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Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...

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Auszeiträume <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Heimerziehung</strong><br />

von vier Monaten. Damit liegt die Häufigkeit <strong>der</strong> erzwungenen Verbr<strong>in</strong>gung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie etwa fünf bis sechs Mal höher als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Intensivgruppe.<br />

Die K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrien besitzen <strong>in</strong> Bezug auf die Nutzung<br />

von Auszeit- o<strong>der</strong> Time-out-Räumen unter <strong>Zwang</strong> e<strong>in</strong>en größeren Erfahrungsschatz<br />

<strong>und</strong> offensichtlich auch mehr Gelassenheit im Umgang mit<br />

diesem Konzept- o<strong>der</strong> Behandlungselement als Heime. Sie nutzen es unserem<br />

E<strong>in</strong>druck nach im Gegensatz zur Jugendhilfe relativ offen <strong>und</strong><br />

selbstverständlich <strong>und</strong> ohne es gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>in</strong>frage zu stellen. Wir haben<br />

nicht herausgef<strong>und</strong>en, wo <strong>und</strong> wie die K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrien<br />

ihre Erfahrungen mit diesem Element diskutieren bzw. welche Standards<br />

<strong>für</strong> die Anwendung von Time-out gelten. Offensichtlich müssen alle<br />

Time-out-Raumnutzungen genau dokumentiert werden. Was die rechtliche<br />

Absicherung betrifft, ist uns das Verfahren unklar. Im Fall von Nico<br />

liegt e<strong>in</strong>e sehr gute Dokumentation vor.<br />

4.6 Chancen <strong>und</strong> Risiken von Auszeiträumen<br />

Was die von Auszeitraumnutzung betroffenen K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus eigenem Erleben<br />

zu diesem <strong>Zwang</strong>selement berichten, folgt <strong>in</strong> Kapitel 5. Hier formulieren<br />

wir e<strong>in</strong> Fazit aus Sicht <strong>der</strong> externen Fachkräfte: Chancen ergeben<br />

sich nicht automatisch aus dem Vorhanden-Se<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es Auszeitraums. Sie<br />

resultieren aus dem Prozess <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Konzeptionierung e<strong>in</strong>es<br />

solchen Raums <strong>und</strong> <strong>der</strong> laufenden Beobachtung <strong>der</strong> Raumnutzungspraxis.<br />

Die hier aufgeführten Chancen gelten aus den oben besprochenen Gründen<br />

<strong>für</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> bis zu e<strong>in</strong>em Alter von etwa zwölf Jahren. Im E<strong>in</strong>zelfall ist<br />

unabhängig vom Alter sehr genau darauf zu achten, wie schmerzlich <strong>und</strong><br />

demütigend e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d die zwanghafte Verbr<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> den Raum erlebt.<br />

Solche Überlegungen müssen bei <strong>der</strong> Erarbeitung von <strong>in</strong>dividuellen Auszeitkonzeptionen<br />

beachtet werden <strong>und</strong> können im E<strong>in</strong>zelfall dazu führen,<br />

dass diese nicht realisiert werden, weil die Risiken o<strong>der</strong> Nebenwirkungen<br />

als zu belastend gelten müssen.<br />

1. Mit Hilfe von Auszeiträumen können E<strong>in</strong>richtungen hochaggressiv<br />

agierende K<strong>in</strong><strong>der</strong> besser <strong>und</strong> länger aushalten. Dies liegt u. a. daran,<br />

dass die Mitarbeiter mit e<strong>in</strong>em solchen Raum erleben, dass sie <strong>der</strong><br />

Aggressivität <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht hilflos ausgeliefert s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n ihr<br />

mit aktiven Interventionen begegnen können. Verlegungen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e<br />

E<strong>in</strong>richtungen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ruf nach <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie<br />

erfolgen oftmals aus e<strong>in</strong>em Gefühl <strong>der</strong> Ohnmacht heraus, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

wenn Mitarbeiter wie<strong>der</strong>holt verletzt <strong>und</strong> gekränkt wurden,<br />

ohne darauf angemessen reagieren zu können. Insofern ist es wichtig,<br />

Mitarbeitern e<strong>in</strong> fachlich legitimes <strong>und</strong> zugleich überprüfbares<br />

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