26.12.2018 Aufrufe

Heimatbuch Reichelsheim 1992 OCR verlinkt

Reichelsheim in der goldenen Wetterau Historische Betrachtungen von Hagen Behrens Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim Bearbeitung: Hagen Behrens Umschlaggestaltung: Jean Bourdin Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main Erschienen 1992

Reichelsheim in der goldenen Wetterau
Historische Betrachtungen von Hagen Behrens
Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim
Bearbeitung: Hagen Behrens
Umschlaggestaltung: Jean Bourdin
Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main
Erschienen 1992

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

_<br />

8. Das 19. Jahrhundert<br />

a) Nassaus Aufstieg durch Napoleon<br />

Überall in Europa „knirschte es im Gebälk“. Schriftsteller<br />

und Dichter Deutschlands schrieben Freiheitsstücke,<br />

die in Inhalt und Form die alten Regeln „höfischer<br />

Dichtkunst“ sprengten. Goethe schrieb die Dramen<br />

„Goetz von Berlichingen“ und „Egmont“, Schiller<br />

ließ sich als Dichter von „Die Räuber“ (Untertitel: „Gegen<br />

die Tyrannis“) und „Kabale und Liebe“ feiern.<br />

Dem Absolutismus der adligen Herrschaft über ihre<br />

Untertanen wurde der Kampf angesagt; es wurde eine<br />

Anderung der Lebens- und Rechtsbedingungen des Bürgertums<br />

gefordert. Vor allem wurden Meinungs- und<br />

Pressefreiheit gefordert.<br />

Aus der neuen Welt waren zudem Nachrichten gekommen,<br />

die besagten, daß die dortigen Kolonisten sich<br />

gegen das britische Königsregiment erhoben, daß sie<br />

auch Erfolg in ihrem Kampf gehabt hätten, daß sie sich<br />

nun ohne König selbst regieren wollten - als demokratische<br />

Republik! 1789 kam es in Frankreich, dem symbolischen<br />

Sitz des Absolutismus, bedingt durch die schlechte<br />

Finanzlage des Staates, zur Wiedereinberufung der 1615<br />

zuletzt tagenden Generalstände. Der 3. Stand, das Bürgertum,<br />

sollte dieses Mal sogar so stark vertreten sein wie<br />

Geistlichkeit und Adel zusammen! Europa wartete gespannt<br />

auf das, was geschehen würde. _ .<br />

Überall herrschte Nervosität und Unruhe, Unzufriedenheit<br />

und Gereiztheit, gab es doch in den Städten und<br />

auch auf dem Lande seit der verheerenden Mißernte<br />

1788 großen Hunger, stiegen doch die Preise für Brot<br />

und andere Lebensmittel in Höhen, die nicht nur die Armen<br />

verzweifeln ließen. Und das nicht nur in Frankreich<br />

- auch in den deutschen Fürsten- und Herzogtümern war<br />

die Situation bedrohlich.<br />

„Was ist der 3. Stand'?“ fragte in Paris Abbe Sayez.<br />

Und er antwortete selbst mit einem einzigen Wort: „Allesl“<br />

Denn nur der 3. Stand sei in der Lage, sich allein zu<br />

ernähren, sich zu verteidigen, zu verwalten und Bildung<br />

zu vermitteln. Der Ruf nach „Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit“<br />

aller Menschen wurde nicht nur am 14. Juli<br />

1789 dem König von Frankreich entgegengeschrien.<br />

Auch in unseren Städten und Landstrichen gab es die<br />

Forderung nach „Emanzipation“, also nach Entlassung<br />

aus der Abhängigkeit. Zu Unruhen kam es an den nahe<br />

gelegenen Universitäten Gießen und Marburg - Unruhen,<br />

getragen von den Studenten, aber zum Teil auch unterstützt<br />

von den Handwerkern jener Städte.<br />

Die fürstlichen Herrschaften waren aus Angst vor<br />

„französischen Verhältnissen“ durchweg „antirevolutionär“.<br />

Der vor der Guillotine geflüchtete Adel Frankreichs<br />

wurde deswegen gastfreundlich aufgenommen.<br />

Der Versueh der mit ihnen Verbündeten deutschen Heere,<br />

die Revolution im Nachbarland militärisch zu stoppen<br />

bzw. zu beenden, scheiterte im September 1792 kläglich<br />

(„Kanonade von Valmy“).<br />

Seitdem herrschte allerdings in Frankreich „Vorwärts-<br />

Stimmung“. Noch im gleichen Jahr besetzten die Revolutionsarmeen<br />

Frankfurt und auch Mainz.<br />

Die Herrscher der Fürstentümer Nassau-Weilburg<br />

und Nassau-Usingen schlossen sich ängstlich Frankreichs<br />

Gegnern an, wurden doch von Eroberern wichtige Teile<br />

ihrer Fürstentümer (zwischen Rhein und Mosel) in dem<br />

Bestreben besetzt, den Rhein von Basel bis Koblenz<br />

„endlich“ zur tatsächlichen Grenze Frankreichs zu den<br />

deutschen Fürstentümern werden zu lassen.<br />

Adalbert, Bischof und Abt von Fulda bestätigen<br />

dem „Durchlauchtigsten Fürst Herrn Carl Wilhelm,<br />

Furst zu Nassau“ usw. die Erbleihe an der Hälfte<br />

des Dorfes <strong>Reichelsheim</strong>. (Dieses war die letztrnalige<br />

Erbleihebestatigung vor der Säkularisation)<br />

98

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!