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Quantentheorie II - FIAS

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Kapitel 5 · Vielteilchensysteme wechselwirkender Teilchen<br />

wobei<br />

φ ′ σ ′ (⃗x) = δ σσ ′<br />

∫<br />

3<br />

d 3 ⃗p<br />

(2π) φ 3/2 ⃗p 1 ,σ(⃗p)exp(i⃗p · ⃗x). (5.1.28)<br />

Wie wir aus (5.1.27) sehen, beschreibt also (5.1.25) ein freies Wellenpaket für ein Teilchen, das sich mit<br />

einem mittleren Impuls ⃗p 1 (also in positiver z-Richtung) fortbewegt. Diese Form wird das exakte Wellenpaket<br />

für das wechselwirkende Zweiteilchensystem freilich nur für t → −∞ haben, wenn sich die<br />

Teilchen weit voneinander entfernt befinden und der Einfluß des Wechselwirkungspotentials vernachlässigt<br />

werden kann. Wir können auch leicht nachrechnen, daß der asymptotische Zweiteilchenzustand<br />

(5.1.19) auf 1 normiert ist, wie es sein muß (Übung!).<br />

Betrachten wir nun die zeitliche Entwicklung des Zustandes im Wechselwirkungsbild. Gemäß (5.1.7)<br />

und (1.13.5) gilt<br />

<br />

<br />

|ψ(t)〉 = C(t, t 0 )|ψ(t 0 )〉 mit C(t, t 0 ) = c exp<br />

−i<br />

∫ t<br />

t 0<br />

dt ′ H w (t ′ )<br />

, (5.1.29)<br />

wobei wir statt des Anfangszeitpunktes t 0 = 0 in Abschnitt 1.13 hier einen allgemeinen Anfangszeitpunkt<br />

t 0 gewählt haben. Für t 0 → −∞ haben wir gemäß (5.1.19)<br />

|ψ(t)〉 = C(t,−∞)|ψ in 〉. (5.1.30)<br />

Für sehr große Zeiten t → ∞ wird sich |ψ(t)〉 wieder wie ein System freier Teilchen verhalten, wenn<br />

das Wechselwirkungspotential hinreichend schnell abfällt 3 , und wir betrachten das System in diesem<br />

asymptotisch freien Endzustand<br />

|ψ out 〉 = C(∞,−∞)|ψ in 〉 := S |ψ in 〉. (5.1.31)<br />

Damit haben wir den für die Streutheorie wichtigen Begriff des Streuoperators eingeführt. Offenbar<br />

ist der Streuoperator S ein unitärer Operator, der einen vorgebenen asympotisch freien Anfangszustand<br />

|ψ in 〉 in den durch die quantentheoretische Zeitentwicklung determinierten asymptotisch freien<br />

Endzustand |ψ out 〉 abbildet. Damit enthält der Streuoperator alle quantenmechanisch überhaupt möglichen<br />

Informationen über den Streuvorgang. Insbesondere sind die Übergangswahrscheinlichkeiten<br />

durch die entsprechenden Streumatrixelemente gegeben.<br />

Wir interessieren uns hier für die elastische Streuung und die Wahrscheinlichkeit, daß wir ein Paar von<br />

Elektronen mit bestimmten Impulsen und Spineinstellungen finden, also<br />

dw( f ← i) := dw(⃗p ′ 1 ,σ′ 1 ; ⃗p ′ 2 ,σ′ 2 ← ψ in ) = d3 ⃗p ′ 1 d3 ⃗p ′ 2 − ⃗p ′ 1 ,σ′ 1 ; ⃗p ′ <br />

2 ,σ′ 2<br />

S − 2<br />

ψ in . (5.1.32)<br />

Im realen Experiment läuft nun aber ein Strom von vielen Teilchen mit einem relativ unscharf bestimmten<br />

Stoßparameter b ⃗ und einem relativ gut bestimmten Impuls ⃗p 1 = p 1<br />

⃗e z (sog. „Bunches“) aus einem<br />

Beschleuniger auf ein ruhendes Ziel, z.B. eine Metallfolie, in dem sich viele Teilchen befinden. Wir<br />

betrachten hier nur den Fall, daß jedes Projektilteilchen an lediglich einem Targetteilchen streut (was<br />

ein hinreichend dünnes Target voraussetzt) und keine neuen Teilchen erzeugt werden oder das Target<br />

als ganzes in einen angeregten Zustand übergeht (elastische Streuung). Der differentielle Streuquerschnitt<br />

soll ein Maß für die Wahrscheinlichkeit sein, daß zwei an einer solchen Streuung beteiligten<br />

<br />

<br />

Teilchen weit weg vom Target in einem bestimmten Endzustand ψ f = ⃗p ′ 1 ,σ′ 1 ; ⃗p ′ −<br />

2 2 ,σ′ gefunden<br />

werden. Nun wird diese Wahrscheinlichkeit unter den oben beschriebenen Umständen proportional<br />

3 Die mathematischen Bedingungen werden z.B. in [Tay72] genauer betrachtet. Es ist nur wichtig zu bemerken, daß diese<br />

Forderungen für das Coulombpotential aufgrund seiner Langreichweitigkeit nicht erfüllt sind. Dies ist der Grund, warum<br />

wir das Coulomb-Potential in diesem Kapitel, wie oben beschrieben, als Grenzfall des Yukawa-Potential betrachten. Eine<br />

genauere Behandlung des Coulombspotentials findet sich in der bereits zitierten Lehrbuchliteratur, insbesondere in [ST93].<br />

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