Heimatbuch Reichelsheim 1992 OCR verlinkt
Reichelsheim in der goldenen Wetterau Historische Betrachtungen von Hagen Behrens Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim Bearbeitung: Hagen Behrens Umschlaggestaltung: Jean Bourdin Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main Erschienen 1992
Reichelsheim in der goldenen Wetterau
Historische Betrachtungen von Hagen Behrens
Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim
Bearbeitung: Hagen Behrens
Umschlaggestaltung: Jean Bourdin
Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main
Erschienen 1992
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Nach dem Kräutersammeln ging es nach Blofeld zu Äppelwoi<br />
und Handkäs mit Musik! Mit wirklicher Musik<br />
lockten die verschiedenen Wirte zum Tanz in ihre Lokale.<br />
In früheren Zeiten gab es im Blofelder Wald, nahe<br />
„Der Wilden Frauen Gestühl“, einen Tanzplatz, um den<br />
herum die Blofelder Wirte ihre Speisen und Getränke<br />
anboten.<br />
PFINGSTEN:<br />
Früher war immer an Pfingsten Konfirmationsfeier, an<br />
der meist der ganze Ort teilnahm. Wer nachmittags nicht<br />
irgendwo zu Kaffee und Kuchen eingeladen war, ging an<br />
diesem Tag im nahen Wald spazieren.<br />
ERNTEDANKFEST:<br />
Alle Gemeindemitglieder gingen in die Kirche, die zuvor<br />
von den Konfirmanden mit Feld- und Gartenfrüchten,<br />
die sie selbst gesammelt hatten, geschmückt worden<br />
war. Im Anschluß an diesen Dankgottesdienst wurden<br />
die Gaben der Natur an die Kinder bedürftiger Familien<br />
verteilt.<br />
KIRMES/KERB;<br />
Sie erstreckte sich von Sonntag auf Montag. Es wurde<br />
in den Sälen der jeweils vorhandenen Wirtshäuser getanzt<br />
und dabei manches Techtelmechtel zwischen Burschen<br />
und Mädchen begonnen. Kerbeburschen und Kerbebaum<br />
sind erst spät von anderen Gemeinden übernommen<br />
worden; so etwas gab es früher in <strong>Reichelsheim</strong><br />
nicht.<br />
Allerdings war es über eine lange Zeit auf Bitten der<br />
Pfarrer verboten, Kirmes schon am Sonntag, der ein besinnlicher<br />
Tag zu Ehren Gottes sein sollte, gefeiert wurde.<br />
Deswegen gab es die Verfügung, Kirmes erst dienstags<br />
zu feiern. Da die Bevölkerung zu jener Zeit ihren<br />
Arbeitsplatz im Ort hatte, war dieses Gebot gewiß nicht<br />
schwer einzuhalten.<br />
NACHKERB:<br />
Bis in unser Jahrhundert hinein war es Brauch, 4 Wochen<br />
nach der eigentlichen Kerb eine „Nachkerb“ zu feiern.<br />
Vor allem die jungen Leute trafen sich in den Wirtshäusern,<br />
um noch einmal vor Beginn der dunklen und<br />
trüben Jahreszeit nach Herzenslust zu tanzen.<br />
II. NOVEMBER - MARTINITAG:<br />
In alter Zeit war dies der Tag, an dem bestimmte<br />
Abgaben, bestimmte „Zehnte“, an die Herrschaften<br />
geleistet werden mußten. Bis in die Gegenwart hinein<br />
ist es Brauch, an diesem Tag die Pachtzahlungen zu erledigen.<br />
TOTENSONNTAG:<br />
Seit den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts werden<br />
an diesem Novembertag die Gräber der Angehörigen<br />
geschmückt. Die gesamte Gemeinde traf sich zum Gottesdienst<br />
in der Kirche, während dessen die Namen<br />
der im Kirchenjahr verstorbenen Mitbürger verlesen<br />
wurden.<br />
Zu dem Thema Grabpflege sei an dieser Stelle eine<br />
Anmerkung gemacht: Früher wurde die Grabpflege<br />
nicht sehr ernst genommen, meist wurde sie vom Totengräber<br />
übernommen. Pfarrer Rühl schrieb im Jahre<br />
1927, also vor erst 65 Jahren, folgendes in die Kirchenchronik<br />
(s. S. 533 f.): „Der Dorfkirchenvorstehertag. . .<br />
fand in diesem Jahre in Wölfersheim statt, und es nahmen<br />
außer dem Kirchenvorstand auch der Beigeordnete<br />
Karl Veith daran teil, da dieser Vorsitzender unserer<br />
Friedhofskommission ist, und in Wölfersheim über<br />
diese Frage verhandelt werden sollte. Pfarrer Köhler,<br />
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