Heimatbuch Reichelsheim 1992 OCR verlinkt
Reichelsheim in der goldenen Wetterau Historische Betrachtungen von Hagen Behrens Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim Bearbeitung: Hagen Behrens Umschlaggestaltung: Jean Bourdin Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main Erschienen 1992
Reichelsheim in der goldenen Wetterau
Historische Betrachtungen von Hagen Behrens
Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim
Bearbeitung: Hagen Behrens
Umschlaggestaltung: Jean Bourdin
Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main
Erschienen 1992
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Ansprache, dann zog ein langer Zug zum Bahnhof. Voran<br />
der Musikverein, dann ich vor meinen lieben Kriegern,<br />
und dann folgten die Angehörigen: ernst. sehr<br />
ernst-, manche weinend. Unvergcßlich ist mir der Augenblick,<br />
als Albrecht Ulrich sein Kind am Bahnhof noch<br />
einmal in die Höhe hob und küßte. Zum letzten Mal,<br />
denn Ende Oktober fiel er.<br />
Rauhc Krieger befahlen mir ihre Frauen und Kinder<br />
an, wenn sie draußen sterben müßten. Das waren Erschütterungenl“<br />
Pfarrer Vogel organisierte sogleich alles Notwendige,<br />
um ein Verwundetenlazarett im Pfarrhaus einrichten zu<br />
können. Auch der Apotheker stellte Räumlichkeiten in<br />
seinem Hause zur Verfügung. Die Einwohner <strong>Reichelsheim</strong>s<br />
und der umliegerıden Ortschaften spendeten, was<br />
nur möglich war. Um die Spendenfreudigkeit anzuregen,<br />
veröffentlichte der Pfarrer die Namen der Spender mit<br />
ihren Spenden - mit Erfolg.<br />
Durch die Verwundeten, die ersten kamen bereits am<br />
5. September 1914 (1) hierher zur Pflege, wurden die <strong>Reichelsheim</strong>er<br />
Zeuge des Elends des Krieges. Manch eine<br />
Erzählung der Kranken mag eine Mutter. einen Vater,<br />
eine Ehefrau die Angst um das Leben ihres Angehörigen<br />
verstärkt haben.<br />
Wie der seelische Zustand der zurückgebliebenen<br />
Menschen war, zeigt die Schilderung von Pfarrer Vogel<br />
bezüglich der Spionagefurcht (s. 441): „Wir müssen<br />
noch einmal zu den Augusttagen zurückkehren. Was<br />
gab`s da für seelischen Wirrwarrl Vor allen Dingen trat<br />
krankheitsähnlich eine Spionagefurchtí ein. Es wurde<br />
auch behördlich geglaubt, daß von Frankreich her Automobile<br />
ınit Gold nach Rußland unterwegs seien. Jedes<br />
.„›.¬.... -<br />
Die <strong>Reichelsheim</strong>er /l//iinner<br />
ziehen in den Ersten Weltkrieg -<br />
Abschied am Bahnhof<br />
der Gemeincle (5. August 1 914) -<br />
(Besitz der Familie Diel)<br />
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