EDe II - Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung eV
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Situation in den Familien<br />
In der Eingangsbefragung (n=60) wurde ein großes Bedürfnis der Angehörigen nach<br />
mehr gesellschaftlicher Offenheit im Umgang mit der Erkrankung deutlich. Die Hälfte<br />
der antwortenden pflegenden Angehörigen war der Meinung, dass ihre Situation durch<br />
mehr Offenheit verbessert werden könne. Ebenso wünschte sich ein großer Teil der<br />
Befragten mehr und besser zugängliche Informationen über die Erkrankung und Unter-<br />
stützungsangebote. Zugleich gaben die Angehörigen eine große eigene Offenheit be-<br />
züglich der Thematisierung der Erkrankung gegenüber Freunden, Verwandten und<br />
Nachbarn an. 95 % gaben an, bereits vor dem Projekt mit diesen über die Erkrankung<br />
gesprochen zu haben. Allerdings gaben nur 10 % an, vorher ausführlich und 48 % zu-<br />
vor oberflächlich mit den demenzerkrankten Angehörigen gesprochen zu haben. 42 %<br />
gaben an, dies noch gar nicht getan zu haben. 137<br />
Umgehen/Verschweigen des Themas<br />
In den Fallkonferenzen schilderten die Beraterinnen immer wieder die Schwierigkeiten<br />
von Beratungssituationen in Familien, in denen das Thema „Demenz“ verschwiegen<br />
oder umgangen wurde. Ein Umgehen des Themas geschah auf Seiten der pflegenden<br />
Angehörigen nach ihren Aussagen meist auf Grund der Sorge um unvorhersehbare<br />
Reaktionen der Erkrankten, wenn sie damit konfrontiert würden, oder der Erfahrung<br />
aggressiver Reaktionen in der Vergangenheit. So passierte es immer wieder, dass sie<br />
den Gesundheitsberaterinnen vor dem ersten Kontakt mit den demenzerkrankten An-<br />
gehörigen genaue Verhaltensregeln gaben. Das reichte von der Bitte, nicht zu sagen,<br />
dass ihr Besuch etwas mit der Demenzerkrankung zu tun habe, bis hin zur Aufforde-<br />
rung, nach dem Gespräch mit der pflegenden Tochter bei dem demenzerkrankten Va-<br />
ter (in separater eigener Wohnung im selben Haus) von der Haustür aus neu anzuklin-<br />
geln und auf keinen Fall von dem Kontakt zur Tochter zu erzählen.<br />
Auch von Seiten der Demenzerkrankten wurde das Thema häufig umgangen, was von<br />
den Angehörigen teilweise als extrem belastend empfunden wurde. Hier gibt die Bera-<br />
tungsdokumentation weiteren Aufschluss über diesbezügliche Situationen in den Fami-<br />
lien.<br />
„Erkrankter spricht alleine mit dem Arzt und sagt, dass alles in Ordnung ist.“<br />
„Der Augenarzt hat dem Erkrankten gesagt, dass er aufgrund seiner Sehschwä-<br />
che kein Auto mehr fahren darf. Das teilt er aber keinem anderen mit. Seine Frau<br />
hat es zufällig erfahren.“<br />
137 Zu beachten ist allerdings, dass der Fragebogen nur von knapp der Hälfte der einbezogenen Angehöri-<br />
gen ausgefüllt wurde.<br />
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