Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...
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<strong>Zwang</strong>smomente <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familienerziehung<br />
her nötigt <strong>Zwang</strong> das K<strong>in</strong>d, nachzugeben; es fügt sich dann <strong>für</strong> den<br />
Moment, hat aber (noch) nicht verstanden, warum es s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong><br />
könnte, auf die Vorstellungen des Zw<strong>in</strong>genden e<strong>in</strong>zugehen. <strong>Zwang</strong><br />
droht, <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen, kurzfristig wirkungsvollen,<br />
langfristig aber <strong>in</strong>effektivem Erziehungsmittel zu werden.<br />
14. Formen von <strong>Zwang</strong>, die <strong>in</strong> Selbst- <strong>und</strong> Fremdgefährdungssituationen<br />
e<strong>in</strong>e Rolle spielen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Aufsicht über das K<strong>in</strong>d dienen, stellen <strong>für</strong><br />
Eltern <strong>und</strong> Pädagogen nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Ausschnitt <strong>der</strong> Anlässe <strong>und</strong><br />
Formen von <strong>Zwang</strong> dar, mit denen sie immer wie<strong>der</strong> zu tun haben.<br />
Insofern bleiben juristische Def<strong>in</strong>itionen von <strong>Zwang</strong>, die nur die unmittelbare<br />
Gefahrenabwehr <strong>in</strong> den Blick nehmen, dem pädagogischen<br />
Phänomen <strong>Zwang</strong> äußerlich. <strong>Zwang</strong> erhebt <strong>in</strong> vielen Situationen<br />
den Anspruch, erzieherisch e<strong>in</strong>zuwirken, lange bevor Selbst- <strong>und</strong><br />
Fremdgefährdung akut werden.<br />
<strong>Zwang</strong> alle<strong>in</strong>e kann nichts vermitteln. <strong>Zwang</strong> kann nur im Zusammenhang<br />
mit an<strong>der</strong>en Erziehungsmitteln Bildungs- <strong>und</strong> Zivilisierungspotentiale<br />
anregen. Und doch sche<strong>in</strong>en Erziehung, Bildung <strong>und</strong> <strong>Zwang</strong> enger<br />
mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en, als <strong>in</strong> den Erziehungswissenschaften bisher<br />
wahrgenommen werden konnte bzw. reflektiert wurde.<br />
Die angemessene Frage lautet nicht (mehr), ob <strong>Zwang</strong> e<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Erziehung haben soll o<strong>der</strong> nicht, son<strong>der</strong>n, welche Formen von <strong>Zwang</strong><br />
bei welchen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu welchen Zeiten Entwicklungspotentiale aktivieren<br />
können. Es muss auch danach gefragt werden, wie diejenigen, die<br />
<strong>Zwang</strong> ausüben, sich selbst beobachten <strong>und</strong> kontrollieren bzw. kontrolliert<br />
werden können, so dass Machtmissbrauch <strong>und</strong> perfide Strategien<br />
des Willen-Brechens o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verängstigung auf e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imum beschränkt<br />
werden können.<br />
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