EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV
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eängstigende Herausforderungen. Die Analyse der Beratungsdokumentation ermög-<br />
licht einen tieferen Einblick in die individuellen Problemlagen der Familien und zeigt,<br />
dass die nachlassende Alltagskompetenz sich zu diesem früheren Zeitpunkt der Er-<br />
krankung bei jeder oder jedem Demenzerkrankten anders auswirkte. Dies barg in ein-<br />
zelnen Fällen auch potenzielle Gefahrensituationen, wie z. B. das Ansprechen fremder<br />
Menschen, um in deren Auto mitgenommen zu werden. Ein großer Teil der Angehöri-<br />
gen konnte nach eigenen Angaben vor dem Projekt schlecht oder nur teilweise mit der<br />
Erkrankung umgehen. Auch wenn die „typischen“ Verhaltensänderungen im Assess-<br />
mentinstrument noch nicht sehr ausgeprägt waren, so bestanden dennoch verhaltens-<br />
bedingte Belastungen der Angehörigen auf Grund individueller Einbußen in der All-<br />
tagskompetenz der Erkrankten.<br />
Wie bereits in <strong>EDe</strong> I nahmen die Beratungen zum Umgang mit der Erkrankung einen<br />
großen Raum ein. Weitere pflegefachliche Themen waren auf Grund der geringen kör-<br />
perlichen Einschränkungen der Demenzerkrankten nur ein kleiner Bestandteil.<br />
Den Gesundheitsberaterinnen ist es gelungen, in den meisten Familien ein besseres<br />
Verstehen der Erkrankung zu erreichen, Umgangsstrategien mit ihnen zu erarbeiten<br />
oder konkrete Tipps und Hinweise zum Umgang zu geben. Im Ergebnis erlebten 80 %<br />
der Angehörigen damit erhebliche oder zumindest eine geringfügige Entlastung im All-<br />
tag.<br />
Bereits in <strong>EDe</strong> I konnte die Schlussfolgerung gezogen werden, dass die individuellen<br />
häuslichen Beratungen und Schulungen zum Umgang mit den veränderten Verhal-<br />
tensweisen im Alltag zu einer tatsächlichen Entlastung der Angehörigen führten. Dies<br />
kann auch <strong>für</strong> die Zielgruppe in <strong>EDe</strong> <strong>II</strong> gefolgert werden, wobei es sich hier <strong>für</strong> die Fa-<br />
milien in der Regel um das Einfinden in eine neue Situation handelt und andere Prob-<br />
lemlagen existieren, die im Detail individuellere Beratungsinterventionen erfordern.<br />
7.2.3 Erhalt von Selbstständigkeit versus Entscheidungsübernahme<br />
Demenzerkrankte Menschen haben mit zunehmenden kognitiven Einbußen neben<br />
dem Verlust von praktischen Alltagsfähigkeiten auch Schwierigkeiten, Entscheidungen<br />
zu treffen oder Probleme zu lösen. 148 Verschiedene qualitative Studien konnten zeigen,<br />
dass je mehr andere die Kontrolle über das Leben der demenzerkrankten Menschen<br />
übernehmen, umso mehr kommt es zu weiteren kognitiven Einbußen oder sogar zu<br />
Realitätsverlusten in Form von auditiven oder visuellen Halluzinationen. 149 In der Studie<br />
von Stechl zur subjektiven Wahrnehmung und Bewältigung der Demenz im Frühstadi-<br />
um haben alle 25 demenzerkrankten Interviewteilnehmerinnen und -teilnehmer Auto-<br />
148 Steeman, E.; Dierckx de Casterlé, B. et al. (2006), S. 731<br />
149 Steeman, E.; Dierckx de Casterlé, B. et al. (2006), S. 732<br />
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