01.11.2012 Aufrufe

Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...

Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...

Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

100<br />

Mathias Schwabe <strong>und</strong> David Vust<br />

flektiert <strong>und</strong> nicht unreflektiert, <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>sam verantwortet statt heimlich<br />

angewandt wird.<br />

Auch bei <strong>der</strong> dritten Gruppe von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die, bezogen auf <strong>Zwang</strong> <strong>und</strong><br />

Grenzenlosigkeit, e<strong>in</strong>en „Schl<strong>in</strong>gerkurs“ erlebt hat, stellen sich ähnlich<br />

komplizierte Probleme. Wichtig ist auch hier, das frühere Erziehungsmuster<br />

zu kennen, um nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Kampf gegen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu geraten.<br />

3.4 Wie reagieren K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche auf <strong>Zwang</strong><br />

bzw. <strong>Zwang</strong>selemente?<br />

E<strong>in</strong>richtungen sollten genau beobachten, wie die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

auf die Formen von <strong>Zwang</strong> <strong>und</strong> auf die <strong>Zwang</strong>selemente reagieren, welche<br />

die E<strong>in</strong>richtung anwendet. Sicher kann man nicht erwarten, dass sich K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> schon gar nicht Jugendliche dankbar zeigen, wenn man sie mit<br />

<strong>Zwang</strong>selementen traktiert. Und doch wird man Grade <strong>der</strong> verbalen <strong>und</strong><br />

nonverbalen Zustimmung bzw. Ablehnung beobachten können <strong>und</strong><br />

müssen. Im Folgenden s<strong>in</strong>d fünf Typen geschil<strong>der</strong>t, die wir empirisch<br />

beobachtet haben <strong>und</strong> die e<strong>in</strong>en großen Teil von möglichen Reaktionen<br />

abdecken dürften. Dabei s<strong>in</strong>d die Reaktionsformen nicht statisch zu sehen.<br />

Sie können sich durchaus im Laufe e<strong>in</strong>es Monats verän<strong>der</strong>n. Gerade<br />

die Reaktionsform A darf man nicht zu schnell erwarten. An<strong>der</strong>erseits<br />

s<strong>in</strong>d die Formen B <strong>und</strong> C von Anfang an genauestens zu beobachten,<br />

um falsche bzw. unpassende Formen von <strong>Zwang</strong> schnell wie<strong>der</strong> aufzugeben.<br />

An <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> geschlossenen Unterbr<strong>in</strong>gung macht mich persönlich<br />

tief misstrauisch, dass die Verantwortlichen trotz jahrzehntelanger Erfahrung<br />

nicht konkret angeben können, wie viele <strong>der</strong> von ihnen betreuten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> wie auf den <strong>Zwang</strong> reagiert haben. Die mehrfach gehörte Aussage,<br />

dass <strong>der</strong> <strong>Zwang</strong> sich am Ende bei fast allen als richtig herausgestellt habe<br />

<strong>und</strong> dass fast alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen von ihm profitiert hätten, kann<br />

nach me<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schätzung nicht richtig se<strong>in</strong>. Zu unterscheiden s<strong>in</strong>d bezüglich<br />

<strong>der</strong> Reaktionen auf <strong>Zwang</strong>:<br />

y Gruppe A: K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche, die sich auf <strong>Zwang</strong>sformen e<strong>in</strong>lassen<br />

können<br />

y Gruppe B: K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche, die offen gegen <strong>Zwang</strong> o<strong>der</strong> die<br />

Heimstrukturen rebellieren (Reaktanz)<br />

y Gruppe C: K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche, die sich überwältigt fühlen<br />

y Gruppe D: K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche, die sich strategisch anpassen<br />

y Gruppe E: K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche, die sich eher planlos <strong>und</strong> reaktiv anpassen<br />

y Gruppe F: K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche, die weglaufen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!