Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...
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Auszeiträume <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Heimerziehung</strong><br />
mit dem Auszeitraum e<strong>in</strong>e Möglichkeit besitzen, frühzeitig begrenzend<br />
mit Fremdaggressionen umzugehen. Die klare Begrenzung, wie<br />
sie über den Auszeitraum möglich wird, stellt auch <strong>für</strong> an<strong>der</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong> klares Signal dar, dass aggressives Verhalten <strong>in</strong> dieser Gruppe e<strong>in</strong>erseits<br />
geahndet wird, an<strong>der</strong>erseits nicht zur Ausstoßung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des<br />
führt. Beide Botschaften s<strong>in</strong>d wichtig.<br />
5. Auszeiträume <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Jugendhilfe bieten die Möglichkeit<br />
des Anknüpfens an e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie begonnene Time-out-<br />
Behandlung. Auch e<strong>in</strong> Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er begleiteten Auszeitraumnutzung<br />
<strong>in</strong> Abstimmung mit <strong>der</strong> weiterh<strong>in</strong> verantwortlichen K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie<br />
ist denkbar. Im ersten Fall setzt die E<strong>in</strong>richtung etwas<br />
fort, was das K<strong>in</strong>d bereits aus <strong>der</strong> Psychiatrie kennt. Die Timeout-Behandlung<br />
sollte dennoch neu <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung verankert<br />
<strong>und</strong> auch erneut mit dem K<strong>in</strong>d besprochen werden. Ebenso denkbar<br />
ist, dass <strong>für</strong> e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Absprache mit e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiater<br />
e<strong>in</strong> begleitetes Auszeit-Konzept entwickelt wird. Beide<br />
Formen – begleitete Auszeit <strong>und</strong> Isolierung bzw. Time-out – s<strong>in</strong>d als<br />
Methoden <strong>für</strong> unterschiedliche K<strong>in</strong><strong>der</strong> gleichermaßen geeignet o<strong>der</strong><br />
ungeeignet. Auch hier kommt es auf Überlegungen zur <strong>in</strong>dividuellen<br />
Auszeitnutzung auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>es h<strong>in</strong>reichenden Fallverstehens<br />
an. Entscheidend ist, dass die Nutzungen an den beiden Orten<br />
Heim <strong>und</strong> Psychiatrie aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmt werden <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle<br />
E<strong>in</strong>heit darstellen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>nvollen, gewünschten Kontrast.<br />
Dazu ist e<strong>in</strong> Austausch <strong>der</strong> Mitarbeiter bei<strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen unbed<strong>in</strong>gt<br />
erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Risiken, die mit <strong>der</strong> Nutzung von Auszeiträumen verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d:<br />
1. Das Hauptrisiko stellt nach unseren Beobachtungen die Gefahr dar,<br />
mit dem Auszeitraum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er noch zu wenig verstandenen Falldynamik<br />
zu <strong>in</strong>tervenieren. In drei <strong>der</strong> acht untersuchten Fälle, konnten wir<br />
den Ausführungen <strong>und</strong> Beobachtungen <strong>der</strong> Mitarbeiter nicht klar entnehmen,<br />
auf welchem emotionalen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> man die aggressiven<br />
<strong>und</strong> manipulativen Akte <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> ansiedeln könnte, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e ob<br />
<strong>der</strong> Charakter ihrer Aggressionen <strong>in</strong>strumenteller o<strong>der</strong> expressiver<br />
Natur waren (Schwabe 2001a, 44ff) <strong>und</strong> wie diese Verhaltensweisen <strong>in</strong><br />
ihre Lebens- bzw. Familiengeschichte e<strong>in</strong>zuordnen wären. Das Risiko,<br />
sich mit dem Auszeitraum auf den Weg e<strong>in</strong>er zu schnellen <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>seitigen<br />
Symptomorientierung zu begeben anstatt den Weg des Fallverstehens<br />
weiter zu vertiefen, sche<strong>in</strong>t groß. Im Laufe <strong>der</strong> Auszeitnutzungen<br />
wurden die gewonnenen Daten <strong>in</strong> Heim 1 zwar beson<strong>der</strong>s<br />
sorgfältig dokumentiert, aber nicht systematisch auf das Vorverständnis<br />
des K<strong>in</strong>des bzw. die Vertiefung des Fallverstehens bezogen.<br />
2. Das zweite Risiko besteht dar<strong>in</strong>, dass die Auszeitraum-Prozeduren<br />
Mängel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hilfeplanung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ausstattung des Umfeldes verdecken:<br />
In e<strong>in</strong>em Fall begann die Auszeitraumnutzung, kurz nachdem<br />
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