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Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...

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Mathias Schwabe <strong>und</strong> David Vust<br />

me Form darstellt, Wut <strong>und</strong> Ärger abzubauen. Da es <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten E<strong>in</strong>richtung<br />

zu Beg<strong>in</strong>n unserer Untersuchung Probleme mit dem Dokumentationssystem<br />

gab, waren <strong>für</strong> uns lediglich die <strong>in</strong>sgesamt 38 Nutzungen <strong>in</strong><br />

Heim 1 genauer auszuwerten.<br />

Das Durchschnittsalter <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Heim 1 betrug zehn Jahre. Die<br />

zur Nutzung bestimmten K<strong>in</strong><strong>der</strong> waren im Durchschnitt zwei Jahre jünger<br />

als die K<strong>in</strong><strong>der</strong> bzw. Jugendlichen <strong>in</strong> Heim 2. Im Beobachtungszeitraum<br />

wurden dem Landesjugendamt fünf K<strong>in</strong><strong>der</strong> zur Raumnutzung gemeldet.<br />

Bei zwei gemeldeten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n kam es anschließend nicht zu e<strong>in</strong>er<br />

Raumnutzung, da die bereits vor <strong>der</strong> Aufnahme als gravierend beschriebenen<br />

Konflikte <strong>und</strong> Probleme an<strong>der</strong>s gelöst werden konnten. Bei e<strong>in</strong>em<br />

K<strong>in</strong>d (Norbert) kam es zu e<strong>in</strong>er Krisen<strong>in</strong>tervention, die dem Landesjugendamt<br />

nachgemeldet wurde.<br />

Die <strong>in</strong>sgesamt 22 Nutzungen mit <strong>Zwang</strong>scharakter <strong>in</strong> Heim 1 bestehen<br />

aus 14 begleiteten Auszeitraumnutzungen <strong>und</strong> acht Time-out-Nutzungen.<br />

Die Dauer <strong>der</strong> Auszeitraumnutzungen variierte <strong>in</strong> Heim 1 zwischen fünf<br />

M<strong>in</strong>uten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er St<strong>und</strong>e <strong>und</strong> 40 M<strong>in</strong>uten. Im Mittel betrug die Zeit im<br />

Auszeitraum 25 M<strong>in</strong>uten; die Mehrzahl <strong>der</strong> Nutzungen dauerte zwischen<br />

zehn <strong>und</strong> 15 M<strong>in</strong>uten.<br />

Berechnet man den re<strong>in</strong>en Durchschnittswert, könnte man sagen, dass<br />

es <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtung 1 <strong>in</strong> den 43 Beobachtungsmonaten ca. 0,5 mal pro Monat<br />

zu e<strong>in</strong>er erzwungenen Nutzung des Auszeitraums kam o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s:<br />

alle zwei Monate e<strong>in</strong>mal. Dem gegenüber steht die Nutzung des Raumes<br />

als Spiel- o<strong>der</strong> Rückzugsraum. Da diese nach Angaben <strong>der</strong> Mitarbeiter <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Häufigkeit <strong>in</strong> Abhängigkeit zum Wetter <strong>und</strong> <strong>in</strong> Abhängigkeit zur jeweiligen<br />

Zusammensetzung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe stark schwankt, haben wir<br />

drei Mal <strong>für</strong> jeweils 14 Tage Nutzungsprotokolle ausgelegt, die von den<br />

Pädagogen gewissenhaft ausgefüllt wurden. Diesen Protokollen ist zu<br />

entnehmen, dass <strong>der</strong> bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n „Krisi“ o<strong>der</strong> „Time-out-Raum“ genannte<br />

Raum im W<strong>in</strong>ter 2004 <strong>in</strong>nerhalb von 14 Tagen sieben Mal zum<br />

Spielen genutzt wurde, im Frühjahr 2005 vier Mal <strong>und</strong> m Sommer 2006<br />

zwei Mal. Daraus ergibt sich e<strong>in</strong> monatlicher Mittelwert von sieben bis<br />

acht Nutzungen bzw. e<strong>in</strong> hochgerechneter ungefährer Wert von ca. 300–<br />

350 selbst <strong>in</strong>itiierten Nutzungen von November 2002 bis Juli 2006, die den<br />

22 gezwungenen Nutzungen gegenüber gestellt werden müssen.<br />

Die meisten freiwillig im Raum verbrachten Spielzeiten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> gehen<br />

über 60 M<strong>in</strong>uten <strong>und</strong> länger, die längste be<strong>in</strong>ahe drei St<strong>und</strong>en. Die<br />

Spielaktionen umfassen Tobespiele ebenso wie ruhiges Budenbauen, Monopoly-Spielen<br />

o<strong>der</strong> das Hören von Kassetten. In <strong>der</strong> Sommerzeit wird<br />

<strong>der</strong> Raum aus nachvollziehbaren Gründen weniger zum Spielen genutzt<br />

als im Herbst <strong>und</strong> W<strong>in</strong>ter. Zieht man sieben Wochen im Jahr ab, welche<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu Hause o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Ferien s<strong>in</strong>d, ergeben sich aus <strong>der</strong> Hochrechnung<br />

<strong>der</strong> uns vorliegenden Protokolle ca. 80 Nutzungen pro Jahr. Für den

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