Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...
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Mathias Schwabe <strong>und</strong> David Vust<br />
rungsversuchen vorangegangen ist. Wenn es sich um e<strong>in</strong>e Erstnutzung<br />
im Rahmen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe handelt, muss e<strong>in</strong><br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiater an <strong>der</strong> Erarbeitung dieser <strong>in</strong>dividuellen<br />
Auszeitkonzeption beteiligt o<strong>der</strong> diese ihm zu e<strong>in</strong>er formlosen Begutachtung<br />
mit Zustimmung vorgelegt werden. Unter an<strong>der</strong>em ist<br />
dabei auch die <strong>Zwang</strong>sgeschichte des K<strong>in</strong>des möglichst genau zu<br />
rekonstruieren. Wichtig ist beispielsweise, ob das K<strong>in</strong>d früher e<strong>in</strong>gesperrt<br />
o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Konfliktsituation misshandelt wurde, um etwaigen<br />
Re-Traumatisierungen vorzubeugen.<br />
5. In beiden Fällen – Verhaltensmuster-Unterbrechung mit Begleitung<br />
o<strong>der</strong> mit Isolierung (Time out) – müssen die Maßnahmen im Hilfeplangespräch<br />
allen relevanten Planungspartnern vorgestellt <strong>und</strong> dort<br />
geme<strong>in</strong>sam verabschiedet werden. Es ist klar, dass es sich dabei nicht<br />
nur um e<strong>in</strong>e schnelle, formale Zustimmung handeln darf nach dem<br />
Motto „die Fachleute haben bereits entschieden“, son<strong>der</strong>n um e<strong>in</strong>en<br />
geme<strong>in</strong>samen Abwägungsprozess von Chancen <strong>und</strong> Risiken <strong>der</strong> Auszeitraumnutzung,<br />
an dem Eltern, Jugendamt, Mitarbeiter <strong>und</strong> auch<br />
das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> angemessener Form beteiligt werden müssen. Im Hilfeplanprotokoll<br />
s<strong>in</strong>d Konsens <strong>und</strong> Dissensgründe festzuhalten, ebenso<br />
wie Fristen, <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong>er Eltern z. B. ihre Zustimmung geben o<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong> welchen Abständen sie von <strong>der</strong> Häufigkeit <strong>der</strong> Raumnutzungen <strong>in</strong>formiert<br />
werden wollen (jedes Mal, monatlich, von HPG zu HPG etc.).<br />
Eltern bzw. Personensorgeberechtigte müssen nicht immer voll <strong>und</strong><br />
ganz mit <strong>der</strong> Maßnahme e<strong>in</strong>verstanden se<strong>in</strong>. Es reicht zunächst aus,<br />
wenn sie <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e bestimmte Frist ihr E<strong>in</strong>verständnis geben. Ohne dieses<br />
ist die Auszeitraumnutzung aus rechtlichen Gründen nicht möglich.<br />
6. Alle Eltern <strong>und</strong> alle Jugendämter werden im Aufnahmeprozess e<strong>in</strong>es<br />
neuen K<strong>in</strong>des über die konzeptionelle Beson<strong>der</strong>heit Auszeitraum <strong>in</strong>formiert.<br />
Das betrifft auch die aufzunehmenden K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Diese Vorab<strong>in</strong>formation<br />
soll dazu beitragen, dass Eltern <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> etwaige Erlebnisse<br />
o<strong>der</strong> Berichte r<strong>und</strong> um die Auszeitraumnutzung besser<br />
e<strong>in</strong>ordnen können. Sie dient aber auch dazu, die gr<strong>und</strong>sätzliche Akzeptanz<br />
<strong>für</strong> <strong>Zwang</strong>selemente zu prüfen, auch deshalb, weil es bei dieser<br />
Zielgruppe pr<strong>in</strong>zipiell bei jedem K<strong>in</strong>d geschehen kann, dass e<strong>in</strong>e<br />
solche Nutzung den Eltern vorgeschlagen wird.<br />
7. Je<strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Auszeitraumnutzung wird von regelmäßigen k<strong>in</strong><strong>der</strong>-<br />
<strong>und</strong> jugendpsychiatrischen Fallbesprechungen begleitet. Diese<br />
s<strong>in</strong>d bei den Spatzen sowieso vorgesehen. Wie oft diese Fallbesprechungen<br />
stattzuf<strong>in</strong>den haben, ist nicht festgelegt.<br />
8. Jedes <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die den Auszeitraum nutzen, bekommt zusätzlich<br />
e<strong>in</strong>e Form therapeutischer Begleitung. In dieser For<strong>der</strong>ung zeigt sich<br />
<strong>der</strong> Anspruch, dass die Auszeit auf ke<strong>in</strong>en Fall die e<strong>in</strong>zige Art <strong>der</strong><br />
Behandlung se<strong>in</strong> darf, die das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Grünau erfährt, son<strong>der</strong>n dass<br />
auch an<strong>der</strong>e Formen <strong>der</strong> therapeutischen <strong>und</strong> heilpädagogischen För<strong>der</strong>ung<br />
e<strong>in</strong>bezogen werden.