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Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...

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Auszeiträume <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Heimerziehung</strong><br />

lichen Vorfällen mit Beteiligung desselben K<strong>in</strong>des, bereits erwartet, dass<br />

dieses Vorhaben nicht nur friedlich ablaufen wird. Man rechnet als<br />

Pädagoge damit, dass das K<strong>in</strong>d auf die Konfrontation mit se<strong>in</strong>em Fehlverhalten<br />

mit e<strong>in</strong>em Angriff gegen den Pädagogen reagiert, weglaufen<br />

will o<strong>der</strong> den Anlass dazu benützt, sich vor den an<strong>der</strong>en Gruppenmitglie<strong>der</strong>n<br />

<strong>in</strong> Szene zu setzen. Deswegen möchte man, dass <strong>der</strong> Konflikt<br />

über se<strong>in</strong> Verhalten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vom Erwachsenen kontrollierbaren, geschützten<br />

Rahmen stattf<strong>in</strong>det.<br />

Der Auszeitraum wird demnach als e<strong>in</strong> spezieller Ort <strong>der</strong> Konfliktaustragung<br />

o<strong>der</strong> Konfliktnachbearbeitung e<strong>in</strong>geführt. Inwieweit dabei rechtliche<br />

Fragen berücksichtigt werden müssen, wird an an<strong>der</strong>er Stelle geklärt<br />

(siehe Kap. 6). Als Pädagoge geht man mit dem Ziel <strong>in</strong> den Raum, an<br />

e<strong>in</strong>em günstigen Ort e<strong>in</strong>e eventuell auch länger dauernde Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem K<strong>in</strong>d darüber zu führen, was erlaubt ist o<strong>der</strong> nicht.<br />

Auch im Fall <strong>der</strong> Verhaltensmuster-Unterbrechung wird das K<strong>in</strong>d zunächst<br />

aufgefor<strong>der</strong>t freiwillig <strong>in</strong> den Raum mitzukommen. Dies kann<br />

mehrfach o<strong>der</strong> mit Hilfe e<strong>in</strong>es vorher vere<strong>in</strong>barten Formelsatzes geschehen.<br />

Weigert sich das K<strong>in</strong>d, wird es überwältigt <strong>und</strong> gegen se<strong>in</strong>en<br />

Willen <strong>in</strong> den Auszeitraum gebracht. E<strong>in</strong> Pädagoge bleibt bei ihm <strong>und</strong><br />

verdeutlicht ihm den S<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Grenzsetzung, wenn sich das K<strong>in</strong>d beruhigt<br />

hat <strong>und</strong> ansprechbar zeigt. Hier wird es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong>jenige se<strong>in</strong>,<br />

<strong>der</strong> auch das unerwünschte Verhalten markiert hat, es sei denn, e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er<br />

dazu gekommener Pädagoge hat den besseren Zugang zum K<strong>in</strong>d.<br />

Bei <strong>der</strong> Konfrontation mit dem unerwünschten Verhalten dürfen die<br />

eigene Betroffenheit des Pädagogen, se<strong>in</strong>e Gefühle von Ärger <strong>und</strong> enttäuschter<br />

Hoffnung durchaus e<strong>in</strong>e kontrollierte Rolle spielen. Er darf das<br />

K<strong>in</strong>d im Raum im E<strong>in</strong>zelfall sogar verbal weiter konfrontieren o<strong>der</strong> gar<br />

provozieren, wenn dieses sich mit <strong>der</strong> Errichtung e<strong>in</strong>er coolen Fassade<br />

<strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung zu entziehen trachtet. Alles, was <strong>der</strong> Persönlichkeit<br />

des Pädagogen entspricht <strong>und</strong> das K<strong>in</strong>d bee<strong>in</strong>druckt, aber we<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>schüchtert, noch bedroht, ist <strong>in</strong> solchen Momenten <strong>in</strong> Ordnung. Häufig<br />

wird dieses schon auf den Transport <strong>in</strong> den Raum mit Ärger <strong>und</strong>/<br />

o<strong>der</strong> Wutwe<strong>in</strong>en reagieren. Neben den konfrontativen Elementen s<strong>in</strong>d<br />

deswegen durchaus auch spiegelnde <strong>und</strong> empathische Kommentare gefragt.<br />

Im besten Fall stellt sich auch beim K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> persönliches Betroffenheitsgefühl<br />

e<strong>in</strong>. Dieses kann man <strong>für</strong> e<strong>in</strong> Gespräch über die H<strong>in</strong>tergründe<br />

se<strong>in</strong>es Verhaltens nutzen. Nicht selten erfährt man als Pädagoge<br />

<strong>in</strong> solchen Situationen auch lebensgeschichtlich <strong>und</strong> therapeutisch relevante<br />

Details, mit denen man sorgsam umgehen muss. Der Abschluss<br />

<strong>der</strong> Intervention besteht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Abmachung zwischen K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> Erwachsenem,<br />

wie es draußen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe weitergehen kann <strong>und</strong> soll.<br />

Diese sollte realistisch se<strong>in</strong>, d. h. das K<strong>in</strong>d nicht mit Versprechen überfor<strong>der</strong>n,<br />

die es nicht halten kann. Trotzdem besteht auch hier die Aufgabe<br />

des Pädagogen dar<strong>in</strong>, zu kontrollieren, ob das K<strong>in</strong>d allem Möglichen<br />

zustimmt, um schnell aus <strong>der</strong> unangenehmen Situation im Raum he-<br />

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