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Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...

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Auszeiträume <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Heimerziehung</strong><br />

gesamten Beobachtungszeitraum heißt das: Kürzere Spiel- o<strong>der</strong> Rückzugzeiten<br />

von 15 M<strong>in</strong>uten <strong>und</strong> darunter s<strong>in</strong>d dabei eher selten zu beobachten.<br />

Stellt man den 0,5 gezwungenen Nutzungen im Monat die als durchschnittlich<br />

angenommenen 14 Nutzungen im W<strong>in</strong>ter bzw. die vier bis acht<br />

Nutzungen <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en Monaten gegenüber, so wird deutlich, dass die<br />

Nutzung <strong>für</strong> <strong>Zwang</strong>smaßnahmen den Raum im Erleben <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> atmosphärisch<br />

nicht so negativ auflädt, dass er nicht auch <strong>für</strong> an<strong>der</strong>e Zwecke<br />

genutzt werden könnte. Alle K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die zwangsweise <strong>in</strong> den Raum<br />

gebracht wurden, nutzten ihn später auch wie<strong>der</strong> als Spielzimmer. Begleitete<br />

Auszeit <strong>und</strong> Time-out führten bei den beobachtenden K<strong>in</strong><strong>der</strong>n nicht<br />

dazu, dass ihnen <strong>der</strong> Raum verleidet wurde. Informativer als <strong>der</strong> Durchschnittswert<br />

<strong>der</strong> gezwungenen Nutzung ist e<strong>in</strong> Blick auf die Verteilung <strong>der</strong><br />

26 Nutzungen im Lauf von 43 Monaten. In 30 <strong>der</strong> 43 Monate fand ke<strong>in</strong>e<br />

Nutzung im engen Def<strong>in</strong>itionsrahmen des Raumes als <strong>Zwang</strong>selement<br />

statt. Der längste Zeitraum <strong>der</strong> Nichtnutzung geht von Januar 2003 bis<br />

Dezember 2004, umfasst also 24 Monate. Das schließt nicht aus, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> dieser Zeit <strong>in</strong> den Raum geschickt wurden. Aber sie mussten nicht<br />

gegen ihren Willen dorth<strong>in</strong> gebracht werden.<br />

Auch zwischen April 2005 <strong>und</strong> Oktober 2005 gab es sechs Monate lang<br />

ke<strong>in</strong>e Nutzung. Da<strong>für</strong> ereigneten sich bis zu neun Mehrfachnutzungen,<br />

z. B. im Februar 2006, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d acht Mal im Auszeitraum war, davon<br />

fünf Mal gezwungen, <strong>und</strong> e<strong>in</strong> zweites K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> den Raum gebracht<br />

wurde. Der Februar 2006 ist auch <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige <strong>der</strong> 43 Monate, <strong>in</strong><br />

denen zwei K<strong>in</strong><strong>der</strong> parallel Erfahrungen mit dem Raum gemacht haben.<br />

Ansonsten sche<strong>in</strong>t das Pr<strong>in</strong>zip zu gelten: e<strong>in</strong> Raum – e<strong>in</strong> Nutzer. Trotzdem<br />

können bis zu zwei K<strong>in</strong><strong>der</strong> angemeldet se<strong>in</strong>, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Raum kann<br />

gleichzeitig bei zwei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zur Anwendung kommen. Zusammenfassend<br />

sehen wir, dass lange Zeiten, <strong>in</strong> denen <strong>der</strong> Raum gar nicht belegt war,<br />

Monaten gegenüber stehen, <strong>in</strong> denen er sehr <strong>in</strong>tensiv genutzt wurde.<br />

Fazit:<br />

y Die Zahl <strong>der</strong> Nutzungen ist <strong>in</strong> beiden Heimen niedriger als erwartet.<br />

Vor allem die langen Zeiten <strong>der</strong> Nicht-Nutzung <strong>in</strong> Heim 1 weisen darauf<br />

h<strong>in</strong>, dass die Raumnutzung nicht <strong>in</strong>flationär geschieht. Nur weil<br />

<strong>der</strong> Raum existiert, wird er nicht automatisch genutzt.<br />

y Anmeldungen <strong>für</strong> den Auszeitraum auf Gr<strong>und</strong> hochproblematischer<br />

Schil<strong>der</strong>ungen aus an<strong>der</strong>en Heimen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Psychiatrie führen <strong>in</strong><br />

Heim 1 nicht automatisch zu se<strong>in</strong>er Nutzung. Das spricht da<strong>für</strong>, dass<br />

die Mitarbeiter nach <strong>der</strong> Aufnahme des K<strong>in</strong>des sehr genau prüfen, ob<br />

es zur Problembewältigung Alternativen zum Auszeitraum gibt.<br />

y In vier von acht Fällen kam es nur zu e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>maligen Nutzung. Bei<br />

zwei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n war e<strong>in</strong>e zweite Nutzung nicht nötig. Bei zwei an<strong>der</strong>en<br />

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