Quantentheorie II - FIAS
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Kapitel 6 · Einführung in die relativistische <strong>Quantentheorie</strong><br />
Die stetig mit der Identität zusammenhängenden Lorentztransfomationen müssen also Λ 0 0 ≥ 1 erfüllen.<br />
Wie wir weiter unten noch sehen werden, impliziert dies, daß für zeitartige Vektoren solche<br />
Lorentz-Transformationen das Vorzeichen der Zeitkomponente ungeändert lassen. Diese Transformationen<br />
bilden daher offenbar wieder eine Untergruppe, die orthochrone Lorentz-Gruppe O(1,3) ↑ .<br />
Da offenbar die Raumspiegelung<br />
( ˆP µ ν ) = diag(1,−1,−1,−1) (6.1.35)<br />
offenbar orthochron ist aber offenbar det ˆP = −1 gilt, enthält O(1,3) ↑ noch Transformationen, die<br />
nicht stetig aus der Identität hervorgehen können.<br />
Die stetig mit der Identität zusammenhängenden Lorentztransformationen erweisen sich nun als genau<br />
die Lorentztransformationen die zugleich<br />
detΛ = +1, Λ 0 0 ≥ 1 (6.1.36)<br />
erfüllen. Dies sind die eigentlich orthochronen Lorentz-Transformationen. Als die Schnittmenge<br />
O(1,3) ↑ ∩SO(1,3) bilden sie ebenfalls eine Untergruppe, die man als eigentlich orthochrone Lorentz-<br />
Gruppe SO(1,3) ↑ bezeichnet.<br />
Die Lorentz-Invarianz einer physikalischen Theorie sollte genauer als Invarianz unter der Transformationsgruppe<br />
SO(1,3) ↑ verstanden werden. In der Tat zeigt sich, daß die schwache Wechselwirkung<br />
sowohl die Symmetrie unter Raumspiegelungen als auch (mit großer Wahrscheinlichkeit) der Zeitumkehr<br />
verletzt (s. z.B. [Nac86]), so daß nur SO(1,3) ↑ eine Symmetriegruppe der Natur ist, nicht aber<br />
ganze O(1,3) oder die anderen genannten größeren Untergruppen SO(1,3) bzw. O(1,3) ↑ .<br />
6.2 Das klassische Teilchenbild<br />
In diesem Abschnitt wollen wir die eben besprochenen mehr mathematischen Begriffsbildungen auf<br />
einfachste physikalische Sachverhalte von Teilchen im Rahmen einer klassischen Punktteilchenbehandlung<br />
anwenden, indem wir Stoßprozesse betrachten. Dies wird uns als Anschauungsbeispiel bei der<br />
Entwicklung der entsprechenden quantentheoretischen Begriffe noch gute Dienste leisten.<br />
6.2.1 Die relativistische Kinematik freier Punktteilchen<br />
Prinzipiell kann die Formulierung der relativistischen Mechanik eines Punktteilchens nach Wahl eines<br />
beliebigen Inertialsystems genau wie die Newtonsche Mechanik durch die Beschreibung der Bahnen<br />
im dreidimensionalen Euklidischen Raum des durch dieses Inertialsystem definierten Beobachters<br />
erfolgen. Dies ist aber insbesondere zur Formulierung grundlegender Naturgesetze nicht besonders<br />
bequem. Es empfiehlt sich hingegen, die Kinematik und Dynamik der Punktteilchen im vierdimensionalen<br />
Minkowskiraum zu betrachten.<br />
Wir beschreiben also die Bewegung eines Teilchens als Trajektorie im vierdimensionalen Minkowskiraum,<br />
d.h. wir führen einen beliebigen Parameter λ für diese Weltlinie des Teilchens ein: x µ = x µ (λ).<br />
Spezialisieren wir nun diese Beschreibung auf ein bestimmtes Inertialsystem, muß sich dieselbe Trajektorie<br />
auch umkehrbar eindeutig mit Hilfe der dazugehörigen Koordinatenzeit t = x 0 angeben lassen.<br />
Dies ist die schwächste Forderung an ein Kausalgesetz. Das bedeutet, daß die Trajektorie die Bedingung<br />
dx 0 (λ)<br />
dλ<br />
= dt<br />
dλ > 0 (6.2.1)<br />
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