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Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...

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<strong>Institut</strong>ionelle <strong>Zwang</strong>selemente <strong>in</strong> Heimgruppen<br />

sungen nur zeitweise <strong>und</strong> oberflächlich zu vollziehen, um sie sobald<br />

als möglich wie<strong>der</strong> fallen zu lassen. Aus manch e<strong>in</strong>er vorläufigen Anpassung<br />

wird zwar im weiteren Verlauf des Heimaufenthalts <strong>und</strong> auf Gr<strong>und</strong><br />

neuer positiver Erfahrungen mit den Erwachsenen e<strong>in</strong>e dauerhaftere,<br />

obwohl das anfangs so nicht vorgesehen war. Dazu zählen wir m<strong>in</strong>destens<br />

drei <strong>der</strong> Jugendlichen von Step by Step.<br />

An<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n/Jugendlichen gel<strong>in</strong>gt es, ihr Programm durchzuhalten:<br />

Sobald die äußeren Zwänge <strong>und</strong> damit die „Kosten“ <strong>für</strong> bestimmtes<br />

Fehlverhalten wegfallen, kehren sie zu ihren alten Verhaltensweisen<br />

zurück. Heime mit sehr klarem <strong>und</strong> stark kontrollierendem Rahmen beklagen<br />

oft, dass die Erfolge, die sie erzielt haben, <strong>in</strong> <strong>der</strong> nächsten E<strong>in</strong>richtung<br />

verloren gehen. Sie schreiben das den nachsichtigeren Pädagogen<br />

zu, statt zu erkennen, dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong> bei ihnen e<strong>in</strong>fach nichts<br />

gelernt haben.<br />

E: K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche, die sich eher planlos <strong>und</strong> reaktiv anpassen<br />

Im Gegensatz zur Gruppe D überwiegt <strong>in</strong> dieser Gruppe e<strong>in</strong>e Anpassung<br />

aus Reflex, aber ohne bewusste Reflexion. Man passt sich dem neuen<br />

System an, wie man sich vorher bestimmten Familienpraxen o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Gang-Kultur angepasst hat. Man duckt sich unter den pädagogischen<br />

<strong>Zwang</strong>, nimmt an Privilegien, was man bekommen kann, glaubt aber<br />

nicht daran, dass diese Zwänge <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, Entwicklungsimpulse zu<br />

geben o<strong>der</strong> gar das eigene Leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e selbst gewünschte Richtung<br />

lenken zu können. Was aus dieser Anpassung wird, muss offen bleiben.<br />

Für manche stellt sie nur e<strong>in</strong>e Phase <strong>in</strong> ihrem Leben dar; <strong>für</strong> an<strong>der</strong>e kann<br />

sie nach e<strong>in</strong>em gewissen Gewöhnungseffekt <strong>der</strong> Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er dauerhaften<br />

Verhaltensän<strong>der</strong>ung se<strong>in</strong>, die zunächst aus e<strong>in</strong>er sek<strong>und</strong>ären Motivation<br />

erwachsen ist, aber im Lauf <strong>der</strong> Zeit mit eigenen Motiven angereichert<br />

<strong>und</strong> vielleicht sogar von diesen getragen werden kann. Für diese<br />

gilt nach dem E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong> weniger strenges Heim dasselbe wie <strong>für</strong> die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>der</strong> Gruppe D. Von den Jugendlichen bei Step by Step würden wir<br />

m<strong>in</strong>destens zwei von 21 hier e<strong>in</strong>ordnen.<br />

F: K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche, die weglaufen<br />

Im Gegensatz zu den Rebellen, die bleiben <strong>und</strong> kämpfen, kann man auch<br />

versuchen, sich dem System Heim <strong>und</strong> damit den Formen von <strong>Zwang</strong> zu<br />

entziehen. Diese K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen legen viel Energie <strong>in</strong> die Versuche,<br />

sich räumlich zu distanzieren, <strong>in</strong>dem sie – meist von Anfang an –<br />

weglaufen o<strong>der</strong> es zum<strong>in</strong>dest versuchen. Häufig spielen wichtige Beziehungen,<br />

bequemere Alternativen o<strong>der</strong> die Attraktionen außerhalb des als<br />

langweilig erlebten Heims bei <strong>der</strong> Flucht e<strong>in</strong>e Rolle: Man läuft nicht nur<br />

weg, son<strong>der</strong>n gezielt irgendwo h<strong>in</strong>. Diese Reaktion haben wir bei sechs<br />

Jugendlichen aus <strong>der</strong> Step by Step-Gruppe beobachtet. Offen bleibt bei<br />

ihnen freilich, ob ihr Weglaufen e<strong>in</strong>e spezifische Reaktion auf die<br />

<strong>Zwang</strong>selemente o<strong>der</strong> den <strong>Zwang</strong>skontext o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e Unmög-<br />

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