EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV
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heitsberaterinnen schilderten, dass die Erkrankten ihre Fähigkeiten häufig überschät-<br />
zen und sehr selbstständig agieren würden. Daraus ergäben sich im Alltag der Fami-<br />
lien diverse Probleme, z. B. Gefahren durch Autofahren, divergierende Einschätzungen<br />
dazu, was die Demenzerkrankten noch selbstständig können oder fehlende Möglich-<br />
keiten, Hilfen anzunehmen, weil die Demenzerkrankten dies nicht <strong>für</strong> notwendig hiel-<br />
ten. Gleichermaßen zögerten die Angehörigen oft damit, Hilfen anzunehmen und ent-<br />
sprechende Entscheidungen zu treffen, weil sie dies nicht gegen den Willen oder „hin-<br />
ter dem Rücken“ der Erkrankten einleiten wollten.<br />
Die Gesundheitsberaterinnen äußerten im Workshop zudem, dass – ähnlich wie bei<br />
der „Beaufsichtigung“ eines demenzerkrankten Elternteils – die pflegenden Kinder die<br />
Übernahme von Entscheidungen zum Teil als grenzüberschreitend wahrnehmen und<br />
dies dann nur sehr zögerlich täten. Gleiches wurde berichtet von Ehepaaren, bei denen<br />
der nun demenzerkrankte Partner oder die Partnerin früher immer wesentliche Ent-<br />
scheidungen getroffen habe und der pflegende Partner oder die Partnerin nun diese<br />
Rolle übernehmen müsse. Diese Situationen würden eine Menge an Konfliktpotenzial<br />
<strong>für</strong> die Familien bergen.<br />
Das Problem der Übernahme zu vieler Tätigkeit <strong>für</strong> die Demenzerkrankten zeigt sich in<br />
den Evaluationsverfahren kaum: Vereinzelt äußerten die demenzerkrankten Menschen<br />
gegenüber den Gesundheitsberaterinnen „unter vier Augen“, dass sie froh seien, nun<br />
richtig stellen zu können, was die oder der Angehörige in Bezug auf ihre nicht mehr<br />
vorhandenen Fähigkeiten geäußert hat. Die Einschätzung der Gesundheitsberaterin-<br />
nen, dass pflegende Angehörige zu viele Tätigkeiten die Demenzerkrankten übernäh-<br />
men, findet sich in der Beratungsdokumentation ebenfalls nur vereinzelt und eher zu-<br />
rückhaltend.<br />
„pA fühlt sich deshalb ein wenig allein auf weiter Flur … Ein klein wenig bekommt<br />
man aber auch den Eindruck, dass kein anderer es "richtig" macht … und dass<br />
sie der Erkrankten weniger zutraut als vielleicht möglich wäre“<br />
Interventionen und Wirkungen<br />
Erläuterungen und Sensibilisierung <strong>für</strong> die Erkrankung<br />
Die Umgangsstrategien der Gesundheitsberaterinnen beinhalteten zunächst Erläute-<br />
rungen und Sensibilisierungen <strong>für</strong> die Erkrankung:<br />
„MmD braucht lange, um beispielsweise sich selbst einen Cappuccino zuzuberei-<br />
ten. Findet sich immer noch nicht in der Küche zurecht, sucht jedes Mal wieder<br />
dieselben Dinge. Erläutere den Kindern, sie in ihrem Tempo machen zu lassen,<br />
um ihr das Gefühl der Selbstbestimmung nicht zu nehmen.“<br />
„MmD empfindet vieles als Einmischung und reagiert oftmals aggressiv. Obwohl<br />
pA einen Pflegekurs besucht hat, kann sie nur ganz schwer mit dem verändertem<br />
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