Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...
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Auszeiträume <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Heimerziehung</strong><br />
er auch als <strong>Zwang</strong> <strong>in</strong>terpretiert werden. Dennoch bliebe es bei <strong>der</strong> klaren<br />
Ansage: „Du musst den Weg dorth<strong>in</strong> alle<strong>in</strong> f<strong>in</strong>den. Niemand wird dich<br />
packen <strong>und</strong> dort h<strong>in</strong> schleppen. Du musst es alle<strong>in</strong>e schaffen!“<br />
Für K<strong>in</strong><strong>der</strong> kann dieser Raum zunächst e<strong>in</strong> neuartiges Angebot darstellen;<br />
manche werden es nutzen, an<strong>der</strong>e nicht. Die Erwachsenen sollten<br />
da<strong>für</strong> werben, aber ke<strong>in</strong>en Druck ausüben. E<strong>in</strong>e Ausnahme stellen die<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> dar, die e<strong>in</strong>e zwangsweise Nutzung des Raumes erdulden mussten.<br />
Für diese Gruppe ist es e<strong>in</strong> großer Fortschritt, wenn die K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf<br />
Auffor<strong>der</strong>ung mit dem Betreuer <strong>in</strong> den Raum gehen o<strong>der</strong> ihn alle<strong>in</strong>e aufsuchen,<br />
um sich dort auszupowern.<br />
Wie groß die Bandbreite <strong>der</strong> möglichen Anwendungsformen von Auszeiträumen<br />
ist, wird mit dieser ke<strong>in</strong>eswegs vollständigen Beschreibung bereits<br />
deutlich. Die Hauptunterschiede bestehen <strong>in</strong> folgenden Parametern:<br />
Schutz <strong>und</strong> Aufsicht versus pädagogische Grenzsetzung, Planbarkeit versus<br />
Unplanbarkeit. Allerd<strong>in</strong>gs darf man sich <strong>der</strong>en Verteilung nicht schematisch<br />
vorstellen, wie man es <strong>der</strong> Broschüre des Landschaftsverbandes<br />
entnehmen könnte (Stoppel 2003): Nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krisensituation (A) handelt<br />
es sich um e<strong>in</strong>en re<strong>in</strong>en Fall von Aufsicht <strong>und</strong> Schutz. Trotzdem wird man<br />
auch hier mit <strong>der</strong> Art <strong>und</strong> Weise des Schützens pädagogische Intentionen<br />
verfolgen. Das K<strong>in</strong>d soll sich <strong>in</strong> Krisensituationen sicher fühlen, unabhängig<br />
davon, ob es die Gefahr eher psychisch von <strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> physisch von<br />
außen erlebt. Der Pädagoge versucht, nicht nur als Funktionsträger, son<strong>der</strong>n<br />
nach dem Modell e<strong>in</strong>er „haltenden Umwelt-Mutter“ (W<strong>in</strong>nicott<br />
1974, 56ff, 96f) auch als Person zur Verfügung zu stehen. Generell betrachtet,<br />
fallen Krisen eher <strong>in</strong> den Bereich des Unplanbaren; trotzdem wird<br />
es immer wie<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> geben, bei denen man mit Krisen rechnet <strong>und</strong> deshalb<br />
besser darauf vorbereitet ist als bei an<strong>der</strong>en.<br />
In den Situationen <strong>der</strong> pädagogischen Grenzsetzung (B) <strong>und</strong> (C) geht es<br />
um die geplante <strong>und</strong> gezielte Unterbrechung e<strong>in</strong>es Verhaltensmusters, aber<br />
auch Überlegungen des Fremd- <strong>und</strong> Selbstschutzes spielen e<strong>in</strong>e Rolle. Es<br />
geht auch darum, dass an<strong>der</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht zu Opfern des Agierens von<br />
E<strong>in</strong>zelnen werden, auch wenn ke<strong>in</strong>e unmittelbare Fremdgefährdung im<br />
S<strong>in</strong>ne ernster Verletzungen vorliegt. Auch bei <strong>der</strong> präventiven Eskalation<br />
handelt es sich um e<strong>in</strong>e geplante Intervention auf Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Entdeckung<br />
e<strong>in</strong>es zwar nicht regelmäßigen, aber periodisch wie<strong>der</strong>kehrenden Musters.<br />
Überlegungen von Schutz <strong>und</strong> pädagogischer Grenzsetzung mischen sich.<br />
Im Überblich über die Schil<strong>der</strong>ungen (A) bis (E) wird deutlich, dass die<br />
verschiedenen Interventionsmöglichkeiten mit sehr unterschiedlichen<br />
fachlichen Begründungen verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d. Das birgt die Gefahr, dass alle<br />
möglichen Praxen mit darauf zugeschnittenen Theorien legitimiert werden<br />
können. Daraus folgere ich, dass die Erlaubnis <strong>für</strong> solche Raumnutzungen<br />
von Seiten <strong>der</strong> Heimleitungen o<strong>der</strong> Landesjugendämter unverantwortlich<br />
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