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Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...

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Auszeiträume <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Heimerziehung</strong><br />

nicht klar genug angekündigt worden. Diese reagierten auf den gezwungenen<br />

Transport <strong>in</strong> den Raum mit heftiger Gegenwehr <strong>und</strong> machten auch<br />

anschließend deutlich, dass sie ihn als ungerechtfertigten Übergriff bewerten.<br />

Auch bei den Pädagogen stellten sich anschließend Skepsis <strong>und</strong> Selbstzweifel<br />

e<strong>in</strong>, so dass von Wie<strong>der</strong>holungen Abstand genommen wurde. Bei<br />

<strong>der</strong> Nachbesprechung wurde <strong>der</strong> Wunsch, <strong>Zwang</strong> <strong>in</strong> Zukunft zu vermeiden,<br />

auch von den Pädagogen offen angesprochen. An<strong>der</strong>erseits waren die<br />

Probleme mit den Jugendlichen dadurch nicht gelöst <strong>und</strong> blieben weiter<br />

virulent. In e<strong>in</strong>em Fall führten sie zu e<strong>in</strong>em Abbruch des Heimaufenthalts.<br />

Verlaufsmuster C (Leo, Tom, bed<strong>in</strong>gt Kev<strong>in</strong>)<br />

Hier fand e<strong>in</strong>e mehrfache Nutzung des Raumes <strong>in</strong>nerhalb von drei bis<br />

sechs Monaten statt. Die ersten E<strong>in</strong>sätze g<strong>in</strong>gen mit körperlichem <strong>Zwang</strong><br />

e<strong>in</strong>her <strong>und</strong> wurden auch mit heftiger Gegenwehr seitens des K<strong>in</strong>des beantwortet.<br />

Die Interventionen erfolgten geplant <strong>und</strong> angekündigt. Bei <strong>der</strong><br />

Nachbesprechung äußerten die Pädagogen den Wunsch, <strong>Zwang</strong> <strong>in</strong> Zukunft<br />

– wenn möglich – zu vermeiden, machten aber auch deutlich, dass sie<br />

auf das gewalttätige Verhalten des K<strong>in</strong>des im Ernstfall <strong>in</strong> <strong>der</strong> gleichen Weise<br />

reagieren würden. Bei den nächsten Auszeitraumnutzungen g<strong>in</strong>gen die<br />

Jungen auf Auffor<strong>der</strong>ung mit <strong>in</strong> den Raum. Sie wussten, dass sie ansonsten<br />

mit körperlichem <strong>Zwang</strong> dorth<strong>in</strong> gebracht würden. Auch wenn sich zwischendurch<br />

Rückfälle <strong>in</strong> den erzwungenen Transport ereigneten, so schienen<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> doch pr<strong>in</strong>zipiell zu e<strong>in</strong>er Kooperation mit ihren Pädagogen<br />

bereit zu se<strong>in</strong>. Sie nutzen den Raum auch auf Anregung bzw. von sich aus,<br />

wenn absehbar ist, dass sich Konflikte o<strong>der</strong> Wutausbrüche anbahnen. Das<br />

gewalttätige Verhalten wird nach drei bis sechs E<strong>in</strong>sätzen konstant seltener.<br />

Verlaufsmuster C zeigt am klarsten, was wir unter entwicklungsför<strong>der</strong>lichem<br />

Impuls beschrieben haben, <strong>der</strong> von <strong>Zwang</strong> ausgehen kann: Die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> machen e<strong>in</strong>e Entwicklung, die von Fremdkontrolle zur Selbstkontrolle<br />

geht, <strong>und</strong> es gel<strong>in</strong>gt ihnen, die gewalttätigen Impulse zu bezähmen<br />

(siehe Kap. 2). Sicher spielt dabei e<strong>in</strong>e Rolle, dass sie diese sensibler wahrnehmen<br />

<strong>und</strong> ihnen früher entgegensteuern können <strong>und</strong> sich dabei auch<br />

von zugewandten Erwachsenen unterstützt fühlen. Ob <strong>und</strong> wie es ihnen<br />

gelang, diese Impulse auch zu transformieren, können wir lei<strong>der</strong> nicht<br />

sagen.<br />

Verlaufsmuster D (Nico)<br />

Bei Nico handelt es sich um e<strong>in</strong>e häufige Nutzung, wenn auch mit längeren<br />

Pausen. Insgesamt lassen sich <strong>in</strong> diesem E<strong>in</strong>zelfall vier Phasen unterscheiden:<br />

In <strong>der</strong> ersten Phase g<strong>in</strong>g man von e<strong>in</strong>er periodischen Übererregung<br />

des Jungen auf Gr<strong>und</strong> von Traumatisierungen aus. Als Antwort<br />

darauf schien präventive Eskalation mit viel Halt geben<strong>der</strong> Beziehung im<br />

Raum s<strong>in</strong>nvoll. Kaum aber waren die Planungen <strong>für</strong> die Intervention ab-<br />

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