26.12.2018 Aufrufe

Heimatbuch Reichelsheim 1992 OCR verlinkt

Reichelsheim in der goldenen Wetterau Historische Betrachtungen von Hagen Behrens Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim Bearbeitung: Hagen Behrens Umschlaggestaltung: Jean Bourdin Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main Erschienen 1992

Reichelsheim in der goldenen Wetterau
Historische Betrachtungen von Hagen Behrens
Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim
Bearbeitung: Hagen Behrens
Umschlaggestaltung: Jean Bourdin
Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main
Erschienen 1992

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

„brauchbare“ Beleg zum Beweis des furchtbaren Geschehens<br />

im 17. Jahrhundert.<br />

Als 1987/88 der Magistrat daranging, den „Hexenmeister<br />

von <strong>Reichelsheim</strong>“ neu aufzulegen, bemühte sich<br />

der damalige Archivar der Stadt, Herr Gerhard Hofmann,<br />

um unzweideutige Belege. Schließlich stieß er bei<br />

seinen Nachforschungen auf die Zeitschrift „Alt-Nassau“,<br />

Jahrgang 1905, die im „lnstitut für geschichtliche<br />

Landeskunde der Rheinlande“ in Bonn archiviert ist.<br />

Ausführlich und auf Originalquellen stützend, setzt sich<br />

darin ein Historiker mit den Hexenprozessen in <strong>Reichelsheim</strong><br />

auseinander.<br />

Um auch zu verdeutlichen, wie die Anklagen gegen<br />

die <strong>Reichelsheim</strong>er Hexen lauteten, sei hier aus diesem<br />

Artikel zitiert:<br />

„Da waren nun zunächst Max Diel und sein Weib im<br />

Verzeichnis aufgeführt, die schon mehr als zwanzig Jah re<br />

für Erzzauberer gehalten und von den Kindern auf der<br />

Straße dafür verschrien wurden. Ihre Händel- und Zanksucht<br />

hatte sie schon mehr als zehnmal vor Amt geführt,<br />

woraus deutlich zu entnehmen war, daß sie dem Teufel<br />

ergeben seien... Der als fünften der genannten Frau gehe<br />

zwar der böse Ruf noch ab, doch sei von ihr auch<br />

nichts Gutes zu vermuten, da sowohl ihre Stiefmutter wie<br />

ihre Schwester in Bingenheim als Hexe verbrannt worden<br />

seien.<br />

Des Bäckers Frau als sechste wurde allerdings für eine<br />

Hexe gehalten, denn vor zwei Jahren sei ein allgemeines<br />

Kindergeschwätz im Umlauf gewesen, daß ihr fünfjähriges<br />

Töchterchen sich gerühmt habe, es könne Mäuse machen...<br />

Auch Joh. Ludwigs Witwe werde für gut gehalten, nur<br />

gewähre sie öfters alten Weibern, so verdächtig, Aufenthalt<br />

in ihrem Hause...<br />

Über Johann Michels Frau, als der elften, sei nichts<br />

Schlechtes verbreitet, doch halte man sie für eine Hexe,<br />

weil sie mit dem Segensprechen umzugehen wisse. ._<br />

Eine der schlimmsten sollte aber die unter 14 aufgezählte<br />

Müllerin gewesen sein. Nicht nur waren ihre verstorbenen<br />

Eltern jederzeit für Erzhexen gehalten worden,<br />

sondern auch von ihrem ältesten Töchterchen sei<br />

vor zwei Jahren das Gerede gegangen, daß sie einem<br />

fremden Mägdlein das Mäusemachen habe lehren<br />

wollen. Dann aber habe 1653 die Müllerin durch den<br />

Ochsenhirt ›Hexenbeine< von den auf der Bingenheimer<br />

Gerichtstätte, dem Lohbusch, verbrannten Hexen holen<br />

lassen, um sie auf der Weide als Mittel gegen Viehkrankheiten<br />

zu vergraben: ݟber welches Holen der<br />

Ochsenhirt, ein Wallone, vom Teufel übel traktieret,<br />

blau und schwarz über den Rücken geschlagen worden<br />

und doeh niemanden gesehen, bis er die zurückbehaltene,<br />

uff der Weide vergrabene Bein uff mein<br />

(des Kellers) und des Pfarrers Anraten wiederum dahin,<br />

woher er sie geholet, getragen. Wobei er dann abermals<br />

sehr zerschlagen, auch von einer Stimme in französischer<br />

Sprach angeredet worden, was er damit tun<br />

wolle< . _<br />

In dem Artikel der Zeitschrift „Alt-Nassau" heißt es<br />

dann über den Prozeßfortgang:<br />

„Man betraute damit den Weilburger Rat Martin<br />

Chun und hatte auch keinen Fehlgriff getan; denn dieser<br />

berichtet am 27. Februar 1658 sehr selbstgefällig aus <strong>Reichelsheim</strong>:<br />

Er habe mit den drei Kindern bei der Untersuehung<br />

den Anfang gemacht, und der liebe Gott habe<br />

seine Gnade gegeben, daß alle Eingezogenen ihre Sünden<br />

teils gutwillig, teils durch Anwendung der Folter, das<br />

jüngste Kind infolge von Rutenschlägen, bekannt hätten.<br />

. .<br />

55

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!