Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...

Auszeiträume in der Heimerziehung
nen Konzeption darstellen. Zusätzlich ist es sinnvoll, einen zeitlich befristeten
Ausschluss als Auszeit zu definieren, als eine Zeit in der Schwebe, in
der man sich neu sammeln und orientieren kann und nach der es mit dem
Zusammenleben weiter geht oder im Einzelfall auch nicht. In diesem
Wortsinn kann auch ein Aufenthalt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
oder eine Entgiftung als Auszeit bezeichnet werden, die in einem speziellen
externen Raum stattfindet.
Klar ist, dass die Kinder und Jugendlichen mit solchen Auszeiten nicht
immer einverstanden sind. Weggeschickt zu werden, erinnert häufig an
frühe Exklusionsängste; zusätzlich verstehen Kinder und Jugendliche, dass
es sich dabei auch um eine Verordnung handelt, die ihre tatsächliche oder
phantasierte Macht einschränken soll.
Insofern wehren sie sich u. U. gegen diese Verordnung, und es kann zu
einem weiteren Konflikt um die Auszeit kommen. Manchmal kann man
ein Kind oder einen Jugendlichen mit der Aussicht auf einen sicheren
Neuanfang beruhigen, in anderen Fällen muss man die Auszeit auch gegen
seinen Willen durchsetzen und darf sich nicht wundern, wenn das Kind
oder der Jugendliche eher wegläuft, als sich an einen vorgegebenen Ort
bringen zu lassen. „Wenn ich schon weg muss, dann will ich wenigstens
bestimmen wohin!“ könnte eine Begründung für dieses Verhalten lauten.
Auch wenn es häufig schwierig ist, die (minderjährigen) Kindern über den
Ort der Auszeit alleine bestimmen zu lassen, so kann man mit ihnen im
Vorfeld oder nach einer ersten angeordneten Auszeit überlegen, was ein
für sie geeigneter Ort sein könnte, den man im (nächsten) Notfall aktivieren
kann. In der Regel halten sich die Kinder an solche Vorabsprachen,
wenn die Krise eingetroffen ist. In der Erwachsenenpsychiatrie hat man in
Bezug auf solche Vereinbarungen für den Notfall sehr gute Erfahrungen
gemacht. Allein die Tatsache, dass man vor und nach dem Gewaltvorfall
über die Zwangsmaßnahmen spricht, senkt bereits die Häufigkeit des Eintretens
dieser Art von Notfällen (Dietz et al. 1998; Jonikas et al. 2004).
Hier handelt es sich um ein schönes Beispiel dafür, wie Zwang und Partizipation
miteinander verbunden werden können: „Dass etwas passiert,
wenn du gewalttätig wirst, ist unverhandelbar. Was aber genau passiert
und wie es umgesetzt wird, dafür gibt es jede Menge Wahlmöglichkeiten“
lautet die Botschaft an den potentiellen Krisenpatienten bzw. Klienten.
4.2 Für welche Interventionsformen werden
Auszeiträume gebraucht?
Der Hinweis auf die Notwendigkeit von Auszeiten und dafür geeigneten
Räumen“ in allen Heimen war mir wichtig, um der Erörterung der speziellen
Auszeiträume, die wir untersucht haben, ihren manchmal exoti-
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