Heimatbuch Reichelsheim 1992 OCR verlinkt
Reichelsheim in der goldenen Wetterau Historische Betrachtungen von Hagen Behrens Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim Bearbeitung: Hagen Behrens Umschlaggestaltung: Jean Bourdin Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main Erschienen 1992
Reichelsheim in der goldenen Wetterau
Historische Betrachtungen von Hagen Behrens
Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim
Bearbeitung: Hagen Behrens
Umschlaggestaltung: Jean Bourdin
Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main
Erschienen 1992
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Damit wußten sie schon in jungen Jahren, was es für<br />
ihren Magen bedeuten wird, wenn der Frost die Blüte<br />
der Obstbäume vernichtete, wenn ein Hagelschlag ein<br />
fast erntereifes Feld zerstörte, wenn zu große Trockenheit<br />
das Heu und das Kruınmet nicht gedeihen ließ. so<br />
daß für das Vieh nicht genügend Wintervorrat eingefahren<br />
werden konnte. Sie lernten, daß Mäuse nicht nur süße<br />
Tierchen sind, sondern in großen Massen ihr Konkurrent<br />
um Nahrung sein können!<br />
Wollte man hiermit abschließen, so hätte man das<br />
<strong>Reichelsheim</strong>er Umfeld noch nicht abschließend beschrieben.<br />
Ein Blick nach Norden, an der <strong>Reichelsheim</strong>er<br />
Mühle vorbei, in der Höhe der Bingenheimer<br />
Mühle, da liegt der Lochbcrg, eine Basaltkuppe, die<br />
seit uralten Zeiten <strong>Reichelsheim</strong>er Besitz ist, obwohl<br />
sie auf Bingenheimer Gemarkung liegt. Dieser Berg,<br />
besser: dieser Hügel war über Jahrhunderte an seinem<br />
Süd- und Südwesthang dicht mit Weinstöcken bepflanzt.<br />
Fast 2 Hcktar betrug das Anbaugebiet! Er versorgte<br />
den nassauischen Amtınann, den Pfarrer und<br />
die wohlhabenden Bauern mit einem edlen, wenn auch<br />
wahrscheinlich sehr herben Tropfen. Der Pfarrer<br />
selbst hatte iın .Iahrc I627 für die Kirche einen Anteil<br />
vorı '/2 Morgen erworben, damit stets für die Abendmahlgottesdienste<br />
ein ausreichender Vorrat vorhanden<br />
war. Für seinen Eigenbedarf war durch andere Regelungen<br />
Sorge getragen: ln einer offiziellen Verordnung aus<br />
dem Jahre 1769 heißt es u. a.:<br />
„Von einer Confirmation der Kinder soll der Pfarrer<br />
für seine Mühewaltung eine Maas Wein haben und bringen<br />
die Kinder dafür 6 bis 8 Batzen.“<br />
Dieser <strong>Reichelsheim</strong>er Weinberg, auf den in früher<br />
Zeit die alten Römer ein Kleinkastel erbaut hatten und<br />
die Nationalsozialisten in unserem Jahrhundert ein eigenes<br />
„Ehrenmal“ errichten sollten - dieser Weinberg, der<br />
Loch- oder Luhberg, ist dafür verantwortlich, daß im<br />
heutigen Stadtwappen dcr Stadt <strong>Reichelsheim</strong> neben<br />
dem Kreuz der Fuldischen Mark und dem nassauischhessischcn<br />
Löwen Weinblätter enthalten sind.<br />
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Schneiclerwerkstatt Ende des I6. Jahrhunderts<br />
Holzschnitt von J _ Ammann<br />
(Entn.: „Die Wetterau “, S. 112)<br />
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