Heimatbuch Reichelsheim 1992 OCR verlinkt
Reichelsheim in der goldenen Wetterau Historische Betrachtungen von Hagen Behrens Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim Bearbeitung: Hagen Behrens Umschlaggestaltung: Jean Bourdin Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main Erschienen 1992
Reichelsheim in der goldenen Wetterau
Historische Betrachtungen von Hagen Behrens
Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim
Bearbeitung: Hagen Behrens
Umschlaggestaltung: Jean Bourdin
Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main
Erschienen 1992
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3. Sitten und Bräuche in <strong>Reichelsheim</strong><br />
Sind „Anhaltspunkte“ im Jahresablauf, also besondere<br />
Daten, für den einzelnen Menschen wichtig?<br />
Ostern, Pfingsten, Erntedankfest, Weihnachten und<br />
Silvester sind solche „Fix-Punkte des Jahres“. Viele Erwachsene<br />
sagen allerdings heute, am Ausgang des 20.<br />
Jahrhunderts, daß diese Feste eigentlich nur noch für<br />
Kinder von Bedeutung seien. Der geplante Urlaub, vielleicht<br />
die beabsichtigte große Party zu einem „runden“<br />
Geburtstag werden eher als „wichtige“ Daten angesehen,<br />
als Daten, an die man schon lange denkt, die man<br />
gedanklich, stimmungsmäßig, aber auch organisatorisch<br />
lange zuvor vorbereitet. Andere Daten? Nein, die anderen<br />
Daten - wenn man keine Kinder oder Enkelkinder<br />
hat. _ .<br />
Natürlich erinnert man sich gerne an seine eigene<br />
Kindheit, erinnert sich an die Familienfeiern, zu denen<br />
man sich bei den Festen des Jahresverlaufes oder bei denen<br />
des Lebenslaufes eines der Familienmitglieder traf<br />
und die meist so „herrlich hektisch - harmonisch“ waren!<br />
Früher spielten Feste und besondere Daten, seien sie<br />
christlich-kirchlicher, familiärer oder jahreszeitlicher<br />
Art, eine bestimmende Rolle im Leben der Menschen.<br />
Die Einhaltung der traditionellen „Regeln“ war in einem<br />
Städtchen wie <strong>Reichelsheim</strong> eine real existierende Notwendigkeit<br />
für jeden einzelnen. Eine Flucht in die Anonymität,<br />
in „ein Leben für sich allein oder zu zweit“, so<br />
etwas war vor Beginn des „Falls der Stadtmauern“, vor<br />
Beginn der großen Freizügigkeit, also vor Beginn der allgemeinen<br />
Mobilität, die durch die Kraftfahrzeuge ermöglicht<br />
wurde, nicht möglich und für die meisten auch<br />
gar nicht vorstellbar.<br />
Wer sich ausschloß, wer sich den Riten des Jahresoder<br />
des Lebenslaufes nicht anschloß, der mußte in bestimmten<br />
Epochen unserer Stadtgeschichte sogar Angst<br />
haben, als „Freund des Teufels“, als „Feind der Chri-<br />
›<br />
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.,<br />
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Storchenturm “<br />
am Ausgang der Kirchgasse.<br />
(Bis vor 40 Jahren rıistete auf diesem<br />
Turm ein Storcherıpaar)<br />
Ark*<br />
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