Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...
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4 Auszeiträume <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Heimerziehung</strong>:<br />
Anwendungsformen, Chancen <strong>und</strong> Risiken<br />
von Mathias Schwabe <strong>und</strong> David Vust<br />
In diesem Kapitel soll e<strong>in</strong> <strong>in</strong>stitutionelles <strong>Zwang</strong>selement genauer untersucht<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> Bezug auf se<strong>in</strong>e Möglichkeiten <strong>und</strong> Chancen, aber auch<br />
Grenzen <strong>und</strong> Risiken ausgeleuchtet werden. Dabei geht es um das spezielle<br />
<strong>Zwang</strong>selement Auszeitraum, aber auch um e<strong>in</strong>e exemplarische Art <strong>der</strong><br />
Untersuchung von <strong>Zwang</strong>selementen überhaupt: Da wir <strong>in</strong> diesem Buch<br />
nur die Möglichkeit haben, e<strong>in</strong>es von mehreren skizzierten <strong>Zwang</strong>selementen<br />
(siehe Kap. 3.3) genauer darzustellen, wollen wir am Auszeitraum<br />
vorführen, wie e<strong>in</strong>e fachlich anspruchsvolle <strong>und</strong> seriöse Erörterung von<br />
<strong>Zwang</strong>selementen – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Verzahnung von konzeptionellen<br />
<strong>und</strong> empirischen Perspektiven – aussehen kann.<br />
Auszeiträume gab <strong>und</strong> gibt es <strong>in</strong> mehr Heime<strong>in</strong>richtungen, als offiziell<br />
bekannt ist. Sie existieren dort unter Namen wie Krisenzimmer, Beruhigungsraum,<br />
Isolierraum, Bes<strong>in</strong>nungsstübchen etc. Bezogen auf solche<br />
Räume, kann man von pädagogischem Handeln im Graubereich sprechen,<br />
d. h. es handelt sich um Fachpraxen, die zwar verschwiegen werden <strong>und</strong><br />
häufig weit über die damit befasste Mitarbeiterschaft bekannt se<strong>in</strong> dürften;<br />
an<strong>der</strong>erseits werden sie nicht <strong>in</strong> den offiziellen Konzeptionen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen<br />
begründet <strong>und</strong> beschrieben. Außerdem liegt häufig ke<strong>in</strong>e Betriebsgenehmigung<br />
seitens <strong>der</strong> Landesjugendämter vor, <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />
Hilfeplänen werden sie nicht erörtert <strong>und</strong> damit auch, bezogen auf ihre<br />
Zielstellungen, nicht regelmäßig <strong>und</strong> systematisch ausgewertet. Insofern<br />
handelt es sich um pädagogische Interventionen, die abseits <strong>und</strong> außerhalb<br />
<strong>der</strong> pädagogischen Fachdiskurse praktiziert werden, was mit allem Recht<br />
das Misstrauen <strong>und</strong> die Skepis von Fachverbänden <strong>und</strong> Landesjugendämtern<br />
hervorruft (Krause et al. 2006).<br />
4.1 Auszeiten <strong>und</strong> Auszeiträume <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Heimerziehung</strong><br />
In be<strong>in</strong>ahe jedem <strong>Heimerziehung</strong>sprozess ereignen sich krisenhafte Entwicklungen<br />
<strong>und</strong> Momente, die e<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>en Behandlung bedürfen.<br />
Häufig geht es um alltägliche Konfliktsituationen, die sich zugespitzt haben:<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> bzw. Jugendliche haben ihren gegensätzlichen Willen artikuliert,<br />
die Emotionen s<strong>in</strong>d „hochgekocht“, ke<strong>in</strong>er kann o<strong>der</strong> will nachgeben<br />
<strong>und</strong> weiteres Argumentieren ist zwecklos. In solchen Momenten ist es<br />
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