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Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...

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Mathias Schwabe <strong>und</strong> Thomas Evers<br />

5.2 Themenbezogene Aussagen<br />

Auf den nächsten Seiten stellen wir Aussagen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

zu fünf Themen zusammen. Wie sehen sie ihre Aufnahme <strong>in</strong>s Heim, die<br />

verpflichtenden Stufen- <strong>und</strong> Punkteprogramme, ausstiegssichere Fenster<br />

<strong>und</strong> Türen <strong>und</strong> den Auszeitraum? Und wie schätzen sie den Informationsgrad<br />

ihrer Eltern, bezogen auf die <strong>Zwang</strong>selemente, e<strong>in</strong>, die an ihnen<br />

ausgeführt werden? Über jedes dieser Teilthemen könnte man auf Gr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Menge <strong>und</strong> Differenziertheit <strong>der</strong> uns vorliegenden Aussagen e<strong>in</strong>e<br />

eigene Studie erstellen. Aus Platzgründen mussten wir Statements <strong>und</strong><br />

Me<strong>in</strong>ungen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen auswählen. Dabei s<strong>in</strong>d wir <strong>der</strong><br />

Bandbreite ihres Denkens <strong>und</strong> Fühlens sicher nur ansatzweise gerecht geworden.<br />

5.2.1 Die Aufnahme <strong>in</strong>s Heim<br />

Wie erwartet, können die Aufnahme <strong>in</strong> das Heim <strong>und</strong> die daran geknüpften<br />

Erwartungen sehr unterschiedlich aussehen <strong>und</strong> erlebt werden. Sam<br />

(14 Jahre) erzählt:<br />

„Dann musste ich erst mal sechs Wochen <strong>in</strong> die Psychiatrie, bis die hier ne<br />

E<strong>in</strong>richtung gef<strong>und</strong>en ham, wo ich Schule machen kann.“<br />

Interviewer: „Hast du dich da<strong>für</strong> entschieden?“<br />

Sam: „Ne, erst mal waren wir e<strong>in</strong>mal hier, haben uns das angeguckt. (. . .)<br />

Dann sollte ich mir das überlegen. Ja <strong>und</strong> dann hab’ ich, weiß nicht, ja<br />

gesagt, weil ich hatte ke<strong>in</strong>en Bock mehr immer länger zu warten bis sie<br />

suchen <strong>und</strong> dann immer Term<strong>in</strong>e, da hatte ich ke<strong>in</strong>en Bock mehr drauf.“<br />

(Sam, 92–98, 2. Befragung, 2005)<br />

Interessant ist, dass sich Sam <strong>in</strong> Bezug auf den Status se<strong>in</strong>er Entscheidung<br />

nicht festlegen will: Obwohl ihm vom Jugendamt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mutter e<strong>in</strong>e eigene<br />

Entscheidung zugebilligt wird, sieht er sich nicht als denjenigen, <strong>der</strong><br />

das Heim ausgesucht hat. Er hat „weiß nicht, ja gesagt“, aber nur, weil er<br />

ke<strong>in</strong>e Lust mehr hatte, weiter zu suchen, wobei es sich nicht um se<strong>in</strong>e persönlichen<br />

Suche handelte, son<strong>der</strong>n die an<strong>der</strong>er Menschen („bis sie suchen“).<br />

Verständlich wird das auf dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, dass sowohl se<strong>in</strong>e<br />

Mutter als auch das Jugendamt entschieden hatten, dass er nicht mehr zu<br />

Hause leben kann, was e<strong>in</strong>e erhebliche Kränkung <strong>für</strong> ihn darstellte. Auf<br />

die Frage, wo er lieber wohnen würde, antwortet er „Zu Hause!“ <strong>und</strong> bei<br />

<strong>der</strong> Beschreibung <strong>der</strong> Auswahlprozedur sagt er: „Ja, ich hätte auch sagen<br />

können, ja, ich will woan<strong>der</strong>s h<strong>in</strong>. Aber das wär’ doch egal.“ (ebd. 58f <strong>und</strong><br />

422).<br />

Das kl<strong>in</strong>gt so, als wäre es ihm e<strong>in</strong>erlei gewesen, woh<strong>in</strong> er kommt, wenn<br />

er <strong>in</strong> die <strong>für</strong> ihn zentrale Entscheidung, weiter zu Hause o<strong>der</strong> im Heim zu

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