Heimatbuch Reichelsheim 1992 OCR verlinkt

Daß sich dieser Begriff auch im Ort unterschiedlicher
Interpretationen „erfreute“, das lag wohl mit daran, daß
es zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen, zwischen
den „Reichen“ und „Armen“ vor allem, lange Zeit
eindeutige Distanz gegeben haben soll: Die einen gingen
in die eine, die anderen in die andere Wirtschaft - zusammen
saß man nicht unbedingt aus freien Stücken, so, wie
es schon in der Geschichte vom „Hexenmeister von Reichelsheim“
von Karl Becker beschrieben wurde oder wie
Lehrer Keller es 1935 in seiner Chronik über die Vereine
Reichelsheim bezüglich des „Herrenzimmers“ in der
Gaststätte „Zur Post“ angedeutet hatte.
Der Zuzug der Vertriebenen und dann der der „Großstadtflüchtlinge“
sowie der allgemein gewachsene Wohlstand
ließen die gesellschaftlichen Grenzen innerhalb
der Bevölkerung fallen - ein Grund dafür, daß nur noch
wenige unter uns, die wir heute dieses Buch lesen, etwas
mit dem Begriff „Reichelsheimer Stehkragenbauer“ anfangen
können.
Ist das zu bedauern?
210