Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...
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Mathias Schwabe <strong>und</strong> David Vust<br />
Häufig ist es allerd<strong>in</strong>gs auch <strong>für</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> ihre Eltern sehr viel angenehmer,<br />
zu denken, dass die Erziehungshärten alle<strong>in</strong>e auf das Konto <strong>der</strong><br />
Heimmitarbeiter gehen <strong>und</strong> vom Jugendamt mitgetragen werden, aber<br />
nicht wirklich von den „guten“ Eltern gewünscht s<strong>in</strong>d. Eltern <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
können auf diese Weise ihre alte, aber wenig konstruktive Beziehung fortsetzen,<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> immer nur die an<strong>der</strong>en (K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärtner, Lehrer, Erzieher)<br />
stören, sie selbst aber ke<strong>in</strong>en Gr<strong>und</strong> zur Verän<strong>der</strong>ung sehen. Insofern wäre<br />
es geradezu fatal, ohne Delegation <strong>der</strong> Eltern <strong>Zwang</strong>selemente e<strong>in</strong>zusetzen,<br />
weil sich das K<strong>in</strong>d leicht e<strong>in</strong>geladen fühlen könnte, gegen die<br />
<strong>Zwang</strong>selemente bzw. die Heimpädagogen anzukämpfen.<br />
Häufig zeigen sich Eltern allerd<strong>in</strong>gs schon bei <strong>der</strong> Entscheidung <strong>für</strong> die<br />
Heimunterbr<strong>in</strong>gung reserviert bis ablehnend, vor allem wenn die Heimunterbr<strong>in</strong>gung<br />
seitens des Jugendamtes gegen ihren Willen durchgesetzt<br />
wurde. Insbeson<strong>der</strong>e dann wird sich <strong>für</strong> das K<strong>in</strong>d die Frage stellen, wie se<strong>in</strong>e<br />
Eltern zu dem Druck stehen, den an<strong>der</strong>e Menschen auf sie, die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
ausüben. Manchmal br<strong>in</strong>gen Eltern auch wenig Interesse da<strong>für</strong> auf, was<br />
mit ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n im Heim geschieht. E<strong>in</strong>ige s<strong>in</strong>d tatsächlich froh, dass<br />
man sie ihnen abgenommen hat, <strong>und</strong> wollen mit <strong>der</strong> weiteren Erziehung<br />
nichts mehr zu tun haben. An<strong>der</strong>e sche<strong>in</strong>en eher das Motto „aus den Augen,<br />
aus dem S<strong>in</strong>n“ ver<strong>in</strong>nerlich zu haben: S<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong><strong>der</strong> ihnen erst e<strong>in</strong>mal<br />
abgenommen, br<strong>in</strong>gen sie ke<strong>in</strong>e Kraft mehr <strong>für</strong> sie auf, auch wenn sie<br />
vorher gegen <strong>der</strong>en Herausnahme aus <strong>der</strong> Familie durch das Jugendamt<br />
gekämpft haben. Auch von diesen Eltern wird man ke<strong>in</strong>en Auftrag bekommen.<br />
Kann man auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage von unklaren <strong>und</strong> brüchigen o<strong>der</strong> nicht<br />
vorhandenen Zustimmungslagen überhaupt <strong>Zwang</strong>selemente e<strong>in</strong>setzen?<br />
Wer legitimiert diese vor dem K<strong>in</strong>d/dem Jugendlichen? Und wie können<br />
sie begründet werden? Sicher können Amtsvormün<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendamtsmitarbeiter,<br />
vor allem, wenn sie das K<strong>in</strong>d länger kennen, e<strong>in</strong> Stück weit <strong>in</strong><br />
die Rolle <strong>der</strong> Elternvertretung schlüpfen <strong>und</strong> dabei auch beim K<strong>in</strong>d Gehör<br />
f<strong>in</strong>den. Auch kann die eigene, aufrichtige Sorge, die sich die Pädagogen um<br />
e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d machen, e<strong>in</strong> guter Gr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>, um <strong>Zwang</strong>selemente zu <strong>in</strong>itiieren.<br />
Das Pr<strong>in</strong>zip sollte aber immer lauten: Für <strong>Zwang</strong> bedarf es e<strong>in</strong>es möglichst<br />
breiten Schulterschlusses <strong>der</strong> Erwachsenen. Es müssen immer mehrere<br />
Personen se<strong>in</strong>, welche die Verantwortung <strong>für</strong> <strong>Zwang</strong>smaßnahmen übernehmen,<br />
e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelner darf diese im <strong>in</strong>stitutionellen Kontext nicht beschließen.<br />
Auch e<strong>in</strong> Team hat alle<strong>in</strong>e ke<strong>in</strong> Recht dazu. Bekommen die<br />
Pädagogen dagegen halbwegs klare Aufträge <strong>und</strong> handeln <strong>in</strong> Delegation<br />
<strong>der</strong> Eltern, dann stellen sich an<strong>der</strong>e Fragen:<br />
A) Was bedeutet es, wenn das Heim erfolgreich <strong>Zwang</strong>selemente e<strong>in</strong>setzt,<br />
die Eltern aber mit <strong>Zwang</strong>smomenten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familienerziehung<br />
gescheitert s<strong>in</strong>d? Waren sie dann vorher zu schwach? Warum konnte