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Heimatbuch Reichelsheim 1992 OCR verlinkt

Reichelsheim in der goldenen Wetterau Historische Betrachtungen von Hagen Behrens Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim Bearbeitung: Hagen Behrens Umschlaggestaltung: Jean Bourdin Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main Erschienen 1992

Reichelsheim in der goldenen Wetterau
Historische Betrachtungen von Hagen Behrens
Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim
Bearbeitung: Hagen Behrens
Umschlaggestaltung: Jean Bourdin
Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main
Erschienen 1992

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2. Lehrer Keller berichtet iıı seiner „Heimatchronik“ aus dem Jahre 1935<br />

a) Von den <strong>Reichelsheim</strong>er Vereinen -<br />

Den „Organisatoren“ des geselligen und kulturellen<br />

Lebens im früheren <strong>Reichelsheim</strong><br />

Vereine führen Menschen zusammen, sie organisieren<br />

das gesellige und kulturelle Leben in einer Gemeinde.<br />

Neben den bestehenden Familien- und Freundschaftskontakten<br />

zwischen den Häusern einer Gemeinde knüpfen<br />

sie die „Bande“ zwischen den Menschen in einer<br />

Stadt oder einem Dorf. Hier lernt man sich, auf der Basis<br />

einer gleichartigen Anschauung oder einer gleichen Vorliebe<br />

(also Hobbys), kennen und achten, unabhängig von<br />

Beruf und sozialer Stellung.<br />

In <strong>Reichelsheim</strong> gab es in früherer Zeit keine Vereine<br />

in unserem Sinne. Die Familienbande waren allerdings<br />

über den ganzen Ort so eng, daß zusätzliche An- und<br />

Verknüpfungspunkte nicht notwendig erschienen. Außerdem<br />

war die Kirche noch derart ein Monopol in ihrer<br />

Stellung, daß wohl auch keiner in einem Städtchen wie<br />

<strong>Reichelsheim</strong> auf die Idee kam, „Vereine“ zu bilden.<br />

Doch nach den „Befreiungskriegen“ gegen das napoleonische<br />

Frankreich, nach dem allgemeinen Versuch der<br />

Menschen in Stadt und Land, Mitsprache in allen gesellschaftlichen<br />

Fragen zu erlangen, da entstanden überall erste<br />

Vereine. Nachdem I832 in allen Ländern des Deutschen<br />

Bundes die politischen Vereine verboten worden waren<br />

und die adligen Herrscher sich stets bemühten, die<br />

nach dem Sieg über Napoleon gewährten Freiheiten wieder<br />

aufzuheben, schlossen sich die Menschen in Vereinen<br />

zusammen. „Nach dem Bundesverbot aller politischen<br />

Vereine vom Juli 1832 nutzen national und demokratisch<br />

Gesinnte die allerorten entstehenden Gesangvereine, um<br />

politische Kontakte in unverdächtigem Rahmen fortzuführen“<br />

(s. „Chronik Hessens“, S. 230).<br />

In dieser Zeit, nämlich 1844, entstand auch der erste<br />

<strong>Reichelsheim</strong>er Verein, der Gesangverein „Liederkranz“.<br />

Es war der national gesinnte Pfarrer Frankenfeld, der ihn<br />

begründete, ein Mann, der sich - geprägt von nationalem<br />

Denken und Fühlen seiner Zeit - auch als erster um die<br />

Aufarbeitung der Geschichte von <strong>Reichelsheim</strong> bemühte.<br />

Er war zwar kein Demokrat im heutigen Sinne, aber doch<br />

ein Mann, der Änderungen im politisch-gesellschaftlichen<br />

System der Länder des Deutschen Bundes (wie der Staatenbund<br />

Deutschland damals offiziell hieß) herbeisehnte.<br />

lm Ort ergriff er, der Pfarrer, die Initiative - und behielt somit<br />

den Überblick über „seine Schäfchen“.<br />

Lehrer Heinrich Keller hat in seiner 1935 fertiggestellten<br />

Heimatchronik über die Vereine von <strong>Reichelsheim</strong> berichtet.<br />

Sie ist zwar nicht vollständig, denn er geht zum Beispiel<br />

nicht auf den „Reit- und Fahrverein <strong>Reichelsheim</strong> und<br />

Umgebung“ ein. Dennoch sei seine „Vereins-Chronik“<br />

hier auch abgedruckt:<br />

„ 1. Der Gesangverein , Liederkranz '.<br />

Der älteste der <strong>Reichelsheim</strong>er Vereine ist der Gesangverein<br />

,Liederkranz`. Er ist 1935 90 Jahre alt geworden.<br />

Am 21. Februar 1844 gründete Pfarrer Frankenfeld den<br />

Verein. Der erste Dirigent war Lehrer Huth, der 1844 mit<br />

seiner eigentlichen Tätigkeit begann. Im Jahr 1846 erhielt<br />

der Verein seine erste Fahne, die in Wiesbaden für 160<br />

Gulden hergestellt wurde. Der Vereinsdiener Joh. Klotz<br />

holte sie zu Fuß in Frankfurt a. M. ab, wohin sie mit der Eisenbahn<br />

befördert worden war.<br />

Der ,Liederkranz° kann auf eine erfolgreiche Tätigkeit<br />

zurückblicken, sei es, daß er bei festlichen Anlässen den<br />

Gottesdienst durch Liedvorträge verschönern half oder<br />

daß er bei sonstigen Veranstaltungen mitwirkte. Bei Gesangswettstreiten<br />

und Wettsingen, die er besuchte, war<br />

ihm manch schöner Erfolg beschieden. Im kulturellen Leben<br />

der Gemeinde hat er zu allen Zeiten eine bedeutsame<br />

Rolle gespielt. Ein Markstein in seiner Geschichte bedeu-<br />

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