Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...
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Mathias Schwabe, Thomas Evers <strong>und</strong> David Vust<br />
kurze Zeit danach als angemessene Antwort auf se<strong>in</strong> Verhalten o<strong>der</strong> sogar<br />
als e<strong>in</strong>e auch <strong>für</strong> ihn persönlich hilfreiche Intervention akzeptieren; zum<br />
Beispiel deshalb, weil er se<strong>in</strong> Gefühl von psychophysischer Integration als<br />
durch se<strong>in</strong>e eigene Wut bedroht erlebte <strong>und</strong> den <strong>Zwang</strong> stärker als „haltende“<br />
E<strong>in</strong>grenzung wahrnehmen konnte denn als „Brechen se<strong>in</strong>es Willens“.<br />
Phänomene von <strong>Zwang</strong> müssen also immer nach zwei Seiten h<strong>in</strong> untersucht<br />
werden: In Bezug auf ihre sachliche bzw. objektive Dimension stellt<br />
sich die Frage, ob bzw. <strong>in</strong>wiefern man das Geschehen <strong>Zwang</strong> nennen kann<br />
o<strong>der</strong> muss. Damit macht man sich auf die Suche nach begrifflichen Bestimmungselementen,<br />
bei <strong>der</strong>en Vorliegen man von <strong>Zwang</strong> sprechen muss,<br />
unabhängig davon, ob das äußere beobachtbare Fakten o<strong>der</strong> angenommene<br />
psychodynamische Prozesse s<strong>in</strong>d. In Bezug auf die subjektive Dimension<br />
von <strong>Zwang</strong> stellt sich die Frage, welche Handlungen o<strong>der</strong> Konstellationen<br />
e<strong>in</strong> konkretes Individuum als <strong>Zwang</strong> erlebt hat <strong>und</strong> wie es diesen<br />
erlebt hat bzw. wie es diesen beurteilt. Hier muss man damit rechnen, dass<br />
Phänomene, die <strong>in</strong> sachlich-begrifflicher Weise Merkmale von <strong>Zwang</strong> enthalten,<br />
<strong>in</strong> emotionaler H<strong>in</strong>sicht nicht als <strong>Zwang</strong> erlebt werden; aber auch,<br />
dass bestimmte Verhaltensweisen als <strong>Zwang</strong> wahrgenommen werden, obwohl<br />
sie – auf den ersten Blick – nicht <strong>in</strong> den begrifflichen Rahmen von<br />
<strong>Zwang</strong> zu passen sche<strong>in</strong>en. Erst e<strong>in</strong>e genaue Untersuchung kann klären,<br />
ob das K<strong>in</strong>d/<strong>der</strong> Jugendliche <strong>Zwang</strong> nur behauptet <strong>und</strong> den Begriff als e<strong>in</strong>e<br />
Art Waffe gegen die Erziehungs<strong>in</strong>tention se<strong>in</strong>er Umwelt verwendet<br />
o<strong>der</strong> ob von e<strong>in</strong>em unreflektierten Verhalten <strong>der</strong> Pädagogen ausgegangen<br />
werden muss, die sich <strong>der</strong> impliziten <strong>Zwang</strong>selemente ihrer Handlungen<br />
nicht bewusst waren (ob diese fachlich s<strong>in</strong>nvoll waren, steht auf e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en<br />
Blatt).<br />
1.2 Drei Formen von <strong>Zwang</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Sozialen Arbeit<br />
Dem Thema <strong>Zwang</strong> begegnen Sozialpädagogen im Rahmen ihrer professionellen<br />
Tätigkeiten <strong>in</strong> m<strong>in</strong>destens drei verschiedenen Formen, die <strong>in</strong> den<br />
Diskussionen häufig begrifflich vermengt werden. Auch wenn diese drei<br />
Formen zahlreiche <strong>in</strong>haltliche Berührungspunkte aufweisen <strong>und</strong> von <strong>der</strong><br />
Organisation her mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> komb<strong>in</strong>iert werden können, wollen wir sie<br />
um <strong>der</strong> analytischen Klarheit willen erst e<strong>in</strong>mal getrennt behandeln.<br />
1.2.1 <strong>Zwang</strong>smomente <strong>und</strong> <strong>Zwang</strong>selemente<br />
Die Beziehungen zwischen Eltern <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d – zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> befriedigenden<br />
Eltern-K<strong>in</strong>d-Beziehungen – über lange Zeiträume h<strong>in</strong>weg<br />
von Zuwendung <strong>und</strong> Versorgung, geme<strong>in</strong>samen Interessen <strong>und</strong> Formen