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Heimatbuch Reichelsheim 1992 OCR verlinkt

Reichelsheim in der goldenen Wetterau Historische Betrachtungen von Hagen Behrens Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim Bearbeitung: Hagen Behrens Umschlaggestaltung: Jean Bourdin Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main Erschienen 1992

Reichelsheim in der goldenen Wetterau
Historische Betrachtungen von Hagen Behrens
Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim
Bearbeitung: Hagen Behrens
Umschlaggestaltung: Jean Bourdin
Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main
Erschienen 1992

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Am 3. März 1871 feierten die <strong>Reichelsheim</strong>er den<br />

Sieg, den Frieden mit Glockengeläut, Ansprachen, Musik<br />

und Umzug.<br />

Die Feiern im Andenken des Sieges wurden nahezu<br />

jährlich wiederholt. Der Ort zeigte sich im Flaggenschmuck;<br />

ein Umzug durch die Straßen, als dessen „Attraktion“<br />

jeweils der 1874 gegründete „Kriegerverein“<br />

hervorstach, war „obligatorisch“; die Kinder hatten<br />

schulfrei, durften sich allerding in allen Sparten der körperlichen<br />

„Ertüchtigung“ ihren Eltern präsentieren; patriotische<br />

Lieder wurden gesungen und durchklangen<br />

den ganzen Ort . . .<br />

1886 erhielt der Kriegerverein gar eine Fahne, die<br />

durch den Geistlichen in würdevoller Form geweiht wurde.<br />

Und 1909 wurde beschlossen, 1910 aus Anlaß der<br />

40. Wiederkehr des „denkwürdigen Krieges“ ein Kriegerdenkmal<br />

in <strong>Reichelsheim</strong> zu errichten.<br />

Als am 9. und 10.Juli 1910 das „Kriegerfest“ (Bezeichnung<br />

aus dem Kirehenbuch) zur Einweihung des Denkmals<br />

gefeiert wurde, hielt der damalige Pfarrer Vogel<br />

eine wohl zeit-typische Ansprache, die er in ihrem Kern<br />

in einem Zeitungsartikel wiederholte. Er „mahnte dabei<br />

zu Treue gegen Kaiser und Reich. . . Möge das Denkmal,<br />

das wir inmitten der Gemeinde für unsere toten und lebenden<br />

Veteranen gesetzt haben, uns stets an die Treue<br />

mahnen, die wir bis zum Tode unserem Vaterlande und<br />

dem Hergott dort oben schuldig sind.. . Die Treue und<br />

die Liebe zum Vaterlande über allesl“<br />

Das Denkmal bezeichnete Pfarrer Vogel in seiner Ansprache<br />

„als ein Werk, das uns (= seiner Generation)<br />

zeigt, was uns Deutsche wirklich deutsch und groß gemacht<br />

und den zukünftigen Geschlechtern eine heilige<br />

Mahnung, unserem Vaterlande die Treue zu halten,<br />

Treue bis zum Tode und Liebe bis zum letzten Hauch“<br />

(s. Kirchenbuch, S. 393 f.).<br />

Die vom <strong>Reichelsheim</strong>er Pfarrer gewählte Sprache<br />

wies auf die Zukunft: sie ließ ahnen, daß nach jedem<br />

Wetterleuchten, mag es noch so prachtvoll sein wie das<br />

von 1870, Stürme und vernichtende Unwetter kommen.<br />

Der sich abzeichnende kommende Krieg, in den an<br />

manchen Orten die jungen Menschen blumengeschmückt<br />

geschickt wurden, wurde ein schmerzvoller,<br />

schrecklicher Krieg, schrecklicher als jeder Krieg<br />

zuvor. Manch ein <strong>Reichelsheim</strong>er kehrte aus ihm<br />

nicht wieder in die Heimat zurück, hinterließ Frau und<br />

Kinder.<br />

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