Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...
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Auszeiträume <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Heimerziehung</strong><br />
9. Jede Auszeitraumnutzung ist auf e<strong>in</strong>em da<strong>für</strong> vorgesehenen Formblatt<br />
zu dokumentieren <strong>und</strong> zeitnah dem Landesjugendamt, dem örtlich<br />
<strong>für</strong> das K<strong>in</strong>d zuständigen Jugendamt <strong>und</strong> den Eltern mitzuteilen.<br />
10. Mit jedem K<strong>in</strong>d ist nach <strong>der</strong> Raumnutzung e<strong>in</strong>e persönliche Reflexion<br />
<strong>in</strong> k<strong>in</strong>dgerechter Sprache durchzuführen. Die Me<strong>in</strong>ungen <strong>und</strong> Kommentare<br />
des K<strong>in</strong>des s<strong>in</strong>d möglichst im Wortlaut zu dokumentieren.<br />
11. Der Raum muss von außen e<strong>in</strong>sehbar se<strong>in</strong>. Während <strong>der</strong> Nutzung sollen<br />
die Kollegen regelmäßig beobachten, wie es dem Kollegen <strong>und</strong><br />
dem K<strong>in</strong>d (begleitete Auszeit) o<strong>der</strong> dem K<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong>e (Time-out) geht,<br />
<strong>und</strong> gegebenenfalls <strong>in</strong>tervenieren. Zeiträume <strong>für</strong> den Sichtkontakt<br />
s<strong>in</strong>d da<strong>für</strong> nicht vorgeschrieben.<br />
12. Unmittelbar nach Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Auszeitraumnutzung o<strong>der</strong> parallel zu<br />
dieser ist die Rufbereitschaft zu <strong>in</strong>formieren. Diese kommt unverzüglich<br />
<strong>in</strong> die Gruppe, begleitet die Auszeit, wenn auch aus <strong>der</strong><br />
Distanz, <strong>und</strong> <strong>in</strong>terveniert nur, wenn sie es <strong>für</strong> nötig hält o<strong>der</strong> darum<br />
gebeten wird.<br />
Sicher müssen nicht alle Konzeptelemente <strong>in</strong> dieser Form formuliert werden.<br />
Wie viele Funktionen man <strong>in</strong> dem Auszeitraum zusammenlegen will<br />
<strong>und</strong> ob man se<strong>in</strong>en Charakter als Spielzimmer <strong>für</strong> alle erhalten möchte,<br />
muss jeweils diskutiert werden. Auch die Festlegung auf immer nur zwei<br />
anzumeldende K<strong>in</strong><strong>der</strong> ersche<strong>in</strong>t rigide <strong>und</strong> könnte nach e<strong>in</strong>er Beobachtungszeit<br />
auch auf e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> drei K<strong>in</strong><strong>der</strong> festgelegt werden. Weiter<br />
kann <strong>in</strong> Frage gestellt werden, ob e<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiater immer<br />
die geeignete Person <strong>für</strong> die Reflexion des Fallverlaufes mit Auszeitnutzung<br />
ist. Hier wird es weniger auf die formale als die fachliche<br />
Legitimation ankommen. E<strong>in</strong> externer Sozial- o<strong>der</strong> Heilpädagoge kann<br />
dazu ebenso geeignet se<strong>in</strong> wie e<strong>in</strong> Psychologe o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendlichentherapeut.<br />
Trotz solcher Diskussionen von Details muss <strong>der</strong> gesamte Konzeptionsentwurf<br />
als äußerst bee<strong>in</strong>druckend <strong>und</strong> modellhaft bezeichnet werden.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e die Punkte <strong>in</strong>dividuelles Auszeitkonzept (4), Absicherung<br />
über Hilfeplanung (5), regelmäßige Verlaufsbesprechung mit e<strong>in</strong>er<br />
externen Fachkraft (8), ausführliche Dokumentation jeden Verlaufes (9)<br />
<strong>und</strong> Nachbesprechung mit dem K<strong>in</strong>d (10) <strong>in</strong>klusive <strong>der</strong> Möglichkeit, den<br />
Raum von außen e<strong>in</strong>zusehen (11), s<strong>in</strong>d unverzichtbare fachliche Qualitätsstandards<br />
<strong>für</strong> die Nutzung von Auszeiträumen.<br />
Dass die Konzeption hohe Anfor<strong>der</strong>ungen an Mitarbeiter <strong>und</strong> Leitung<br />
stellt, ist nicht zu bestreiten. Beson<strong>der</strong>s erfreulich ist, dass die Konzeption<br />
unseren Beobachtungen nach im Laufe ihrer Etablierung immer besser<br />
umgesetzt wurde <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelne Versäumnisse relativ rasch problematisiert<br />
werden. Sicher ist <strong>für</strong> diese hohe Qualität entscheidend, dass die Mitarbeiter<br />
mit an <strong>der</strong> Ausformulierung <strong>der</strong> Standards beteiligt wurden <strong>und</strong> die<br />
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