Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...
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<strong>Institut</strong>ionelle <strong>Zwang</strong>selemente <strong>in</strong> Heimgruppen<br />
wenn man fachliches Wissen darüber vorweisen kann, warum man <strong>Zwang</strong><br />
<strong>und</strong> welche Form von <strong>Zwang</strong> man <strong>für</strong> e<strong>in</strong> bestimmtes K<strong>in</strong>d s<strong>in</strong>nvoll hält,<br />
<strong>und</strong> dabei auch K<strong>in</strong><strong>der</strong> entdeckt werden, bei denen das nicht <strong>der</strong> Fall ist.<br />
Angesichts <strong>der</strong> vielfältigen Schicksale <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> wird man so etwas wie<br />
e<strong>in</strong>e klare Indikation <strong>für</strong> <strong>Zwang</strong> nicht erwarten dürfen. Allerd<strong>in</strong>gs muss<br />
man vor <strong>der</strong> Anwendung von <strong>Zwang</strong>selementen wenigstens die Klärung<br />
<strong>der</strong> Lebensgeschichte h<strong>in</strong>sichtlich des Themas <strong>Zwang</strong> leisten. Dabei können<br />
die Lebensgeschichten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> relativ e<strong>in</strong>fach kategorisiert werden.<br />
Zu unterscheiden s<strong>in</strong>d:<br />
A) Erziehungsschicksale, <strong>in</strong> denen zu früh, zu oft, zu rigide o<strong>der</strong> zu verwirrende<br />
Formen von <strong>Zwang</strong> angewandt wurden. Diese können massive<br />
Gewalterfahrungen e<strong>in</strong>schließen; sie können Formen von sexueller Ausbeutung<br />
be<strong>in</strong>halten, die zum Teil auf subtile Formen von <strong>Zwang</strong> aufbauen<br />
(Liebesentzug, Exklusionsandrohung).<br />
B) Erziehungsschicksale, <strong>in</strong> denen zu spät, zu selten <strong>und</strong> zu unentschlossene<br />
Formen von <strong>Zwang</strong> angewandt wurden <strong>und</strong> das K<strong>in</strong>d zu<br />
häufig se<strong>in</strong>en Willen gegen den <strong>der</strong> Eltern durchsetzen konnte <strong>und</strong> deshalb<br />
zu wenig Anpassungsleistungen bzw. zu wenig Selbstkontroll-Kompetenzen<br />
erlernt hat. Häufig ist dies bei alle<strong>in</strong>erziehenden Müttern <strong>der</strong><br />
Fall.<br />
C) Erziehungsschicksale, <strong>in</strong> denen sich beide Muster (A <strong>und</strong> B) entwe<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Haushalt rasch abgewechselt haben (<strong>in</strong>konsistenter Erziehungsstil)<br />
<strong>und</strong> deswegen <strong>für</strong> das K<strong>in</strong>d Unberechenbarkeit <strong>in</strong> Bezug auf<br />
die Verhaltensanfor<strong>der</strong>ungen im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> stand o<strong>der</strong> die beiden<br />
Muster (A <strong>und</strong> B) <strong>in</strong> mehreren Lebensphasen mit verschiedenen Erziehungsberechtigten<br />
auf e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> folgten. Auch auf diese Weise können<br />
Brüche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kont<strong>in</strong>uität <strong>und</strong> Verlässlichkeit entstanden se<strong>in</strong>.<br />
Wenn wir die <strong>in</strong>sgesamt 21 Jugendlichen <strong>und</strong> 17 K<strong>in</strong><strong>der</strong> h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />
häufig lückenhaften Akten<strong>in</strong>formationen betrachten, die wir im Rahmen<br />
des Projektes gesammelt haben, so würden wir diese vorläufig e<strong>in</strong>teilen,<br />
wie es Tabelle 3 zeigt.<br />
Tab. 3: Bisherige biographische Muster mit Blick auf <strong>Zwang</strong><br />
Unklare A) B) C) Gesamt<br />
<strong>Zwang</strong>sgeschichte<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> 3 4 5 5 17<br />
Jugendliche 8 4 3 6 21<br />
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