Heimatbuch Reichelsheim 1992 OCR verlinkt
Reichelsheim in der goldenen Wetterau Historische Betrachtungen von Hagen Behrens Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim Bearbeitung: Hagen Behrens Umschlaggestaltung: Jean Bourdin Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main Erschienen 1992
Reichelsheim in der goldenen Wetterau
Historische Betrachtungen von Hagen Behrens
Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim
Bearbeitung: Hagen Behrens
Umschlaggestaltung: Jean Bourdin
Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main
Erschienen 1992
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8. d) Auf dem Wege ins 20. Jahrhundert<br />
Der Sieg Preußens über Österreich und seine süddeutschen<br />
Verbündeten, die klare Entwicklung hin zu<br />
einem „Deutschland unter einer Krone“ ließ in allen<br />
Teilen des Landes und der Bevölkerung einen kraftstrotzenden<br />
Nationalismus entstehen. Der Blick in die<br />
Zukunft war für die meisten Menschen von „Optimismus<br />
durch Nationalismus“ geprägt: „Es wird besser<br />
werdenl“ - „Wir werden stark werden I“ - „Deutschland,<br />
Deutschland über allcsl“ - „Nichts ist mir teurer<br />
als mein Vaterlandl“ - so lauteten die Kernsätze der<br />
vielen Reden von weltlichen und geistlichen Würdenträgern<br />
an den vielen Gedenktagen, die den Jahreslauf<br />
der Menschen jener Jahrzehnte begleiteten.<br />
Die Zukunftsorientiertheit war auch im nun hessischen<br />
<strong>Reichelsheim</strong> zu spüren: lm Jahr des Krieges,<br />
1866, wurde begonnen, das Rathaus zum gemeindlichen<br />
Schulhaus umzubauen. Das Haus wurde bis auf<br />
den untersten Stock abgetragen und auf die Mauern<br />
des Erdgeschosses der neue Bau gesetzt. „Auf der hintern<br />
Seite des Gebäudes wurde auch das Türmchen neu<br />
aufgeführt und mit einem Wetterfähnchen sowie mit<br />
einem von dem Schmied Siegfried Vogt dahier gestifteten<br />
Glöckchen versehen“ (s. Kirchenbuch, S. 222 f.).<br />
Die zwei alten Schulhäuschen auf dem südlichen Teil<br />
des Kirchhofes mit Zugang von der Untergasse (heute<br />
Florstädter Straße) wurden in den folgenden Jahren<br />
abgerissen. Damit war nun die enge Anbindung zwischen<br />
Kirche und Schule aufgehoben. Wenig später<br />
wurde den Kirchen das Recht der Schulaufsicht genommen,<br />
womit nach der räumlichen Trennung auch<br />
die rechtliche kam. Und 1872, also nahezu gleichzeitig,<br />
wurde, wie es im Kirehenbuch heißt (s. S. 249), „der<br />
bisher offene Platz um die Kirche mit einer niedrigen<br />
Mauer und darauf stehendem eisernen Spalier umgeben“.<br />
Diese Ein- bzw. Abgrenzung des Kirchenge-<br />
ländes schien wahrhaft symbolische Bedeutung zu<br />
haben...<br />
Nachdem <strong>Reichelsheim</strong> nun nicht mehr „Ausland“ zu<br />
seinen Nachbarorten war, wurde auch alles darangesetzt,<br />
die Verbindungen zu verbessern. Schon 1868 wurde<br />
der Weg nach Heuchelheim „chaussiert“, also befestigt<br />
- allerdings nicht auf der Trasse des jahrhundertealten<br />
Weges. „Es wurde jedoch nicht der alte Weg eingehalten,<br />
sondern vom Eck der ›elf Morgen