Heimatbuch Reichelsheim 1992 OCR verlinkt
Reichelsheim in der goldenen Wetterau Historische Betrachtungen von Hagen Behrens Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim Bearbeitung: Hagen Behrens Umschlaggestaltung: Jean Bourdin Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main Erschienen 1992
Reichelsheim in der goldenen Wetterau
Historische Betrachtungen von Hagen Behrens
Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim
Bearbeitung: Hagen Behrens
Umschlaggestaltung: Jean Bourdin
Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main
Erschienen 1992
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7. b) Die kurze Herrschaft des Fürsten von Schwarzburg<br />
1740 verkaufte Karl August, Fürst zu Nassau-Weilburg,<br />
dem Fürsten Heinrich zu Schwarzburg-Sondershausen<br />
für 30000 Reichstaler <strong>Reichelsheim</strong> auf Lebenszeit.<br />
Fürst Heinrich, der zu dem 1710 in den Reichsfürstenstand<br />
erhobenen thüringischen Adelshaus gehörte, erhielt<br />
alle landesherrschaftlichen Rechte über <strong>Reichelsheim</strong><br />
und die <strong>Reichelsheim</strong>er, d. h. einerseits waren die<br />
Abgaben an ihn zu liefern, andererseits mußten sie ihm<br />
„in die Hand“ den „Untertanen-Eid“ leisten, ihm also<br />
Treue und Gehorsam schwören.<br />
Über Fürst Heinrich ist nicht allzuviel bekannt. Allerdings<br />
hat er einen wegweisenden Schritt in die Zukunft<br />
dieses Orts getan: Er baute sich als erster oder als einer<br />
der ersten v o r dem Obertor ein Anwesen auf (langjährige<br />
Schlosserei Sprengel gegenüber der Abzweigung<br />
der Bad Nauheimer Straße nach Weckesheim). Damit<br />
setzte er ein Zeichen: Die Stadtmauer, die 300 Jahre<br />
diesen Landort umgrenzte und absicherte. sie wurde<br />
von dem Herrscher selbst nicht mehr als Schutz angesehen.<br />
Anders ausgedrückt: Die Mauer stellte nun keine<br />
Begrenzung mehr für die Entfaltung dieses Landstädtchens<br />
dar.<br />
Fürst Schwarzburg-Sondershausen lebte nicht nur in<br />
<strong>Reichelsheim</strong>. Die Verwaltung des Ortes ließ er durch<br />
einen Frankfurter Hofrat namens Lauterbach vornehmen.<br />
Wie gesagt: Aus der Herrschaftszeit des Fürsten Heinrich<br />
zu Schwarzburg-Sondershausen ist nicht allzuviel<br />
bekannt. Vielleicht liegt dies daran, daß er bereits 1758<br />
in Frankfurt starb, wodurch der Ort wieder den Nassauer<br />
Fürsten zufiel.<br />
Daß Fürst Heinrich in bleibender Erinnerung der <strong>Reichelsheim</strong>er<br />
blieb, lag vor allem daran, daß er sich in<br />
<strong>Reichelsheim</strong> beerdigen ließ, und zwar in der Kirche<br />
selbst, womit er ein fürstliches Vorrecht für sich in Anspruch<br />
nahm.<br />
Eine weitere Tatsache, die damit in Zusammenhang<br />
steht, ließ ihn für spätere <strong>Reichelsheim</strong>er Generationen<br />
eine Besonderheit bleiben: Er ließ sein Herz aus dem toten<br />
Körper entfernen und in einem herzförmigen Behältnis,<br />
das innen aus Blei und außen aus Silber gefertigt ist,<br />
getrennt von seinem Körper aufbewahren.<br />
Silberkapsel, die in einer inneren Bleiverschalung<br />
das Herz des Fürsten Schwarzburg-Sondershausen<br />
enthalt; 1758 in der <strong>Reichelsheim</strong>er Kirche beigesetzt,<br />
heute im Wetterau-Museum aufbewahrt. (Foto H. Haag)<br />
Als 1953 Arbeiten an der Sakristei der Kirche zur Verbesserung<br />
des Heizungssystems vorgenommen wurden,<br />
stießen die Arbeiter auf zwei Grabkammern: auf die des<br />
Fürsten Schwarzburg und auf die des Grafen Johann<br />
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