Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...
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Die Stimmen <strong>der</strong> von <strong>Zwang</strong> Betroffenen hören, verstehen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ordnen<br />
5.2.4 Auszeiträume<br />
In beiden Intensivgruppen, die über e<strong>in</strong>en speziellen Auszeitraum verfügten,<br />
sollte dieser nach den Vorstellungen <strong>der</strong> Erwachsenen vielfältig genutzt<br />
werden (siehe Kap. 4). Allen befragten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d mehrere<br />
unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten des Raumes bewusst. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
werden sie nicht von allen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n gleich gesehen <strong>und</strong> auch nicht gleich<br />
gewichtet.<br />
Für Sascha (10 Jahre) ist es vor allem e<strong>in</strong> Raum zum „Bude-Bauen“ <strong>und</strong><br />
„Toben“ (Sascha, 36 <strong>und</strong> 38, 1. Befragung, 2004). Zwei Mädchen h<strong>in</strong>gegen<br />
weisen ihm <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Funktion des Krisenbewältigungsraumes zu,<br />
wenn sie sagen: „Wenn K<strong>in</strong><strong>der</strong> ausrasten, kommen die da re<strong>in</strong>“ (Nad<strong>in</strong>e,<br />
65, 1. Befragung, 2004). Sie sehen aber auch, dass er sich zum „Ausagieren“<br />
eignet, wobei das Spektrum <strong>in</strong> ihrer Wahrnehmung von Wut-Herauslassen<br />
bis zum lustvollen Toben geht. Der Raum ist gut, „wenn man sich austoben<br />
möchte. Da gab’s so viele, äh so viele Kissen (...) <strong>und</strong> ähm, da kann<br />
man das alles gegen die Wand werfen, wenn man Wutanfälle hat, kann<br />
man das so machen, o<strong>der</strong> wenn man toben möchte <strong>und</strong> spielen“ (Petra, 43–<br />
48, 1. Befragung, 2004). E<strong>in</strong> Junge beschreibt: „Ich geh da auch mal re<strong>in</strong>,<br />
wenn ich Ruhe haben will o<strong>der</strong> mit me<strong>in</strong>er Mutter telefonieren, dann geben<br />
mir die Erzieher das Schnurlose <strong>und</strong> dann kann ich mal da <strong>in</strong> Ruhe<br />
mal telefonieren so“ (Hans, 3, 2. Befragung, 2006).<br />
Was den mit dem Transport <strong>in</strong> den Raum verb<strong>und</strong>enen <strong>Zwang</strong> angeht,<br />
so f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den Äußerungen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> die Begriffe, dass die „ausrastenden“<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> dort „re<strong>in</strong>kommen“ bzw. „re<strong>in</strong>gesteckt“ werden. Der<br />
erste Ausdruck hört sich eher nach e<strong>in</strong>em passiven Bewegt-Werden an,<br />
während <strong>der</strong> zweite Ausdruck den Fachkräften e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutig aktive Rolle<br />
zuschreibt, auch wenn <strong>der</strong> Vorgang betont nüchtern-technisch geschil<strong>der</strong>t<br />
wird.<br />
E<strong>in</strong> Junge (Leo, 12 Jahre), <strong>der</strong> den Raum auch „am eigenen Leib“ erlebt<br />
hat, schil<strong>der</strong>t ihn so: Der Raum sei da<strong>für</strong> da, „wenn jetzt zum Beispiel e<strong>in</strong>er<br />
ausrastet <strong>und</strong> wenn <strong>der</strong> dann mächtig stark rumwütet <strong>und</strong> irgendwie<br />
Sachen durch die Gegend schmeißt o<strong>der</strong> so. Dann kann <strong>der</strong> halt <strong>in</strong> diesem<br />
Raum sich abreagieren, weil da s<strong>in</strong>d so Schaumstoffkissen <strong>und</strong> so, die kann<br />
man halt durch die Gegend werfen o<strong>der</strong> so <strong>und</strong> sich damit abreagieren.“<br />
(Leo, 20–24, 1. Befragung, 2004).<br />
Auch Leo er<strong>in</strong>nert sich an an<strong>der</strong>e Nutzungen: „Wenn ich halt mal Lust<br />
hatte, da re<strong>in</strong> zu gehen, e<strong>in</strong>fach so abzureagieren o<strong>der</strong> mit irgende<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er<br />
da zu spielen“ (Leo, 31–32, 1. Befragung, 2004).<br />
Deutlich ist den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n aber auch, dass <strong>der</strong> Raum nicht <strong>für</strong> alle möglichen<br />
<strong>und</strong> notwendigen Formen <strong>der</strong> Begrenzung dient, <strong>und</strong> nicht die e<strong>in</strong>zige<br />
Möglichkeit ist, gezielt Wut auszuagieren. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d sagt: „Ich raste<br />
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