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Zwang in der Heimerziehung? - INIB - Institut für Innovation und ...

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<strong>Institut</strong>ionelle <strong>Zwang</strong>selemente <strong>in</strong> Heimgruppen<br />

f<strong>in</strong><strong>der</strong>isch dabei se<strong>in</strong>, sich den Grenzsetzungen zu entziehen o<strong>der</strong> das<br />

System zu verlassen, z. B. <strong>in</strong>dem sie ihre Eltern gegen dieses mobilisieren.<br />

Für die Pädagogen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> solche K<strong>in</strong><strong>der</strong>, <strong>für</strong> die e<strong>in</strong>e Nacherziehung<br />

<strong>in</strong> Sachen Selbstkontrolle ansteht, stellen sich vor allem folgende<br />

Fragen:<br />

a) Haben sie ihre eigene Erziehungsbiographie im H<strong>in</strong>blick auf <strong>Zwang</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Zwang</strong>smomente geklärt <strong>und</strong> können deswegen sowohl <strong>Zwang</strong>serfahrungen<br />

<strong>in</strong> gekonnter Form, aber auch alle an<strong>der</strong>en mit Erziehung<br />

verb<strong>und</strong>enen Erlebnisformen vermitteln? An<strong>der</strong>s: S<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage,<br />

die richtigen Verb<strong>in</strong>dungsformen von Freiheit <strong>und</strong> <strong>Zwang</strong> bzw. Machtanspruch<br />

<strong>und</strong> Partizipation umzusetzen?<br />

b) Gel<strong>in</strong>gt es, e<strong>in</strong>en klaren Auftrag – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>en elterlichen –<br />

<strong>für</strong> die Etablierung von <strong>Zwang</strong>selementen zu bekommen? Bei den justiziablen<br />

Formen von <strong>Zwang</strong>sanwendung muss das auch im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

richterlichen Auftrags geschehen, <strong>in</strong> allen an<strong>der</strong>en Fällen muss <strong>der</strong> Hilfeplan<br />

e<strong>in</strong>en solchen Auftrag formulieren. Wichtiger als die Pseudo-Zustimmung<br />

von Eltern, die <strong>in</strong> ihrer Hilflosigkeit oft alles mögliche zu<br />

unterschreiben bereit s<strong>in</strong>d, ist e<strong>in</strong>e saubere Auftragsklärung. Dies be<strong>in</strong>haltet<br />

die Beantwortung <strong>der</strong> Frage, wer sich von <strong>der</strong> Anwendung von<br />

<strong>Zwang</strong> was erwartet <strong>und</strong> wie e<strong>in</strong>deutig er jeweils dah<strong>in</strong>ter stehen kann.<br />

E<strong>in</strong>e klare Sortierung unterschiedlicher Positionen <strong>und</strong> Akzeptanzgrade<br />

ist häufig hilfreicher als die Etablierung e<strong>in</strong>es formalen Konsens. Jugendhilfee<strong>in</strong>richtungen<br />

sollten allerd<strong>in</strong>gs sehr genau beobachten, wie<br />

viel Auftragsklarheit sie brauchen, um erfolgreich arbeiten zu können.<br />

Lei<strong>der</strong> ist das benötigte Ausmaß an Klarheit nicht bei jedem K<strong>in</strong>d/<br />

Jugendlichen gleich.<br />

c) Wie können Systeme <strong>der</strong> permanenten Reflexion <strong>und</strong> Kontrolle aussehen<br />

<strong>und</strong> funktionieren, die den schmalen Grad von konstruktiver<br />

Machtanwendung <strong>und</strong> destruktivem Machtmissbrauch bzw. von gekonntem<br />

<strong>Zwang</strong> <strong>und</strong> Gewalt beobachten? Die Anfor<strong>der</strong>ung wird umso<br />

höher, da die zu beobachtenden Grenzverläufe, bezogen auf ihre Ausschläge<br />

<strong>in</strong> die gefährliche Richtung, nicht e<strong>in</strong>deutig festzumachen s<strong>in</strong>d,<br />

<strong>und</strong> viele Aktivitäten <strong>der</strong> Pädagogen ambivalent zu beurteilen s<strong>in</strong>d. Freilich<br />

darf man bei dieser Erkenntnis nicht stehen bleiben: Auch wenn man<br />

sich nie sicher se<strong>in</strong> kann, ob <strong>und</strong> wem die Anwendung von <strong>Zwang</strong> dauerhaft<br />

hilft, muss es klare Verfahren geben, die e<strong>in</strong>e Entscheidung über die<br />

Anwendung von <strong>Zwang</strong> als richtig o<strong>der</strong> falsch möglich machen. Dies gilt<br />

sowohl <strong>für</strong> die Hilfeplanung als auch <strong>für</strong> die e<strong>in</strong>zelne Anwendungssituation.<br />

d) Wann müssen Formen von <strong>Zwang</strong>sanwendung abgebrochen werden,<br />

weil ihre Risiken höher ersche<strong>in</strong>en als die beabsichtigten Chancen, <strong>und</strong><br />

welche an<strong>der</strong>en Formen von Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung sollten sich daran<br />

anschließen?<br />

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