Quantentheorie II - FIAS
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Kapitel 6 · Einführung in die relativistische <strong>Quantentheorie</strong><br />
d.h. die dazugehörige Ladung<br />
∫<br />
Q =<br />
∫<br />
d 3 ⃗x j 0 (x) =<br />
d 3 ⃗xψ † (x)ψ(x) (6.6.54)<br />
ist erhalten. Insofern wähnte sich Dirac schon am Ziel, eine konsistente Einteilchen-Interpretation für<br />
seine Wellengleichung analog zur nichtrelativistischen Quantenmechanik gefunden zu haben. Allerdings<br />
ergeben sich für die ebenen Wellen, die Lösungen für Teilchen mit bestimmtem Impuls entsprechen<br />
sollen, stets Lösungen mit postiver und solche mit negativer Frequenz ω = ±E( ⃗ k). Es stellte sich<br />
weiter heraus, daß für die relativistisch konstruierbaren Wechselwirkungen (allen voran die elektromagnetische)<br />
bei einer Anfangswellenfunktion, die nur aus der Superposition von Moden mit positiven<br />
Frequenzen (also in der Einteilcheninterpretation positiven Energien) gebildet wird, vermöge der<br />
Zeitentwicklung zu späteren Zeiten stets Moden mit negativen Frequenzen beigemischt werden. Die<br />
Projektion auf Moden positiver Frequenz ist also nicht verträglich mit der Zeitentwicklung, so daß die<br />
Moden mit negativer Frequenz notwendig zum Einteilchenhilbertraum der Wellenfunktionen hinzugefügt<br />
werden müssen. Dies hat nun notwendig zur Folge, daß die naive Interpretation der Diracgleichung<br />
im Sinne der Einteilchenwellenmechanik zu einer Theorie führt, für die der Hamilton-Operator<br />
nicht nach unten beschränkt ist, d.h. es existiert kein stabiler Grundzustand. Diracs genialer Ausweg<br />
war es, zu postulieren, daß im Grundzustand alle Zustände mit negativer Energie besetzt sind. Dieser<br />
Dirac-See sollte sich dann in hochenergetischen Reaktionen bemerkbar machen, die ein Elektron aus<br />
dem See herausschlagen können. Dieses Loch im Diracsee verhält sich dann wie ein Teilchen mit der<br />
Elektronenmasse aber positiver Ladung. Auf diese Weise gelangte Dirac (allerdings nach einigen interpretatorischen<br />
Komplikationen) zur Vorhersage der Existenz von Antiteilchen. Diese Löchertheorie<br />
ist äquivalent zu der quantenfeldtheoretischen Auffassung, die wir als nächstes entwickeln werden. Der<br />
Einführung des Dirac-Sees entspricht in der Quantenfeldtheorie einfach der Feynman-Stückelberg-<br />
Trick und die nachfolgende Normalordnung der Observablen wie Energie, Impuls, Ladung usw.<br />
Das Vorgehen entspricht genau dem beim elektromagnetischen Feld: Wir stellen als erstes eine lorentzinvariante<br />
Lagrangedichte auf, gehen zum (nicht manifest kovarianten) Hamiltonformalismus über<br />
und deuten die kanonischen Feld-Poisson-Klammerbeziehungen zu Antikommutatoren um. Es stellt<br />
sich nämlich heraus, daß Kommutatoren für Dirac-Teilchen nicht zum Ziel führen (insbesondere ergibt<br />
sich kein nach unten beschränkter Hamiltonoperator). Dies ist eine weitere Manifestation des oben<br />
erwähnten Spin-Statistik-Theorems, wonach Teilchen mit halbzahligem Spin 12 stets Fermionen sind.<br />
Um die Quantisierung des Feldes vorzubereiten, stellen wir zunächst die Lagrangedichtefunktion auf.<br />
Da die Feldgleichung eine Differentialgleichung erster Ordnung ist, darf die Lagrangedichte die Ableitungen<br />
nur linear enthalten. Da wir freie Teilchen beschreiben wollen, muß die Lagrangedichte eine<br />
Bilinearform des Dirac-Spinorfeldes sein, und damit die Lorentzinvarianz sichergestellt ist, sollte sie<br />
ein Skalarfeld ergeben. Dadurch werden wir auf die Lagrangedichte<br />
= ψ(i /∂ − m)ψ (6.6.55)<br />
geführt. Da ψ ∈ 4 ist, können wir wieder ψ und ψ als voneinander unabhängige Felder betrachten<br />
und getrennt voneinander variieren. Die Euler-Lagrangegleichungen ergeben dann in der Tat die Dirac-<br />
Gleichung (6.6.1) und die daraus folgende Gleichung für das Dirac-adjungierte Feld (6.6.51).<br />
Zum Übergang zum Hamilton-Formalismus, benötigen wir als nächstes die kanonisch konjugierten<br />
1/2.<br />
12 Dirac-Teilchen haben, wie wir oben anhand des Verhaltens der Dirac-Spinoren unter Drehungen gesehen haben, Spin<br />
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