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Heimatbuch Reichelsheim 1992 OCR verlinkt

Reichelsheim in der goldenen Wetterau Historische Betrachtungen von Hagen Behrens Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim Bearbeitung: Hagen Behrens Umschlaggestaltung: Jean Bourdin Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main Erschienen 1992

Reichelsheim in der goldenen Wetterau
Historische Betrachtungen von Hagen Behrens
Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim
Bearbeitung: Hagen Behrens
Umschlaggestaltung: Jean Bourdin
Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main
Erschienen 1992

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1. b) Die Zeit nach Christi Geburt<br />

Die Zeit nach Christi Geburt, also die sogenannte Zeitenwende,<br />

ist besicdlungsgeschichtlich unklar: „In der<br />

Forschung wird. _ _ seit längerem die Frage diskutiert, inwieweit<br />

auch die Wetterau in den Jahren um Christi Geburt<br />

und in den folgenden Jahrzehnten germanischc Besiedlung<br />

getragen hat. Wenn dabei besonders an clıattische<br />

Stammessplitter gedacht worden ist, so war das zwar<br />

anhand des spärlichen und spröden Fundmaterials nicht<br />

sicher zu belegen. iın Hinblick auf die spätere Entwicklung<br />

des 2. und 3. Jahrhunderts n. (flır. _jedoch durchaus<br />

vorstellbar (B. Steidl, „Frühkaiserzcitlichc germanischc<br />

Besiedlung in der Wetterau“, in: _,Wcttcrauer Geschichtsblätter“_<br />

Bd. 40, S. 2l7f.)_<br />

Kelten, Germanen (hier besonders die Chatten, die<br />

uns Hessen später ihren Namen gaben, sowie die Alamannen)<br />

und dann die Völker des riesigen römischen<br />

Imperiums trafen hier in der Wetterau zusammen, also<br />

die unterschicdlichsten Kulturen, die unterschiedlichsten<br />

Interessen, Menschen mit unterschiedlichsten Anlagen,<br />

welche diese Region und die Menschen dieser Region<br />

in späteren Generationen prägen sollten.<br />

Besonders kraß und intensiv war das Zusammentreffen<br />

dieser drei genannten Kulturkreise in der Wetterau,<br />

weil der am Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. durch Kaiser<br />

Domitian befohlene Limesbau diese Gegend durchschnitt,<br />

und die damals natürlichen Wanderungen der<br />

Stämme und Völker wesentlich erschwerte: Der LIMES<br />

stellte statt dessen die Kulturräume in Konfrontation zueinander.<br />

Die ersten Versuche der Römer unter Drusus - einem<br />

Stiefsohn des berühmten Kaisers Augustus- im Jahre 10<br />

v. Chr. das rechtsrheinische Gebiet von Mainz aus zu erobern<br />

und dauerhaft zu besetzen, scheiterte. Die Niederlage<br />

der Römer 9 n. Chr. gegen die verbündeten germanischen<br />

Stämme im nördlichen Teil der Mittelgebirge<br />

(„SchIacht im Teutoburger Wa1d“) zwang sie, sich vorübergehend<br />

aus der Wetterau wieder zurückzuziehen.<br />

Ob die Legionen Roms bis dahin auch auf Widerstand<br />

der hier lebenden Menschen gestoßen waren, das ist<br />

nicht bekannt. Aber es ist nicht davon auszugehen, ist<br />

doch unter den Wissenschaftlern heute die Überzeugung<br />

verbreitet, daß dieses Stück fruchtbaren Bodens nordöstlich<br />

der römischen Bastionen Mainz, Höchst und Nida<br />

(= heute: Frankfurt-Heddernheim) zu jener Zeit nur<br />

recht dünn besiedelt war. Die Angriffe der Legionen<br />

führten verständlicherweise eher dazu, daß sich die germanischc<br />

Bevölkerung aus Angst vor Gefangenschaft<br />

und Sklaverei nach Norden hin verzog, meist auch in den<br />

waldreichen Vogelsberg, als in aussichtsloser Lage ihren<br />

Hof verteidigen zu wollen.<br />

Daß die Chatten und die anderen germanischen Stämme<br />

über die Anwesenheit der römischen Eroberer in unserer<br />

Heimatregion nicht erfreut waren, zeigen ihre kriegerischen<br />

Aktionen in den Folgejahrzehnten („Chattenkriege“)_<br />

Sie waren schließlich Anlaß für Kaiser Domitian,<br />

den Befehl zum Bau einer viele hundert Kilometer<br />

langen Grenzbefestigung zu erteilen, den Befehl zum<br />

Bau des LIMES: von Koblenz über den südlichen Taunus<br />

und dann an dessen Osthang nördlich in die Wetterau<br />

bis in die Gegend des heutigen Arnsburg und schließlich<br />

am westlichen Rand des Vogelsberges entlang südlich<br />

dem Main, dem Neckar und schließlich der Donau<br />

zu.<br />

Verlauf des Limes in Oberhessen<br />

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