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Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...

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<strong>Zwang</strong>smomente <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familienerziehung<br />

sich dann an das erste verbale „Ne<strong>in</strong>“ halten, ohne jedes Mal die ganze<br />

Kette <strong>der</strong> Konsequenzen erfahren zu müssen.<br />

Die beschriebenen Entwicklungen macht das K<strong>in</strong>d selbst. Die Eltern geben<br />

ihm dazu lediglich Bildungsimpulse. Diese resultieren aus e<strong>in</strong>er komplexen<br />

Kette mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verknüpfter Handlungen:<br />

y Die Eltern begrenzen klar <strong>und</strong> schrecken auch vor körperlichem<br />

<strong>Zwang</strong> <strong>und</strong> räumlicher Distanzierung nicht zurück.<br />

y Sie eröffnen Wahlmöglichkeiten („Willst du o<strong>der</strong> sollen wir dich begrenzen?“<br />

<strong>und</strong> „Komm, lass uns lieber dieses Spiel machen als weiterkämpfen<br />

bzw. weiterquengeln“).<br />

y Zum Dritten bleiben die Eltern ihrem K<strong>in</strong>d zugewandt <strong>und</strong> nehmen<br />

ihm se<strong>in</strong>e Handlungen nicht übel.<br />

y Viertens – aber das bleibt recht hypothetisch – regt <strong>der</strong> Vater das<br />

K<strong>in</strong>d im geme<strong>in</strong>samen Spiel dazu an, e<strong>in</strong> „funktionales Äquivalent“ <strong>für</strong><br />

se<strong>in</strong>en sadistischen Impuls zu entwickeln: nicht mehr die Wange <strong>der</strong><br />

Mutter muss jetzt attackiert werden. Es reicht aus, <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Kissen zu<br />

beißen <strong>und</strong> dieses zu behandeln wie e<strong>in</strong> erbeutetes Tier (wobei das die<br />

Phantasie des Vaters ist; welche Phantasien das K<strong>in</strong>d mit diesem Spiel<br />

verb<strong>in</strong>det, wissen wir nicht).<br />

Aufgaben wie die oben beschriebenen stellen sich allen Eltern kle<strong>in</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> können auch rasch entgleisen. Das passiert vor allem, <strong>in</strong>dem die<br />

Eltern das K<strong>in</strong>d zu schmerzhaft begrenzen, ihm ke<strong>in</strong>e Chance zur Selbstkontrolle<br />

bieten, son<strong>der</strong>n sich sofort <strong>und</strong> länger als nötig von ihm distanzieren<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> sich auch <strong>in</strong>nerlich von ihrem K<strong>in</strong>d abwenden, weil sie es<br />

als böse erleben. Genauso falsch ist es, wenn Eltern den Handlungen ihres<br />

K<strong>in</strong>d zu wenig Kraft entgegensetzen, Emotionen von Ärger <strong>und</strong> Hilflosigkeit<br />

unterdrücken, damit häufig aber auch ihre positiven Gefühle.<br />

Dies wie<strong>der</strong>um kann zu eruptiven Wutausbrüchen mit unkontrollierten<br />

Handlungen (mit anschließenden Schuldgefühlen) <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> zu resignativem<br />

Rückzug führen.<br />

Wie man sieht, bedarf es zu e<strong>in</strong>er konstruktiven Ausübung von <strong>Zwang</strong><br />

e<strong>in</strong>er Verknüpfung desselben mit <strong>der</strong> Möglichkeit zur Mit- bzw. Selbstbestimmung<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Rahmens von sicherer Zuwendung <strong>und</strong> <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>er spielerischen Weiterbehandlung des Themas, das e<strong>in</strong>e Verschiebung<br />

des ursprünglichen Impulses erlaubt. Insofern stellt die konstruktive<br />

Anwendung von <strong>Zwang</strong> e<strong>in</strong>e komplexe Erziehungsfigur dar. Schenkt man<br />

den Berichten aus K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten <strong>und</strong> Schulen Glauben, wird diese von vielen<br />

Eltern zuverlässig geleistet, von e<strong>in</strong>er größer werdenden Zahl aber<br />

nicht. Immer mehr K<strong>in</strong><strong>der</strong> sche<strong>in</strong>en bereits im K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenalter Gewaltpräventionsprogramme<br />

zu benötigen, um <strong>in</strong> ihrer emotionalen <strong>und</strong> sozia-<br />

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