Quantentheorie II - FIAS
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1.4 · Verträglichkeit von Observablen<br />
für genau einen Eigenwert a k ist. Für alle anderen Eigenwerte a k ′ muß dann außerdem w ψ (a k ′) = 0<br />
sein, und nur genau in diesem Falle besitzt die Observable A aufgrund der Präparation des Systems<br />
im Zustand |ψ〉 den wohlbestimmten Wert a k . Es muß also |ψ〉 tatsächlich ein Eigenvektor zu diesem<br />
Meßwert a k sein.<br />
In dem Fall, daß a k ein entarteter Eigenwert ist, d.h. wenn es mehrere linear unabhängige Eigenvektoren<br />
zu diesem Eigenwert gibt, genügt eine Festlegung der Observablen A auf diesen Wert nicht, um<br />
den Zustand eindeutig festzulegen, und wir müssen eine weitere Observable B messen, um den Zustand<br />
genauer zu bestimmen. Dabei müssen wir allerdings darauf achten, daß diese Messung mit der Festlegung<br />
des Meßwertes der Observablen A kompatibel ist. Es muß also für jeden möglichen Meßwert a k<br />
der Observablen A und jeden möglichen Meßwert b l der Observablen B wenigstens ein gemeinsamer<br />
Eigenvektor der dazugehörigen Operatoren A und B existieren. Nehmen wir also an, daß dies der Fall<br />
ist und bezeichnen diese gemeinsamen Eigenvektoren mit |a k , b l ,β m 〉, wobei β m wieder die, bei einer<br />
möglicherweise immer noch bestehenden Entartung dieser gemeinsamen Eigenwerte, zueinander orthonormiert<br />
gewählten Eigenvektoren durchnumeriert. Wir wollen nun herausfinden, was dies für die<br />
Operatoren A und B bedeutet.<br />
Dazu bemerken wir, daß wir wegen der Vollständigkeit der gemeinsamen Eigenvektoren<br />
A = ∑ A|a k , b l ,β m 〉〈a k , b l ,β m | = ∑ a k |a k , b l ,β m 〉〈a k , b l ,β m |,<br />
k l m<br />
k l m<br />
B = ∑ B |a k , b l ,β m 〉〈a k , b l ,β m | = ∑ b l |a k , b l ,β m 〉〈a k , b l ,β m |.<br />
k l m<br />
k l m<br />
(1.4.5)<br />
schreiben können. Das bedeutet aber<br />
AB = ∑ ∑<br />
a k b l ′ |a k , b l ,β m 〉〈a k , b l ,β m | a k ′, b l ′,β m ′ 〉〈a } {{ } k ′, b l ′,β m ′|<br />
k l m k ′ l ′ m ′<br />
= ∑ k l m<br />
a k b l |a k , b l ,β m 〉〈a k b l ,β m | = BA.<br />
δ kk ′ δ l l ′δ mm ′<br />
(1.4.6)<br />
Die Reihenfolge der Operatormultiplikation ist in diesem Fall also unerheblich, d.h. die Operatoren<br />
kommutieren. Definieren wir also den Kommutator zweier beliebiger Operatoren A und B vermöge<br />
[A, B] := AB − BA, (1.4.7)<br />
bedeutet unsere obige Rechnung, daß es für das Vorliegen eines vollständigen Orthonormalsystems von<br />
gemeinsamen Eigenvektoren zweier selbstadjungierter Operatoren notwendig ist, daß der Kommutator<br />
dieser Operatoren verschwindet:<br />
[A, B] = 0. (1.4.8)<br />
Man kann zeigen, daß diese Bedingung auch hinreichend ist.<br />
Um nun also den Zustand des Systems |ψ〉 vollständig festzulegen, müssen wir die Werte eines vollständigen<br />
Satzes voneinander unabhängiger miteinander kompatibler Observabler A, B, C ,...<br />
bestimmen. Dabei heißt ein Satz von Observablen kompatibel, wenn die dazugehörigen selbstadjungierten<br />
Operatoren untereinander kommutieren, so daß ein vollständiges Orthonormalsystem von<br />
simultanen Eigenzuständen dieser Operatoren existiert. Ein Satz solcher kompatibler Observabler<br />
heißt vollständig, wenn es zu allen möglichen Tupeln von Eigenwerten (a, b, c,...) genau einen linear<br />
unabhängigen simultanen Eigenvektor gibt. Die Unabhängigkeit der Observablen bedeuetet,<br />
daß nicht ein Operator Z in dem Satz als Funktion der übrigen Operatoren geschrieben werden kann,<br />
d.h. Z ≠ f (A, B,..., Y).<br />
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