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Heimatbuch Reichelsheim 1992 OCR verlinkt

Reichelsheim in der goldenen Wetterau Historische Betrachtungen von Hagen Behrens Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim Bearbeitung: Hagen Behrens Umschlaggestaltung: Jean Bourdin Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main Erschienen 1992

Reichelsheim in der goldenen Wetterau
Historische Betrachtungen von Hagen Behrens
Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim
Bearbeitung: Hagen Behrens
Umschlaggestaltung: Jean Bourdin
Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main
Erschienen 1992

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Auch die <strong>Reichelsheim</strong>er litten, wie all diese Aussagen<br />

verdeutlichen, in der 1. Hälfte des letzten Jahrhunderts<br />

immer und immer wieder an Hunger. Oft wurden sie des<br />

Ertrages ihrer Jahresarbeit durch Dürre, Regen, Hagel<br />

oder Frost beraubt.<br />

Doch wer in solch einer fruchtbaren Gegend lebt, der<br />

gibt nicht auf! Schon gar nicht die <strong>Reichelsheim</strong>er, von<br />

denen man sagte, seien „steifnackig und zähe“.<br />

Im Archiv der Stadt liegen Dokumente, die beweisen,<br />

daß man hier trotzalleın nicht resignieren wollte: Die früheren<br />

Jahrmärkte. einst von Kaiser Leopold genehmigt,<br />

wurden, weil das Gewerbe sich nicht weiter entwickeln<br />

konnte, schon bald zu „Vieh- und Krämermärkten“ umgewandelt.<br />

Viehmärkte gab es in <strong>Reichelsheim</strong> wohl das<br />

ganze 19. Jahrhundert hindurch, womit man sich gerne<br />

im Umkreis der Wetterau als eine „landwirtsehaftliehe<br />

Hochburg“ präsentieren wollte.<br />

Aueh lesen wir in anderen Unterlagen, daß 1827 der<br />

Versuch unternommen wurde, ein „Landgestüt <strong>Reichelsheim</strong>“<br />

zu schaffen. Wie „landwirtsorientiert“ zu jener<br />

Zeit die Gemeinde war, zeigt die Tatsache, daß neben<br />

den Kuh-, Schweine- und Gänsehirten auch Fohlenund<br />

Pferdehirten eingestellt wurden.<br />

1820, so sagt eine Statistik, gab es in <strong>Reichelsheim</strong> und<br />

Dorn-Assenheim bei 1180 Einwohnern in 343 Familien<br />

113 Pferde; d. h. auf ca. IU Einwohner gab es l Pferd!<br />

(Zugleich erbrachte die Zählung noch folgendes: 564<br />

Stück Rindvieh, 486 Schafe, 446 Schweine, 26 Ziegen, 46<br />

Bienenstöeke).<br />

Es gab also in <strong>Reichelsheim</strong> eine bedeutende Anzahl<br />

von „Pferd-Bauern“, „Küh-Bauern“, die ihre Wagen<br />

und Pflüge von Ochsen ziehen lassen müßten, scheinen<br />

demnach vor allem in <strong>Reichelsheim</strong> selbst seltener gewesen<br />

zu sein als in anderen Dörfern jener Zeit.<br />

Daß <strong>Reichelsheim</strong> und die <strong>Reichelsheim</strong>er in jener<br />

Zeit bereit waren, trotz aller Not Schritte in die Zukunft<br />

zu tun, das zeigt die Tatsache, daß 1834 eine befestigte<br />

Straße („Chaussee“) nach Dorn-Assenheim gebaut wurde.<br />

Mit ihr wurden die zwei Dörfer des Amtes <strong>Reichelsheim</strong><br />

besser verbunden. Zugleich wurde diese Straße für<br />

den Postkutschenverkehr Frankfurt - Assenheim - Nidda<br />

- Schotten bedeutend. <strong>Reichelsheim</strong> erhielt in Folge<br />

auch eine Poststation.<br />

lm gleichen Jahr, also 1834, wurde in <strong>Reichelsheim</strong>,<br />

südlich der Kirche in der Untergasse (heute Florstädter<br />

Straße) eine Apotheke eröffnet. Ihre Eröffnung und die<br />

Tatsache, daß im folgenden Jahr sich erstmals ein Arzt,<br />

Dr. Köppler, in unserem Städtchen niederließ, waren die<br />

Spätfolge der im Jahre 1818 eingeführten ›staatlichen<br />

Medizinpflege

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