Heimatbuch Reichelsheim 1992 OCR verlinkt
Reichelsheim in der goldenen Wetterau Historische Betrachtungen von Hagen Behrens Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim Bearbeitung: Hagen Behrens Umschlaggestaltung: Jean Bourdin Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main Erschienen 1992
Reichelsheim in der goldenen Wetterau
Historische Betrachtungen von Hagen Behrens
Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim
Bearbeitung: Hagen Behrens
Umschlaggestaltung: Jean Bourdin
Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main
Erschienen 1992
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Nach dieser mühsamen Arbeit, die für die spätere Stabilität<br />
der Wände wichtig war, wurde alles mit einem<br />
Lehm-Stroh-Brei fest und fugenlos verschmiert. Den<br />
Lehm hatte sich der Bauherr mit Genehmigung der Bürgermeisterei<br />
aus der gemeindeeigenen „Lehmkaute“ geholt.<br />
Diese Lehmkaute befand sich an der ehemaligen<br />
Straße nach I)orn-Assenheim, etwa l5() Meter südwestlich<br />
vom Ortsausgang entfernt.<br />
Der mit Stroh vermengte Lehmbrei klebte schnell fest.<br />
Wenn er ausgetroeknet war, stellte er eine gute Isolierung<br />
gegen Hitze und Kälte dar.<br />
Wenn Schreiner und Glaser auch ihr Werk getan hatten,<br />
also Fenster und Türen gesetzt waren, konnte das<br />
Haus bald bezogen werden. Lag das Haus an der<br />
„Hauptstraße“, so befand sich der Treppenaufgang mit<br />
seinen drei bis acht Sandsteinstufen, die der Steinmetz<br />
geliefert und verlegt hatte, auch stets zu dieser hin, es sei<br />
denn, das Haus war Teil einer Hofreite mit einer großen<br />
Einfahrt zum Hofe hin. Dann befand sich der Eingang -<br />
wie sonst meist nur in den schmalen Gassen, wo die Fuhrwerke<br />
nicht behindert werden durften - seitlich des Hauses<br />
iın Hof (,„Hoftore“ gab es früher in der Regel nicht;<br />
somit war auch dann der Hauseingang zugänglich, wenn<br />
der Hauseingang seitlich des Hauses angebracht war).<br />
Mit dem Bau der „modernen“ Ziegelei an der Straße<br />
nach Weckesheim gegen Ende des letzten Jahrhunderts,<br />
aber auch schon zuvor, als westlich der heutigen Bahnstraße<br />
Lehmziegel hergestellt wurden, änderte sich der<br />
Hausbau in <strong>Reichelsheim</strong> ganz gewaltig: Nun brauchten<br />
nicht mehr die harten Basaltsteine im Steinbruch gcschlagen<br />
werden. Und manch ein <strong>Reichelsheim</strong>er begann<br />
zu überlegen, ob er nicht das ganze Haus „hochmauert“<br />
und die Zimmerleute nur noch um Errichtung<br />
des Dachstuhles bittet. Weil dies tatsächlich immer mehr<br />
Ortsbürger taten oder zumindest die Fache ausmauer-<br />
I<br />
ten, wurde die erwähnte Lehm kautc auch kaum noch genutzt:<br />
deswegen wurde sie im Interesse der wachsenden<br />
Bevölkerung im Rahmen der „Feld-“ bzw. Flurbereinigung<br />
1897/98 mit Mutterboden verfüllt und damit in Akkerland<br />
umgewandelt.<br />
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