umgebung der Teilchen, die zu einer Abschirmung des Coulombpotentials<br />
führen. Das führt dazu, daß effektiv doch wieder ein Yukawa-Potential wirksam wird.<br />
Dieses Phänomen heißt Debye-Abschirmung und wird in der Spezialliteratur zur Vielteilchentheorie<br />
ausführlich behandelt (s. z.B. [FW71, AGD76]).<br />
Zum anderen ist die elastische Streuung geladener Teilchen insofern unrealistisch als beschleunigte Ladungen<br />
immer auch elektromagnetische Wellen abstrahlen. Im Bild der (relativistischen) Quantenfeldtheorie<br />
entspricht dies der Erzeugung von Photonen, und selbst bei nichtrelativistischen Elektronen<br />
werden stets auch sehr niederenergetische Photonen abgestrahlt. Ein Detektor für Elektronen mißt<br />
die Energie derselben immer nur mit einer bestimmten Genauigkeit ∆E, so daß auch Streuvorgänge<br />
mitzuzählen sind, wo neben der elastischen Streuung auch alle Prozesse zu betrachten sind, bei der<br />
auch niederenergetische Photonen mit einer Gesamtenergie < ∆E abgestrahlt werden, was aber von<br />
den Detektoren wegen deren endlicher Energieauflösung nicht erfaßt wird. Es stellt sich dann heraus,<br />
daß bei Berücksichtigung dieses Effekts, ein endlicher totaler Streuquerschnitt resultiert [BN37, PS95].<br />
Wir können darauf in dieser Vorlesung nicht näher eingehen.<br />
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