Heimatbuch Reichelsheim 1992 OCR verlinkt
Reichelsheim in der goldenen Wetterau Historische Betrachtungen von Hagen Behrens Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim Bearbeitung: Hagen Behrens Umschlaggestaltung: Jean Bourdin Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main Erschienen 1992
Reichelsheim in der goldenen Wetterau
Historische Betrachtungen von Hagen Behrens
Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim
Bearbeitung: Hagen Behrens
Umschlaggestaltung: Jean Bourdin
Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main
Erschienen 1992
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„brauchbare“ Beleg zum Beweis des furchtbaren Geschehens<br />
im 17. Jahrhundert.<br />
Als 1987/88 der Magistrat daranging, den „Hexenmeister<br />
von <strong>Reichelsheim</strong>“ neu aufzulegen, bemühte sich<br />
der damalige Archivar der Stadt, Herr Gerhard Hofmann,<br />
um unzweideutige Belege. Schließlich stieß er bei<br />
seinen Nachforschungen auf die Zeitschrift „Alt-Nassau“,<br />
Jahrgang 1905, die im „lnstitut für geschichtliche<br />
Landeskunde der Rheinlande“ in Bonn archiviert ist.<br />
Ausführlich und auf Originalquellen stützend, setzt sich<br />
darin ein Historiker mit den Hexenprozessen in <strong>Reichelsheim</strong><br />
auseinander.<br />
Um auch zu verdeutlichen, wie die Anklagen gegen<br />
die <strong>Reichelsheim</strong>er Hexen lauteten, sei hier aus diesem<br />
Artikel zitiert:<br />
„Da waren nun zunächst Max Diel und sein Weib im<br />
Verzeichnis aufgeführt, die schon mehr als zwanzig Jah re<br />
für Erzzauberer gehalten und von den Kindern auf der<br />
Straße dafür verschrien wurden. Ihre Händel- und Zanksucht<br />
hatte sie schon mehr als zehnmal vor Amt geführt,<br />
woraus deutlich zu entnehmen war, daß sie dem Teufel<br />
ergeben seien... Der als fünften der genannten Frau gehe<br />
zwar der böse Ruf noch ab, doch sei von ihr auch<br />
nichts Gutes zu vermuten, da sowohl ihre Stiefmutter wie<br />
ihre Schwester in Bingenheim als Hexe verbrannt worden<br />
seien.<br />
Des Bäckers Frau als sechste wurde allerdings für eine<br />
Hexe gehalten, denn vor zwei Jahren sei ein allgemeines<br />
Kindergeschwätz im Umlauf gewesen, daß ihr fünfjähriges<br />
Töchterchen sich gerühmt habe, es könne Mäuse machen...<br />
Auch Joh. Ludwigs Witwe werde für gut gehalten, nur<br />
gewähre sie öfters alten Weibern, so verdächtig, Aufenthalt<br />
in ihrem Hause...<br />
Über Johann Michels Frau, als der elften, sei nichts<br />
Schlechtes verbreitet, doch halte man sie für eine Hexe,<br />
weil sie mit dem Segensprechen umzugehen wisse. ._<br />
Eine der schlimmsten sollte aber die unter 14 aufgezählte<br />
Müllerin gewesen sein. Nicht nur waren ihre verstorbenen<br />
Eltern jederzeit für Erzhexen gehalten worden,<br />
sondern auch von ihrem ältesten Töchterchen sei<br />
vor zwei Jahren das Gerede gegangen, daß sie einem<br />
fremden Mägdlein das Mäusemachen habe lehren<br />
wollen. Dann aber habe 1653 die Müllerin durch den<br />
Ochsenhirt ›Hexenbeine< von den auf der Bingenheimer<br />
Gerichtstätte, dem Lohbusch, verbrannten Hexen holen<br />
lassen, um sie auf der Weide als Mittel gegen Viehkrankheiten<br />
zu vergraben: ݟber welches Holen der<br />
Ochsenhirt, ein Wallone, vom Teufel übel traktieret,<br />
blau und schwarz über den Rücken geschlagen worden<br />
und doeh niemanden gesehen, bis er die zurückbehaltene,<br />
uff der Weide vergrabene Bein uff mein<br />
(des Kellers) und des Pfarrers Anraten wiederum dahin,<br />
woher er sie geholet, getragen. Wobei er dann abermals<br />
sehr zerschlagen, auch von einer Stimme in französischer<br />
Sprach angeredet worden, was er damit tun<br />
wolle< . _<br />
In dem Artikel der Zeitschrift „Alt-Nassau" heißt es<br />
dann über den Prozeßfortgang:<br />
„Man betraute damit den Weilburger Rat Martin<br />
Chun und hatte auch keinen Fehlgriff getan; denn dieser<br />
berichtet am 27. Februar 1658 sehr selbstgefällig aus <strong>Reichelsheim</strong>:<br />
Er habe mit den drei Kindern bei der Untersuehung<br />
den Anfang gemacht, und der liebe Gott habe<br />
seine Gnade gegeben, daß alle Eingezogenen ihre Sünden<br />
teils gutwillig, teils durch Anwendung der Folter, das<br />
jüngste Kind infolge von Rutenschlägen, bekannt hätten.<br />
. .<br />
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