Heimatbuch Reichelsheim 1992 OCR verlinkt
Reichelsheim in der goldenen Wetterau Historische Betrachtungen von Hagen Behrens Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim Bearbeitung: Hagen Behrens Umschlaggestaltung: Jean Bourdin Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main Erschienen 1992
Reichelsheim in der goldenen Wetterau
Historische Betrachtungen von Hagen Behrens
Herausgeber: Magistrat der Stadt Reichelsheim
Bearbeitung: Hagen Behrens
Umschlaggestaltung: Jean Bourdin
Gesamtherstellung: Friedrich Bischoff Druckerei GmbH, Frankfurt/Main
Erschienen 1992
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7. e) Veränderungen im Erscheinungsbild von Ort und Gemarkung<br />
Das 18. Jahrhundert hat <strong>Reichelsheim</strong> verändert:<br />
Wurden am Anfangjenes Jahrhunderts noch Schlagbäume<br />
errichtet, die Durchgänge der Landwehr damit verschlossen,<br />
so begann - bedingt auch durch die neuen<br />
Waffen, durch das neue Denken, durch neue Entdekkungen<br />
und Erfindungen - ein allmähliches Umdenken.<br />
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Einblick in die Kirchgasse.<br />
Bis 1665 eine der Hauptstraßen, seit ca. 1800 die Straße,<br />
durch die jeder Reicheisheimer anf dem Wege zum<br />
Friedhof nach seinem Tode getragen wurde.<br />
(Foto: Besitz der Familie Dörr).<br />
Es wurde schon berichtet, daß Fürst Schwarzburg-<br />
Sondershausen in seiner Zeit als Herrscher über <strong>Reichelsheim</strong><br />
das ummauerte Stadtgebiet durchbrach, in<br />
dem er sich außerhalb des Obertores ein angemessenes<br />
Anwesen errichten ließ. Andere machten es ihm bald<br />
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nach und stellten Antrag, „auf Erlaubniß, außerhalb<br />
dem Flecken vors Obertor zu baun“.<br />
Der Siebenjährige Krieg hatte noch deutlicher gemacht<br />
als alle Kriege seit dem Dreißigjährigen Krieg,<br />
daß die neue Artillerie mit alten dicken Stadtmauern keine<br />
großen Probleme mehr hat bzw. daß Landwehren<br />
schon gar keinen Schutz mehr boten.<br />
Was vordem undenkbar war, wurde um 1784 Wirklichkeit:<br />
Ein wichtiger Bereich des Gemeindelebens wurde<br />
vor die Stadtmauern verlegt: der Friedhof.<br />
Die Einheit von Leben und Tod, die über Jahrhunderte<br />
dadurch dokumentiert wurde, daß der „Totenhof“ der<br />
Gemeinde rund um die Kirche angelegt war, also mitten<br />
im Ort, diese Einheit war damit zerbrechen. Dies kam<br />
einer Revolution gleich, und wird gewiß nicht ohne erbitterte<br />
Diskussionen abgelaufen sein, denn es sei daran<br />
erinnert, daß früher nur die Mitmenschen v o r der<br />
Stadtmauer unter die Erde gebracht wurden, die wegen<br />
eines tatsächlichen oder angenommenen Verbrechens<br />
aus der Mitte der menschlich-christlichen Gemeinschaft<br />
verstoßen worden waren, die man also „ex-kommuniziert“<br />
hatte. Die aufrechten Mitglieder der Gemeinde<br />
hatten auf dem „Totenhof“ rund um die Kirche, die Mitglieder<br />
der Herrsehaftsfamilie sogar in derselben ihre<br />
letzte Ruhestätte und blieben somit wahrnehmbarer Teil<br />
des alltäglichen Lebens der Menschen des Ortes.<br />
Das Stadttor an der Kirchgasse hatte schon spätestens<br />
seit dem großen Brand des südlichen Ortsteiles im Jahre<br />
1668 seine Bedeutung an das Untertor am Amtshaus<br />
(heute Lehrerwohnhaus) südlich der Neugasse abgeben<br />
müssen. Wie in früheren Abschnitten erläutert, begannen<br />
hier am Untertor seit jener Zeit die Wege nach Florstadt<br />
und nach Dorn-Assenheim und von letzterem Ort<br />
weiter über Bauerheim nach Friedberg bzw. über Assenheim<br />
nach Frankfurt. Hinter dem Tor an der Kirchgasse<br />
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