Heimatbuch Reichelsheim 1992 OCR verlinkt
Reichelsheim in der goldenen Wetterau Historische Betrachtungen von Hagen Behrens Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim Bearbeitung: Hagen Behrens Umschlaggestaltung: Jean Bourdin Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main Erschienen 1992
Reichelsheim in der goldenen Wetterau
Historische Betrachtungen von Hagen Behrens
Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim
Bearbeitung: Hagen Behrens
Umschlaggestaltung: Jean Bourdin
Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main
Erschienen 1992
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setzungen zwischen den Landgrafen von Hessen und den<br />
Grafen von Nassau uın die Vorherrschaft in der Fuldischen<br />
Mark wurden schließlich 1570 endgültig beigelegt,<br />
indem Nassau seine vor ungefähr 150 Jahren vom Kloster<br />
Fulda erworbenen Anteile - mit ausdrücklicher Ausnahme<br />
des „Ortes und Gerichtes <strong>Reichelsheim</strong>“ - an Landgraf<br />
Ludwig IV. von Hessen-Marburg für 121000 Gulden<br />
verkaufte.<br />
Damit war <strong>Reichelsheim</strong> aus der ehemaligen Fuldischen<br />
Mark ausgeschieden. Zugleich war es damit ein<br />
eigenes Amt, vor allem aber war es damit zu einer wahren<br />
Exklave der Grafschaft Nassau geworden: Keine der<br />
angrenzenden Gemeinden gehörte zur Herrschaft der<br />
Grafen von Nassau. Symbol des neuen Status” von <strong>Reichelsheim</strong><br />
ist der Bau des Rathauses unmitttelbar beider<br />
dominierenden Kirche, vor allem aber direkt an dem<br />
Marktplatz des durch Mauern bewährten Fleckens in der<br />
Wetterau. Dieser Rathausbau zeigte für <strong>Reichelsheim</strong> in<br />
die Zukunft.<br />
Der Aufstieg, den <strong>Reichelsheim</strong> in den folgenden 100<br />
bis 150 Jahren nahm, lag in dem Interesse der Nassauer<br />
Grafen an dieser für sie wichtigen „Kornkammer“, sei<br />
es aus Gründen der Sicherung von Nahrungsmitteln,<br />
sei es aus der Überlegung heraus, ein wertvolles Pfand<br />
zu haben, falls Finanzschwierigkeiten auftreten sollten...<br />
Doch auch anderes bewegte die Menschen, traf sie vor<br />
allem mehr: Wie in den Jahrhunderten zuvor, so wüteten<br />
auch im 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Pest<br />
und das Fleckfieber in und um <strong>Reichelsheim</strong>:<br />
- Von August 1582 bis Februar 1583 raffte die Pest in<br />
<strong>Reichelsheim</strong> 54 Menschen hinweg, meist - wie die<br />
Chronik berichtet -junge Leute.<br />
- 1613, in der Zeit vom 14. Juli bis Ende November,<br />
starben sogar 127 Menschen an der damals unerklärlichen<br />
Seuche.<br />
- Und 1627 starben zwischen dem 28. Mai und dem<br />
2. Februar des folgenden Jahres gar 187 Menschen!<br />
Welch eine Trauer mag durch den kleinen Ort, in<br />
dem es damals ungefähr 150 Haushaltungen gegeben<br />
haben kann, gegangen sein. . ?<br />
Doch nicht allein die Pest führte in jener Zeit zu Trauer,<br />
zu Schmerz und Verzweiflung. Vergessen wir nicht:<br />
Seit 1618 tobte in Deutschland Krieg, der erst 1648, nach<br />
30 Jahren, ein Ende fand. Es war der bis dahin blutigste<br />
Krieg Europas.<br />
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